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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Personal.
    » Ich hab sie den ganzen Weg runter festgehalten, Wibbly… Äh, Mr. Wilberforce « , versicherte Evan. » Ich hab aufgepasst, dass sie nicht auf den Boden fällt. «
    Wilberforce neigte leicht den Kopf. » Ich gehe trotzdem davon aus, dass dieses Ereignis sich nicht wiederholen wird « , sagte er würdevoll.
    » Nein, Sir. Wir wollten es nur einmal ausprobieren. «
    Melody rollte sich von Evan herunter und gegen Wilberforces Beine. Quer über seinen auf Hochglanz polierten Schuhen liegend, schaute sie mit dem Daumen im Mund zu ihm hoch. » Ich hab Hunger. «
    Der Majordomus beugte sich leicht vor und schaute zu ihr hinunter. » Ich glaube, der Koch backt gerade wieder Zitronenkuchen, kleine Mylady. «
    Große blaue Augen weiteten sich erwartungsvoll. » Kann ich meinem Papa ein Stückchen davon bringen? «
    » Ich bin mir sicher, dass der Koch mit größtem Vergnügen das beste Stück für Seine Lordschaft aussucht. «
    Melody kicherte über die pompösen Worte. Dann rappelte sie sich auf und schoss den Flur hinunter zur Dienstbotentreppe. » Bye-bye. «
    Evan stand ebenfalls auf und ordnete seine Kleidung. » Sie wissen, dass sie gerade erst gefrühstückt hat, oder? «
    Wilberforce zog die Augenbrauen eine Spur in die Höhe. » Und Sie nicht, Master Evan? «
    Der Junge grinste. » Für Zitronenkuchen ist immer Platz « , meinte er, bevor er sich umdrehte und zum Abschied unbekümmert winkte. » Bis dann, Wibblyforce. «
    Wilberforce blieb in der Halle zurück, äußerlich ein Bild extremen Gleichmuts. In seinem Innern allerdings sah es ganz anders aus. Hatte ihn doch erst gestern Abend der alte Lord Bartles mit einem zerstreuten » Schlafen Sie gut, Wibblyforce « bedacht.
    Würdevoll, alter Junge. Immer würdevoll bleiben.
    Als endlich die Morgensonne aufging und den Himmel so weit erhellte, dass Licht durch das verschmierte Dachbodenfenster fiel, öffnete Laurel die Augen. Verwirrt starrte sie auf die gekalkten Deckenbalken und Dachvorsprünge und wusste einen Augenblick lang nicht, wo sie sich befand. Jedenfalls nicht in ihrem Zimmer im Anwesen der Comptons und auch nicht im Haus ihrer Kindheit. Die Decke sah ja fast aus wie …
    Ein Dachboden. Ich bin auf dem Speicher eines Herrenclubs in London eingesperrt.
    Ihr Zorn, den sie als Waffe brauchte, um sich nicht erneut unterkriegen zu lassen, kehrte machtvoll zurück.
    Ich bringe Jack um. O ja. Ich werde ihn umbringen, ziehe bunte Sachen zu seiner Beerdigung an und reiße schmutzige Witze.
    Mit vulgärer Geschmacklosigkeit versuchte sie die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Sie stand auf, rieb sich den steifen Nacken und merkte, dass sie schrecklich hungrig war. So hungrig, dass sie sich schon einbildete, Essen zu riechen. Aber es war keine Fatamorgana.
    Auf einem kleinen Beistelltischchen, das sie am Abend zuvor nicht bemerkt hatte, stand ein Tablett mit Deckel. Laurel eilte barfuß durch den Raum, und das zerbrochene Porzellan fiel ihr ein. Wo war es geblieben? Weg. Nichts mehr zu sehen. Nicht eine einzige Scherbe. Überhaupt wirkte der ganze Raum sauberer als am Vorabend. Und sie war sich plötzlich ganz sicher, dass sowohl das Tischchen als auch der hübsche Stuhl daneben erst nachträglich hergebracht worden waren.
    Welche Heinzelmännchen mochten da am Werk gewesen sein? Diener? Wohl kaum, denn die würde Jack schwerlich in seine Pläne einweihen und ihnen verraten, dass er eine Frau auf dem Dachboden gefangen hielt.
    Sie hob den glänzenden Deckel des Silbertabletts und seufzte zufrieden beim Anblick, der sich ihr bot. Ein großer Laib feines weißes Brot. Ein dickes Stück Käse. Glänzende rote Äpfel. Ein einfaches Mahl, jedoch ausreichend und lecker. » Nun « , sagte sie in den leeren Raum. » Wie es aussieht, soll ich eine Zeit lang hierbleiben. «
    Sie schloss die Augen bei dieser Vorstellung, aber alles Grübeln würde die Tür nicht öffnen. Da war es schon besser zu essen, damit sie wenigstens bei Kräften blieb. Sie schaute auf das Tablett, und ihr fiel auf, dass es nichts gab, womit sie hätte essen können. Kein Messer. Keine Gabel. Nicht einmal einen Löffel. Hatte er es vergessen, oder fürchtete er, sie könnte das Besteck als Waffe missbrauchen? Männer!
    Sobald sie satt war, deckte sie den Rest ab und stellte ihn für später beiseite. Was sollte sie jetzt tun? Vielleicht die Kisten und Truhen, in denen sie gestern das Geschirr entdeckt hatte, noch einmal durchwühlen? Vielleicht fand sich ja ein Werkzeug, mit dem sich die

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