Ein verhaengnisvoller Winter
ihm jetzt. „Möchtest du auch einen Tee, Richard?“
Auf Anhieb fielen ihm ein halbes Dutzend Getränke ein, die er alle lieber getrunken hätte, aber es erschien ihn nicht sehr schlau, dies jetzt zu erwähnen. „Aber gern“, antwortete er deshalb mit einem Lächeln. „Und was macht die Margot?“
„Der geht es schlecht.“ Josefine berichtete Richard von ihrem heutigen Besuch , während sie beide aßen. „So“, sagte sie schließlich und räusperte sich, „jetzt muss ich aber weitermachen. Ich hab noch viel zu tun. Die Kuh melken und-.“
„Ich kann dir ja helfen“, unterbrach er sie eifrig und zu seiner Freude zögerte sie diesmal nicht, sein Angebot anzunehmen.
Ein paar Tage später trat Josefine mit dem Putzeimer in der Hand raus auf den Hof. Sie hatte vor, die zwei Stufen vor der Türe zu schrubben, als sie Lisbeth rauchend auf dem Hof stehen sah. „Tag, Lisbeth.“
Lisbeth nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette und stieß dann den Rauch langsam aus. Dann kam sie die paar Schritte zu Josefine herüber. Ihre Nachbarin sah geschafft aus wie immer und wenn sie schon eine ihrer kostbaren Zigaretten rauchte, dann musste auch wieder irgendetwas vorgefallen sein. „Josefine, willst du zu Margot ins Krankenhaus? Soll einer von uns rüberkommen?“, fragte sie nun, als sie Josefine erreicht hatte.
„Nein, danke. Ich wollt zwar gleich rüber zu Margot, aber dem Herrn Fagel geht es heute viel besser. Ich kann ihn, glaub ich, ruhig die paar Stunden alleine lassen.“
Lisbeth schnaufte. „Der ist auch unverwüstlich. Der überlebt uns noch alle.“
„Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass er sich noch einmal erholt. Aber da kannst du mal sehen. Und so ein kleines Würmchen, wie Margots Gabi, die hat so schwer zu kämpfen und es scheint hoffnungslos.“
„Wie geht es der Kleinen denn?“
„Seit Tante Uschi sie vor ein paar Tagen abgeholt hat, hat sich ihr Zustand zumindest nicht weiter verschlechtert. Dass sie immer noch lebt, nehm ich als gutes Zeichen. Ich warte jetzt auch noch auf den Postboten, ehe ich zu Margot fahr. Vielleicht hat Tante Uschi in ihrem heutigen Brief etwas Erfreuliches zu berichten.“
„Und wie geht es dir? Dich kriegen wir ja gar nicht mehr zu Gesicht, außer im Vorbeigehen, wenn wir rüberkommen, um auf den Fagel aufzupassen.“
„Ja, tut mir leid, Lisbeth. Bei der ganzen Arbeit komm ich einfach nicht dazu.“
Lisbeth zog noch einmal an der Zigarette und warf sie dann auf den Hof. „Du hast ja neuerdings Unterstützung, was?“, sagte sie dann beiläufig, während sie sich darauf konzentrierte, die Kippe auszutreten.
Josefine sah sie forschend an. „Wenn du auf den Richard anspielst, ja, er hilft mir ab und an.“
Lisbeth schnaufte wieder abfällig und hob die Kippe vom Boden auf.
Ärgerlich kreuzte Josefine die Arme vor der Brust. „Was soll denn das Schnaufen?“
„Du glaubst doch nicht, dass der dir aus reiner Nächstenliebe hilft?“
„Doch, natürlich“, beharrte Josefine.
„Wenn du das glaubst, bist du naiver, als ich gedacht hab“, stieß Lisbeth angewidert aus.
Obwohl sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, erklärte Josefine empört: „Er hat doch vorher der Margot auch seine Hilfe angeboten. Und sollte er an mir interessiert sein, denn das ist es ja wohl, was du andeuten möchtest, dann hat er eben Pech gehabt. Ich bin auf jeden Fall nicht an ihm interessiert.
„Hoffentlich weiß er das auch.“
„Was soll denn das heißen ? Willst du mir etwa unterstellen, ich hätte ihm schöne Augen gemacht?“ Josefine versuchte, empört zu klingen, aber mit einem Anflug von schlechtem Gewissen musste sie zugeben, dass sie überaus freundlich zu Lisbeths Schwager gewesen war, damit er öfters helfen kam. Aber ganz bestimmt hatte sie ihn nicht glauben lassen, sie wäre an ihm interessiert.
Lisbeth sah sie ruhig an. „Pass bloß auf, auf was du dich da einlässt. Der Toni, der war auch immer nett und höflich zu mir, bis er hatte, was er wollte.“
„Also, jetzt reicht es aber. Für was für eine hältst du mich eigentlich?“
„Dann würd ich mich an deiner Stelle auf was gefasst machen. Denn wenn der Richard rausbekommt, dass du ihn an der Nase herumführst, dann lernst du ihn mal richtig kennen.“
Josefine gefiel es gar nicht, was sie da zu hören bekam. „Also, Lisbeth, ich weiß, du meinst es gut, aber-.“
„Ja, ja, reg dich ab. “ Müde winkte Lisbeth ab. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Mit diesen
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