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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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du nicht Amaryllis warst, aber ich konnte es nicht zugeben. Mit ihr war ich schließlich verlobt, und deshalb war es nicht ganz falsch, was ich tat – es ließ sich schließlich leicht in Ordnung bringen. Dachte ich zumindest. Mit dir hingegen, das war eine andere Sache, eine unehrenhafte. Aber ich brauchte es so sehr, dass ich mich selbst belog, um mein Tun irgendwie rechtfertigen zu können. Du hast mir in jener Nacht das Leben gerettet – wenn du nicht zu mir gekommen wärst, hätte ich mich erschossen …
    Das alles hätte er ihr gerne gesagt, doch nichts davon kam ihm über die Lippen.
    Verdammt, er musste es zumindest versuchen. Und sie dazu bringen, ihn zu verstehen. Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, schaute er ihr direkt ins Gesicht. » Du … du hast mir in jener Nacht das Leben gerettet. «
    Sie drehte sich nicht um, sondern starrte weiter aus dem Fenster. » Und als Dank hast du meines zerstört. «
    Er wandte den Blick ab. » Ja, das habe ich wohl. «
    Laurel wusste, worum es ihm ging. Sie spürte es einfach, denn seine Gedanken schienen sich ihr auf geheimnisvolle Weise mitzuteilen. Er wollte, dass sie ihm verzieh – und ihm Melody nicht wegnahm.
    Doch sie hatte sich fest vorgenommen, ihm nichts mehr zu glauben. Kein Wort, kein Versprechen, keine Bitte und kein Flehen mehr für bare Münze zu nehmen. Schon gar nicht in dieser ungleichen Ausgangsposition, in der er ihre Gefangenschaft als Druckmittel einsetzen konnte. Er glaubte wohl, sie sei leicht zu überreden.
    » Ich möchte gehen « , sagte sie deshalb bewusst kalt.
    » Wohin? Wohin willst du? «
    Sie schloss die Augen. » Weit weg. Irgendwohin, wo ich frei atmen und leben kann. Wo mich niemand als seinen Besitz betrachtet oder mich bedrängt und benutzt. Ich will jeden Tag meine Tochter aufwecken und sie lachen und spielen sehen und wissen, dass sie mir nie wieder genommen wird. « Sie öffnete die Augen und drehte sich zu ihm herum. » Wirst du mir geben, was ich mir wünsche? «
    » Das kann ich nicht. «
    Sie zog die Schultern hoch und lehnte die Stirn an das kühle Glas. » Dann habe ich dir nichts mehr zu sagen. «
    Jack starrte sie an. Von der Laurel, die er einst gekannt hatte, war nichts geblieben. Sie war misstrauisch geworden, steckte voller Zorn und Aggression – und er hatte das Gefühl, dass ein einziges falsches Wort reichte, die letzten Dämme ihrer Beherrschung niederzureißen.
    Damit sie ihm überhaupt zuhörte, musste er erst einmal reden, seinen Käfig verlassen. Nur dann konnte er sie erreichen und hoffen, dass sie ihn verstand – und begriff, dass Melody hier zu Hause war.
    » Ich nehme an, du wunderst dich, dass wir alle in diesem Herrenclub leben. Auch die Damen. Es ist wegen Melody, weißt du. Alles für Melody. «
    Als sie ihn abwartend ansah, fuhr er entschlossen fort. » Es war zunächst ein Geheimnis – zumindest glaubten sie das, Aidan und Colin. Sie schmuggelten Melody in ihre Zimmer, haben ihr zu essen gebracht … « Er hielt inne, weil seine Worte nach Käfighaltung eines Haustiers klangen und kaum geeignet schienen, Laurel die Vorzüge von Melodys neuem Aufenthaltsort schmackhaft zu machen. Stotternd und stammelnd redete er weiter und hatte immer stärker das Gefühl, sie niemals überzeugen zu können.
    » Die Dienerschaft … die anderen Mitglieder, all die alten Knaben … Sie sind völlig verrückt nach Melody. Sie wickelt jeden um den Finger – es ist fast unheimlich … Wenn du sie kennen würdest … «
    In diesem Moment wirbelte sie zu ihm herum. » Tja, das tue ich leider nicht, und genau das ist mein Problem. Ich kenne meine eigene Tochter nicht. « Sie kam auf ihn zu, bebend vor Zorn. » Alle hier, die Damen, die alten Knaben, die Diener, lieben meine Tochter. « Sie stieß ein unfrohes Lachen aus. » Erwartest du etwa, dass ich mich auch noch für euch freue? «
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging erregt zum Fenster zurück, presste beide Hände gegen die Scheibe. Jack konnte sich vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Natürlich hatte sie recht – es war schrecklich unfair, dass der niederste Lakai im Brown’s Melody besser kannte als ihre eigene Mutter.
    Trotzdem gab er nicht auf, redete weiter auf sie ein und war schon froh, dass sie ihm zuhörte. Zumindest hoffte er das, denn eine Bestätigung erhielt er nicht. Sie stand einfach weiterhin eisig und still am Fenster, und er konnte nur beten, dass er einigermaßen die richtigen Worte fand.
    So viel hatte er schon lange

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