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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Worten ging sie wieder rüber. Josefine schnappte sich ärgerlich den Schrubber. Als wenn sie ernsthaft an so einem wie dem Richard interessiert wäre. Nein, danke. Für Säufer und Schläger, da hatte sie noch nie was übrig gehabt. Und wenn der Richard dachte, mehr als Dankbarkeit für seine Hilfe zu erhalten, dann war das seine eigene Schuld. Er hatte ihr seine Hilfe ja praktisch aufgedrängt, nicht wahr? Josefine schrubbte ärgerlich die Stufen. Trotzdem dachte sie mit gemischten Gefühlen an den kommenden Besuch ihres Gehilfen.
     
    In der folgenden Nacht seufzte Josef Fagel leise vor sich hin. Man konnte es sowohl als Segen als auch als Fluch sehen, dass man, je älter man wurde, umso weniger Schlaf zu brauchen schien. Die halben Nächte lag er schlaflos im Bett. Wäre er nur nicht immer noch so schwach, dann könnte er jetzt wenigstens, wie üblich, nachts im Haus umherwandern. Er seufzte noch einmal und sah dann erstaunt zur Türe, als diese leise geöffnet wurde. Verwundert blickte er zum Fenster, doch kein Licht strömte durch die Gardinen.  Gab es jetzt schon Frühstück? Er könnte schwören, es wäre mitten in der Nacht. Er reckte seinen Arm und knipste mit unsicheren Fingern sein Nachttischlämpchen an. Als die Gestalt näher kam, erkannte er, dass es gar nicht das Weib war, welches sich seit Wochen hier eingenistet hatte, sondern jemand anderes. „Du!“, stieß er krächzend aus. „Was hast du hier zu suchen?“ Er hielt erschrocken inne, als die Person ans Bett trat und ihm das Kopfkissen grob unter seinem Kopf weggerissen wurde. Er stieß einen verwunderten Schrei aus. Zu mehr kam er nicht mehr, ehe ihm das Kissen fest aufs Gesicht gedrückt wurde. Josef brüllte, doch seine kraftlosen Schreie gingen gedämpft im Kissen unter. Er fuchtelte verzweifelt mit seinen Armen und Beinen und versuchte, das Kissen von seinem Kopf zu ziehen, aber es war sinnlos. Er schlug um sich, doch alles, was er erreichte, war, dass sein Wecker vom Schränkchen fiel. Schon bemerkte er, wie ihn seine wenigen Kräfte verließen und als er mit letzter Kraft noch einmal vergeblich versuchte, Luft zu holen, wurde das Kissen nur noch fester auf seinen Mund gedrückt. Ungläubig erkannte Josef, dass dies sein Ende war.
     
    Josefine schlug müde die Augen auf. Was hatte sie geweckt? Hatte der kranke Josef nach ihr gerufen? Es ging ihm zwar wieder besser, aber man wusste ja nie. Schläfrig lauschte sie einen Moment. Als sie nichts als Stille vernahm, schloss sie wieder die Augen. Sie wollte gerade wieder eindösen, als sie meinte, die Türe ins Schloss fallen zu hören. War der Mann wieder so fit, dass er nachts schon alleine aufs Klo ging? Ob er doch gerufen hatte, weil er mal musste? Josefine seufzte und stand auf. Sie ging in den Flur und knipste das Licht an. Sah dem Alten ähnlich, dass er lieber im Dunkeln durch das Haus tastete und riskierte, sich den Hals zu brechen, als Licht anzumachen und Geld für Strom zu verschwenden. Josefine öffnete leise die Tür zu Fagels Schlafzimmer, nur für den Fall, dass sie sich getäuscht hatte und er doch noch schlief. Zu ihrer Überraschung sah sie den alten Mann friedlich schlummernd in seinem Bett liegen. Sogar sein Atem ging ruhig. Kein Rasseln war zu hören. Vorsichtig schloss Josefine die Tür und tapste zum Fuß der Treppe. Auch unten war alles ruhig. Sie zuckte die Achseln. Wer weiß, was sie im Halbschlaf gehört hatte. Gähnend ging sie wieder in ihr Bett.
     
    Als Josef Fagel sich immer noch nicht gerührt hatte, nachdem Josefine die Kuh gemolken, die übrige Stallarbeit verrichtet und das Federvieh versorgt hatte, nahm sie an, dass sie ihm das Frühstück heute nochmal ans Bett bringen sollte. Gestern hatte er zwar trotz Josefines Bedenken darauf bestanden, zum Frühstück wieder unten zu erscheinen, aber wahrscheinlich hatte er seine Kräfte überschätzt. Sie machte ein Tablett mit Frühstück zurecht und stieg die Treppe hinauf. Sie betrat das Schlafzimmer, stellte das Tablett auf den Nachttisch, ging zum Fenster und zog die Gardinen zur Seite. „So, Herr Fagel, ihr Frühstück“, rief sie, während sie den Ausblick aus dem Fenster genoss. Sie weckte ihn zwar ungern, aber sie musste mit ihrer Arbeit fertig werden. Sie trat an das Bett. „Herr Fagel“, rief sie etwas lauter, „Frühstückszeit.“ Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Oh, nein!“, murmelte sie dann erschrocken. Josefine hatte schon genug Tote gesehen, um zu erkennen, dass

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