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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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extra dafür gesorgt, dass das Duell mit dem Erscheinen der Verlobungsanzeige in der Zeitung zusammenfällt.“ Sie klopfte mit dem Messer auf die Times , die neben ihrem Teller lag. „Er hat seine ehrenhaften Absichten ihr gegenüber öffentlich gemacht und ihre Stellung und ihren Ruf wiederhergestellt.“ Sie grinste verschmitzt. „Ich wette, bevor der Tag zur Neige geht, liegen jede Menge Visitenkarten und Einladungen auf dem Kaminsims.“
    Fünfzehn Minuten später stieg Edwina hocherfreut die Treppe hinauf. In der Hand hielt sie das erste der erwarteten Billets. Sie begann zu summen, während sie noch einmal las, dass Lady Regan hoffte, dass Mrs. Sampson und Lady Elizabeth Rowe an diesem Nachmittag ihren kleinen Salon mit ihrer höchst willkommenen Anwesenheit beehren würden.
    „Wo willst du denn damit hin“, schnauzte sie plötzlich, als sie die Zofe ihrer Enkelin mit einem Essenstablett über den Korridor eilen sah. Josie erschrak. „Möchte Lady Elizabeth im Bett frühstücken?“
    Die Zofe glotzte ihre Herrin an und nickte stumm.
    Edwina besah misstrauisch Milch, Rührei, Toast, Butter und Marmelade. „Ist sie krank?“
    Wieder nickte Josie nur.
    „Nun, allzu schlecht kann es ihr nicht gehen, wenn sie das alles verdrücken will. Sie hat schon seit ihrer Jugendzeit morgens kein Rührei mehr gegessen.“
    Josie schluckte hörbar.
    „Ich werde ihr das Frühstück selber bringen. Ich möchte mit meiner Enkelin sprechen.“ Es folgte ein Gerangel um das Tablett. „Was soll das, du aufsässige Göre?“, brüllte Edwina. „Willst du vielleicht ohne Referenzen hinausgeworfen werden?“
    Josie schüttelte den Kopf. Ihre Unterlippe begann zu zittern, sie brach in Tränen aus und ließ unvermittelt das Tablett los.
    Edwina stolperte rückwärts, doch es gelang ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden. „Hör auf zu flennen, und mach dich nützlich“, knurrte sie. „Mach Lady Elizabeths Tür auf.“
    „Was hat diese Aufregung zu bedeuten, Großmama?“ Elizabeth kam aus ihrem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Sie trug ein himmelblaues Nachtgewand, und ihr perlmuttfarbenes Haar fiel in schimmernden Kaskaden bis zu ihrer schmalen Taille hinab.
    „Gar nichts“, antwortete Edwina verstimmt. „Nur dass dieses freche Biest mich ärgert.“
    „Danke, Großmama.“ Elizabeth nahm ihr mit einem angedeuteten Lächeln das Tablett ab.
    „Oh … ich werde mich zu dir setzen, während du isst, Liebes. Ich habe sehr interessante Neuigkeiten für dich. Übrigens, was fehlt dir eigentlich?“, fragte sie mit einem forschenden Blick in das blasse Gesicht ihrer Enkelin. „Du hast dunkle Ringe unter den Augen. Hast du schlecht geschlafen?“
    „Ja, ich hatte eine unruhige Nacht“, gab Elizabeth sofort zu. „Mir war nicht ganz wohl. Ich werde mich noch eine Weile ausruhen und komme dann in etwa einer Stunde herunter, damit du mir berichten kannst, was passiert ist.“ Sie lächelte die Großmutter liebreizend an. „Josie“, rief sie dann und bedeutete ihrer Zofe mit einer kurzen Kopfbewegung, die Tür zu öffnen.
    Sobald sie im Zimmer waren, schlug die Bedienstete rasch die Tür hinter ihnen zu. Elizabeth legte warnend einen Finger auf ihre Lippen, als Josie zu weinen anfangen wollte.
    Edwina stand draußen und presste ein Ohr an die Tür. Dann zuckte sie die Achseln, betrachtete die Einladung in ihrer Hand und schlenderte lächelnd zu ihren Räumen, um ihre Garderobe nach einem passenden Kleid für den nachmittäglichen Salon in der Brook Street zu durchforsten.
    „Bist du hungrig?“, fragte Elizabeth freundlich.
    Der kleine Junge starrte sie ernst an.
    Sie hockte sich neben ihn und nahm eine seiner kleinen Hände. „Komm, Jack, iss ein wenig, dann fühlst du dich sicher sehr viel besser.“ Als seine Augen sich mit Tränen füllten und seine Lippen zu zittern begannen, legte Elizabeth sanft einen Finger auf seinen Mund. „Vergiss nicht … es ist ein Spiel … so etwas wie Verstecken … und wer am leisesten ist, gewinnt. Aber … wenn du den Kuchen haben willst, den ich dir versprochen habe … musst du so leise sein wie eine Maus.“
    „Ich will keinen Kuchen. Ich will meine Mama“, schluchzte der kleine Junge betrübt.
    „Ich weiß, mein Lieber. Ich werde versuchen, sie herzuholen“, versprach Elizabeth.
    Als er jedoch ehrfurchtsvoll das voll beladene Tablett auf dem Ankleidetisch betrachtet hatte, war Jacks Hunger stärker als alles andere, und verstohlen nahm er sich eine Scheibe Toast. Bald

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