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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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seinen Blick diskret über ihre verführerischen Rundungen wandern und empfand das verrückte Verlangen, sie in die Arme nehmen und zu beruhigen.
    „Wenn Sie jedoch bleiben wollen, nehmen Sie bitte Platz.“ Er sah zu, wie sie einen Bogen um ihn machte und sich auf die Kante des anderen Kaminsessels hockte. Dann kehrte er zu seinem eigenen Sitzplatz zurück und nahm Platz. Er hob sein Glas und fragte: „Möchten Sie etwas trinken? Wein? Ratafia?“
    „Ich trinke nicht.“
    „Ach ja. Gute Taten.“ Er lächelte. „Sind Sie Mitglied einer Gesellschaft von Abstinenzlern?“ Er nahm einen großen Schluck, während er auf ihre Antwort wartete.
    „Nein“, sagte sie steif. „Aber ich weiß, welchen Schaden der Alkohol bei so manchen armen Menschen anrichtet.“
    „Woher?“, fragte er interessiert.
    „Ich war in Bridewell, Newgate oder den Seitengassen von Wapping, wo ich bei der Sonntagsschule mithelfe …“ Sie brach ab.
    Ross beugte sich vor und legte die Unterarme auf die Knie. „Sie besuchen Gefängnisse und Elendsviertel?“
    Sie hörte die Überraschung und eine Spur von Missbilligung in seiner Stimme. „Ich bin heute Abend nicht hier, um über die Wohltätigkeiten, die ich unterstütze, zu sprechen. Können wir bitte zur Sache kommen? Ich möchte gerne wieder zu Hause sein, bevor man mich vermisst.“
    „Edwina weiß nicht, dass Sie hier sind?“
    Elizabeth schüttelte den Kopf. „Nein“, murmelte sie. „Aber ich bezweifle, dass sie viel dagegen einzuwenden hätte, wenn sie es wüsste …“ Sie senkte die Lider, konnte dem humorvollen Ausdruck seiner Augen nicht standhalten.
    Als sich das Schweigen zwischen ihnen in die Länge zog, warf sie ihm unter gesenkten Wimpern hervor einen Blick zu. Sie hatte ihre einstudierte Rede vergessen und konnte nur noch daran denken, wie notwendig es war, ihren Schmuck zurückzubekommen. Und so brach es aus ihr heraus: „Ich möchte meine Halskette wiederhaben.“
    „Das weiß ich.“
    „Geben Sie sie mir?“
    „Ja.“
    Sie starrte ihn misstrauisch an.
    „Und jetzt möchten Sie wissen, was ich stattdessen haben möchte.“
    Sie nickte. Sie wussten beide, was er wollte. Sie hatte seine Schmeicheleien zurückgewiesen, also würde er sofort zur Sache kommen und ihr ein eindeutiges Angebot machen. Doch trotz all seiner Erfahrenheit mit Frauen brachte er es nicht fertig. Und er war sich nicht sicher, weshalb. Vielleicht ließ ihre erschütternd schicksalsergebene Miene ihn zögern. Natürlich hatte sie all das schon viele Male von anderen Männern gehört. Er bemerkte, wie sie sich auf die Unterlippe biss, damit sie nicht zitterte. Abrupt nahm er einen Schluck Brandy. Wieder verspürte er den absurden Wunsch, sie zu beschützen, und unmittelbar danach eine heftige Verärgerung. Schließlich war sie uneingeladen zu ihm gekommen. Sie wollte verhandeln. Sie wusste genau, was er wollte. Was, zur Hölle, erwartete sie von ihm? Was sollte er ihr sagen? Heiraten Sie mich?
    „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Edwinas ursprüngliches Angebot doch kein so schlechter Vorschlag war …“ Er hörte die Worte und nahm an, dass er sie gesagt haben musste.
    Elizabeth runzelte die Stirn und versuchte, sich in ihrem benommenen Zustand daran zu erinnern, um was für ein Angebot es sich gehandelt hatte. Dann fiel es ihr wieder ein, und ihre veilchenblauen Augen weiteten sich. „Sie wird Ihnen meine Mitgift nicht überlassen“, warnte sie ihn. „Ich habe sie schon oft genug gebeten, mir einen kleinen Betrag vorzustrecken, aber sie weigert sich. Sie ist wirklich geizig“, setzte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu.
    Und da geschah es. Zum ersten Mal ließ sie ihn ihr wahres Ich unter dem Schild ihrer Hochmütigkeit sehen. Sie sah ihn tatsächlich freundlich, mit so etwas wie scheuer Kameradschaft an. Und genau darauf hatte er gewartet. Er hatte einen Blick auf die liebenswerte, temperamentvolle Frau werfen wollen, die er vor zehn Jahren aus der Ferne beobachtet hatte. „Ich werde den Bedingungen Ihrer Großmutter zustimmen“, sagte er heiser. „Schließlich hatte sie es von Anfang an so geplant.“
    „Sie plante die ganze Zeit, mich zu verheiraten“, äußerte Elizabeth lächelnd, in dem gleichen Ton freundlicher Zugeständnisse. Und dann war es plötzlich wieder vorbei. Elizabeth verstand endlich, wovon er überhaupt sprach. Rasch senkte sie den Blick, um den Bann seiner goldgrünen Augen zu brechen.
    Also wollte er doch Geld und keine Vergeltung. Und sie war nicht

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