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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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Moment später glitten seine Hände sanft an ihren Oberarmen hinab.
    Elizabeth hob eine zitternde Hand und berührte das Collier, das sie zuletzt bei ihrem Debütball getragen hatte. „Danke …“, flüsterte sie überglücklich, dass sie die Juwelen wiederhatte.
    Langsam drehte er sie zu sich herum. Mit einem Finger fuhr er sanft über eine seidige Locke und strich dann über ihr Gesicht. Wortlos senkte er seinen Mund auf ihren, umwarb sie mit der gleichen verführerischen Süße wie beim ersten Mal. Es war ein Kuss für sie, und sie schmolz sofort dahin. Unwillkürlich verschränkte sie ihre Hände in seinem Nacken, schob sie in sein Haar. Ihre Lippen öffneten sich, fühlten seine, suchten sie, sobald er sich zurückziehen wollte. Also fing der Kuss wieder von vorne an, bis er seinen Mund von ihrem löste und mit den Lippen über ihre Wange strich. Atemlos und benommen lehnte sie sich an ihn und spürte seine Finger in ihrem Haar. Dann richtete er sie auf. „Glaube mir, Elizabeth, ich mag dich …“, sagte er leise, nahm ihre Hand und führte sie hinaus.

11. KAPITEL
    Vor der Ankündigung hatten sie ein vorzügliches Mahl verzehrt. Jedenfalls beschrieb Edwina es am folgenden Morgen in allen endlosen Einzelheiten. Elizabeth selbst hatte keinen Appetit verspürt und hätte beim besten Willen nicht sagen können, was sie überhaupt gegessen hatte. Nach dem sardonischen Blick, den Stratton ihr zugeworfen hatte, schien sich jeder Bissen in ihrem trockenen Mund in Asche zu verwandeln, und sie hatte begriffen, dass Küsse nicht zählten. Er hatte ihr nicht verziehen, und sie war ihm wegen der Halskette immer noch verpflichtet.
    Sie hatte ihn schon wieder beleidigt, seine Entschuldigung zurückgewiesen und angedeutet, dass er zu edleren Gefühlen nicht fähig wäre. Dann soll es so sein, hatte ihr sein Augenausdruck stumm zu verstehen gegeben. Und sie hatte es aus seiner Rede herausgehört, deren grausame Doppeldeutigkeit jedoch nur sie begreifen konnte. Sprachgewandt hatte er den Eindruck vermittelt, es gäbe ein Band tiefer Zuneigung zwischen ihnen, ohne das direkt auszusprechen. Mit seiner Neckerei, dass es wohl seiner Gattin zuzuschreiben wäre, wenn sie schönen Nachwuchs bekämen, war es ihm gelungen, sie zum Erröten und alle zum Kichern zu bringen.
    In der freundlichen Haltung seiner Mutter hatte sie ein herzliches Willkommen gelesen, als er öffentlich verkündete, dass er Kinder mit ihr haben wollte. Er hatte sich damit gebrüstet, welches Glück er mit der Wahl seiner Gattin gehabt hatte, und nur sie wusste, dass dieses Glück auf das Konto ihrer Großmutter ging. Die unterschwellige Botschaft war deutlich: Er war es zufrieden, ihren Körper und ihre Mitgift anzunehmen. Er hatte nichts zu beklagen … aber sie vielleicht …
    Sie verspürte einen Stich im Herzen, als sie daran dachte, dass dies unter anderen Umständen der schönste Tag ihres Lebens hätte sein können. Wenn sie sich die Verwandten ihres Zukünftigen hätte aussuchen können, wären es wohl ebensolche Menschen gewesen wie diese, die ihn als Familienmitglied und Freund schätzten. Wenn sie sich das Aussehen oder das Benehmen ihres Gatten hätte aussuchen können, wäre es wohl genau das von Ross Trelawney gewesen. Welche Ironie, wie perfekt er sein konnte: stark, schön, geistreich, weltgewandt. Keine Frau konnte sich einen besseren Gemahl wünschen … und doch war alles so falsch …
    Während ihres bittersüßen Tête-à-Tête hatte er bekannt, sie zu mögen, und doch hatte er sie mit jedem Blick oder Wort gequält. Er hatte gesagt, dass Geld nicht sein Hauptgrund war, dennoch hatte er nur wenige Tage vorher mit ihrer Großmutter stundenlang über den Bedingungen für die Übergabe ihrer Mitgift verhandelt.
    Und heute war Sonntag, und zum ersten Mal seit über einem Jahr hatte sie Hugh Clemence fortgeschickt, als er sie abholen wollte, und eine Migräne vorgeschützt. Oder eigentlich hatte Edwina es ihm mitgeteilt, denn selbst dazu hatte sie nicht den Mut aufgebracht. Sie hatte die Kinder und Jane und ihren Sohn im Stich gelassen, weil sie ein Feigling war.
    Noch hatte sie nicht geschworen, Ross zu ehren und ihm zu gehorchen. Doch sie war kaum zwei Tage mit ihm verlobt, und schon gehorchte sie ihm. Sie verabscheute sich dafür.
    „Es würde mir gar nicht gefallen, wenn ich feststellen müsste, dass du weiterhin gegen meinen ausdrücklichen Wunsch mit Dirnen aus dem East End verkehrst“, hatte er ihr ruhig erklärt, als sie und Edwina

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