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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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schaute er zufällig auf den kleinen Haufen von Gegenständen, die vor ihr auf dem Teppich lagen. Er neigte den Kopf und betrachtete die Sachen genauer. Ein Stein, eine Feder, ein zerschlissenes Haarband. Und ein schmutzig weißer, dünner Zopf mit einer pinkfarbenen Schleife. » Ist das Pferdehaar? «
    » Hm. Das ist von dem großen Balfzar, einem Blitzpferd. «
    Nach kurzem Nachdenken erinnerte sich Jack daran, dass jemand von einem riesigen Schimmel namens Balthazar erzählt hatte, der für Bailiwick angeschafft wurde, damit er Evan auf seinen Ausritten begleiten konnte. » Und die Feder? «
    » Die gehört Pomme. Er ist ein Pirat! « Sie hielt sie hoch und betrachtete betrübt den vom vielen Benutzen zerschlissenen Federkiel. » An seinem Hut sah sie schöner aus. «
    Colins Frau Pru hatte von einer fahrenden Schauspieltruppe erzählt, die von einem außergewöhnlichen Mann namens Pomme geführt wurde. Fasziniert ließ sich Jack auf ein Knie nieder und hob den Stein auf. » Und woher stammt dieser Stein? «
    » Das ist kein Stein « , vertraute Melody ihm an. » Das ist Onkel Aidans Herz. « Der Stein hatte tatsächlich die Form eines Herzens, wenn man genauer hinsah. » Er hat es Maddie gegeben und Maddie mir. «
    Aidan und ein Herz aus Stein – Jack grinste amüsiert.
    Das Haarband stammte ebenfalls von Maddie, wie sich herausstellte, und während Melody weiterplapperte, erinnerte sich Jack daran, dass genau dieses Haarband den Hinweis geliefert hatte, dass Maddie von ihrem verrückten ersten Ehemann auf dem Dachboden gefangen gehalten wurde.
    Jack ließ das Band nachdenklich durch die Finger gleiten. So viele Abenteuer. Gefahren, vor denen er sie nicht hatte beschützen können. Aufregende Zeiten, an denen er keinen Anteil hatte. Und doch immer behütet und geliebt. Zumindest während der letzten Wochen und Monate. Er wünschte bloß, er wäre ebenfalls von Anfang an da gewesen.
    Das Bedürfnis überkam ihn, auch etwas zu Melodys Schatzsammlung, die ihr so sehr am Herzen lag, beizusteuern. Er richtete sich auf und klopfte sich das Hosenbein ab. Wo hatte er bloß …?
    Aha. Als er auf einem der Bücherborde herumkramte, förderte er eine Muschel von einem jamaikanischen Strand zutage, eine Goldmünze von einem gekenterten Schiff, eine winzige Schnupftabakdose aus Porzellan und dann das, was er eigentlich suchte.
    Sie kreischte auf, als er es ihr zeigte. » Eine Schatztruhe! «
    Es war eigentlich bloß eine kleine geschnitzte Holzkiste, doch sie hatte ihm gefallen, weil sie mit dem gewölbten Deckel und dem kunstvollen eisernen Verschluss wirklich aussah wie die Miniaturausgabe einer Schatztruhe.
    » Für kleine Piraten « , sagte er, als sie sich hinhockte, um ihre Schätze darin zu verstauen. Die arme Feder erlitt ein paar weitere Blessuren, bis der Deckel richtig schloss, doch dieser Pomme würde es Melody sicher nicht übelnehmen.
    Jack richtete den Blick erneut erst auf seine Andenken aus aller Welt und dann auf Melodys Schätze, beides Zeugnisse einer ausgesprochenen Sammelleidenschaft. Die Ähnlichkeit war frappierend.
    Unser Kind.
    Er hatte es lange genug aufgeschoben, sich dem Tiger zu stellen. Zeit, auf den Speicher zurückzukehren und die Wahrheit herauszufinden.

Siebtes Kapitel
    Dieses Mal flog kein Geschirr. Als Jack die Tür zum Trockenboden aufschloss, stand Laurel an dem verschmierten Sprossenfenster und blickte durch die einzige Scheibe, die einigermaßen sauber war. Warum auch immer.
    Er sollte sie begrüßen, allein schon aus Höflichkeit. » Guten Morgen. «
    Sie bedachte ihn mit einem angewiderten Blick und sagte nichts, doch ihre Haltung sprach Bände. Sie war alles andere als ruhig, sondern innerlich vermutlich zutiefst aufgewühlt. Nun, ihm erging es nicht anders. » Unser Kind « , sagte er. » Sie ist unser Kind. «
    » Ja, unser Kind. « Ihr Ton war scharf. » Oder denkst du dir gerade etwas aus, um es abzustreiten? «
    Ohne es zu merken, hatte er laut ausgesprochen, was eigentlich nur als eine Art Selbstvergewisserung gedacht war. Als Bestätigung einer Tatsache, die er noch kaum zu glauben wagte.
    » Nein. Natürlich streite ich nichts ab. «
    Ein kalter Blick traf ihn. » Es macht mich krank, wenn ich daran denke, dass du nicht einmal wusstest, dass ich es war. «
    Wieder einmal fand Jack nicht die richtigen Worte. In seinem Kopf waren sie vorhanden, doch er brachte es nicht fertig, sie sinnvoll und logisch zu formulieren. Ich wusste es. Irgendwo in meinem Innern wusste ich, dass

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