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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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bin ganz Ihrer Meinung“, sagte Edwina und betrachtete angewidert ihr Glas. Dann verengte sie nachdenklich die Augen. „Also sind Sie immer noch unverheiratet … Ich nahm an, dass es einem der kleinen Biester inzwischen gelungen wäre, Sie in die Enge zu treiben.“
    „Sie versuchen es, Edwina“, stimmte er ihr trocken zu. „Aber sie sind nicht gut genug, als dass es ihnen gelingen würde.“
    „Sie sind ein herzloser Schuft“, schalt Edwina mit einem schiefen Grinsen und einem schlauen Blick. „Ich verstehe natürlich, dass diese flatterhaften jungen Misses, die gerade erst das Schulzimmer verlassen haben, Ihnen nicht zusagen. Na … Sie müssen doch mindestens dreiunddreißig Jahre alt sein. Sie sind ein kultivierter Mann, zu dem eine reifere Dame passen würde. Eine, die etwas älter und welterfahrener ist …“
    „Machen Sie mir einen Antrag, Edwina?“, fragte Ross mit vorgetäuschtem Ernst.
    Edwina lachte hell auf und schlug ihm in gespielter Entrüstung mit ihrem Fächer auf den Arm, doch insgeheim überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf.
    „Weshalb machen Sie also heute Abend so ein mürrisches Gesicht?“, fragte Ross beiläufig. „Abgesehen davon, dass es keinen guten Cognac gibt, natürlich.“
    Edwina sah ihn scharf an. „Nun, ich würde es Ihnen tatsächlich gerne erzählen, Stratton. Ich brauche einen Freund, dem ich mich anvertrauen kann. Sie müssen morgen vorsprechen, wir werden zusammen dinieren und alle Neuigkeiten austauschen. Sie können mich … und meine Enkelin … mit Ihren Heldentaten beeindrucken“, murmelte sie mit einem Hüsteln.
    Ross runzelte die Stirn und machte eine bedauernde Geste, während er verzweifelt nach einer triftigen Entschuldigung suchte, aber Edwina ließ ihn nicht aus den Fängen. „Es wird Zeit, dass Sie meine Enkelin kennenlernen … Und Sie werden meine Geschichte amüsant finden. Vielleicht ergibt sich ja sogar eine kleine Nebenwette für Sie daraus. Ihnen und mir ist es doch immer gelungen, eine gute Wette abzuschließen, nicht wahr?“
    „Ich habe nach Ihnen gesucht, Lord Stratton. Ich dachte, wir wollten woanders hingehen, wo es etwas Anständiges zu trinken gibt …“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme von der Terrassentür her.
    Ross blickte sich um. „Hallo, Cecily.“
    „Oh, mir war nicht bewusst, dass Sie mit Ihrer Großmutter zusammen sind.“ Die junge Frau hielt sich erschrocken die Hand vor den rot geschminkten Mund. „Oje, ist sie Ihre Großmama?“ Sie stand im Türrahmen, und das Kerzenlicht hinter ihr zeichnete ihre kurvenreiche Figur unter dem durchscheinenden Voile ab.
    Edwina warf einen kurzen Blick auf ihr festes, jugendliches Gesicht und schätzte sie auf kaum zwanzig. Aber sie war herausgeputzt und selbstbewusst – wahrscheinlich hatte sie schon mehrere Jahre als jemandes Mätresse hinter sich. Als Edwina Ross fragend anschaute, sah sie, dass er in sich hineinlachte. Bei ihrer finsteren Miene zuckte er leichthin die Schultern.
    Edwina schritt majestätisch zur Tür und musterte die junge Dame. „Ja“, schnurrte sie mit gekräuselten Lippen, „ich könnte seine Großmama sein. Aber ich frage mich doch, was Sie wohl sein könnten?“
    Verächtlich zog sie die Brauen hoch und wandte sich ab. „Ich erwarte Sie dann morgen um sieben, Stratton. Verspäten Sie sich nicht.“ Damit betrat sie den stickigen Salon und bellte Evangeline an, ihren Umhang zu holen, da sie nach Hause wolle.
    Cecily Booth beobachtete, wie die alte Dame in Begleitung ihrer Gesellschafterin den Raum verließ. Dann wandte sie sich zu ihrem Liebhaber um, sah ihn schmollend an und legte den Kopf schief. Als Ross sie nicht beachtete, trat sie zu ihm und schob besitzergreifend eine Hand in seine Armbeuge. „Wer war dieses dicke Scheusal, Ross?“, seufzte sie.
    „Eine gute Freundin.“ Ross zog ein letztes Mal an seiner Zigarre und warf sie dann in den nächtlichen Garten.
    „Ich habe dir doch gestern Abend gesagt, dass ich heute nicht zu Hause sein werde, Großmama.“
    „Ja … ja, das hatte ich vergessen. Aber es ist wichtig, dass du zum Dinner wieder zurück bist. Wir haben nämlich heute einen Gast.“
    „Kenne ich ihn?“
    „Äh … nein. Er ist ein … weit gereister Gentleman. Ein langjähriger Freund von mir, den ich schon Jahre nicht mehr gesehen habe. Wir haben früher immer Karten gespielt und ein paar Pfund riskiert, als du noch in Thorneycroft bei deinem Papa gelebt hast. Wie ich schon sagte, er ist ein Mann, der das

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