Ein verhaengnisvoller Winter
Abend kurz da war. So, ich werd jetzt erst mal dem Herrn Fagel was zu essen machen. Hat er was getrunken, während ich weg war?“
„Nein, er hat die ganze Zeit geschlafen. Soll ich dir noch helfen mit ihm?“
„Nein, danke. Und du hast selbst auch genug zu tun, drüben.“
„Also gut. Bis morgen, dann.“
„Ja, tschüss Anneliese.“ Josefine sah der humpelnden Anneliese hinterher und machte sich dann auf in die Küche, um etwas zu essen für den kranken Mann zu bereiten.
W enig später stand sie kauend am Fenster. Sie hatte ihren Patienten versorgt und nun aß sie endlich ihr heiß ersehntes Butterbrot. Sie fühlte sich erschöpft wie seit langem nicht mehr. Es war noch nicht einmal die ganze körperliche Arbeit. Die ganzen traurigen Umstände um sie herum machten ihr das Herz schwer. Seufzend biss sie noch einmal in ihr Brot und dachte innerlich stöhnend an die ganze Stallarbeit, die noch vor ihr lag. Bei dem Gedanken an die schwer beladene Mistgabel tat ihr jetzt schon das Kreuz weh. Heute war Freitag. Ihre Freundinnen zu Hause trafen sich heute Abend bestimmt wieder mit ein paar Bekannten und machten sich einen lustigen Abend. Sie würden erzählen und lachen und andere Menschen sehen. Josefine hatte die große Wanduhr zur Gesellschaft, die sie mit ihrem Ticken wahnsinnig machte.
Sie steigerte sich gerade in ihr Selbstmitleid hinein, als sie eine Bewegung vor dem Fenster ablenkte. Sie sah Richard, der an ihrem Fenster vorbeifuhr. Sie hörte auf zu kauen und beobachtete, wie er sein Fahrrad abstellte. Den schickte der Himmel. Ob er gleich auch zu ihr hinüber kam und wieder seine Hilfe anbot? Hoffentlich. Seit Dienstag, als er ihr geholfen hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Nicht, dass sie sonderlich viel Wert auf seine Gesellschaft legte, aber die Hilfe bei der Arbeit, die könnte sie jetzt gut gebrauchen. Hoffnungsvoll sah sie ihn von seinem Fahrrad wegtreten und als er in ihre Richtung kam, anstatt zu seinem Bruder zu gehen, legte sie schnell das Brot weg und lief zur Tür.
Kapitel 3
Richard hob die Hand, um zu klopfen, als die Türe auch schon aufgerissen wurde und eine strahlende Josefine ihn überschwänglich begrüßte.
„Richard! Wie schön, dass du hier bist“, rief sie erleichtert, als hätte sie ihn vermisst. Verdutzt und erfreut starrte er sie an. „Ja, nun, das ist aber eine nette Begrüßung“, sagte er schließlich.
Josefine lief rot an. „ Ja, also, ich meinte, nett, dass du mal vorbeischaust.“
Und da hatte er sich die letzten Tage mit Absicht ferngehalten, da er nicht so aufdringlich erscheinen wollte. Hätte er gewusst, wie angenehm sie auf seinen Besuch reagieren würde, dann wäre er schon eher wieder hier aufgetaucht. Bei der Margot, da war es der Gedanke an seinen besten Freund gewesen, der ihn veranlasst hatte, ab und an vorbeizukommen und zu schauen, ob es dessen Witwe auch gut ging. Das war er seinem toten Freund schuldig. Aber jetzt, da war der Grund für seine Besuche ein anderer. Die Josefine, die gefiel ihm. „Ja, Josefine, ich hab gedacht, ich komm mal vorbei und seh nach, wie du zurechtkommst.“
„Das ist lieb von dir, Richard. Komm doch rein“, erwiderte Josefine und tr at einladend von der Türe zurück. Das ließ Richard sich nicht zweimal sagen und als Josefine ihn in die geräumige Küche führte, betrachtete er anerkennend ihr wohl geformtes Hinterteil.
„Ich hab mir grad ein Brot geschmiert. Möchtest du auch etwas essen?“, fragte Josefine, als sie sich nun zu ihm rumdrehte.
Das wurd e ja immer besser, dachte Richard. Jetzt lud sie ihn schon ein, mit ihm zusammen zu speisen. „Gern, danke“ antwortete er. Sein Blick fiel auf die Wurst, die ihn da vom Teller anlachte und gutgelaunt nahm er Josefine gegenüber Platz. „Der Toni hat erzählt, der Herr Fagel ist jetzt auch so krank?“, begann er ein Gespräch. Ehrlich gesagt, wusste er nicht so recht, was er mit ihr erzählen sollte. So anständige Mädchen wie die Josefine, die nahmen sich normalerweise nicht die Zeit, sich mit ihm zu unterhalten. Davon traf man zugegebenermaßen auch nicht viele in der Kneipe, wo er für gewöhnlich seine freie Zeit verbrachte. Und die Mädchen, denen er auf dem Bau hinterhergrölte oder pfiff, die waren ihm auch nicht sehr freundlich gesonnen. Nun zermarterte er sich bei jedem Gespräch mit Josefine das Hirn, um sie ja nicht merken zu lassen, was für ein Blödmann er in Wirklichkeit war.
„Ja, er liegt im Bett und schläft“, antwortete sie
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