Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
wollt ihr
eigentlich von mir, hä?«
Mirko lachte verächtlich auf. »Abstreiten ist zwecklos.
Ich hab dich gesehen. Du warst bei den Eishockeyjets. Blöd
nur, dass meine Mutter genau gegenüber arbeitet und ich
sie an dem Tag mit meinem Vater abgeholt habe. Ich war
neugierig und bin in die Halle. Und wer steht da auf dem
Eis und trainiert mit den Jets? Dreimal darfst du raten!«
Verflixte Kacke! Warum hatte ich nicht besser aufgepasst?
Aber jetzt war es zu spät, sich darüber zu ärgern.
Ich beschloss, erst einmal alles zu leugnen. Meine Young-Indians-Kameraden sahen nämlich gerade verdammt stinkig
aus. Wie echte Indianer auf Kriegsfuß eben.
»Da musst du dich verguckt haben«, behauptete ich so
cool wie möglich.
Tobi schlug sich laut klatschend die Hände auf die Oberschenkel.
»Jetzt auch noch feige sein! Nee, Rick, ich erkenne
dich echt nicht wieder«, regte er sich auf.
Von hinten bekam ich einen Schubs, und das war ganz
genau der Moment, in dem mir dermaßen die Hutschnur
hochging, dass ich fast … AAARRGH!
»Was wisst ihr schon?«, schrie ich los. »Wenn Johann
mich nicht auf der Bank festfrieren lassen würde, dann …dann …«
»Was dann?«, hörte ich plötzlich Nelly sagen, die durch
das frostige Schneegebüsch zu uns gestoßen war.
Finster blickte sie in die Runde. »Spinnt ihr!?«, meckerte
sie. »Was soll das?«
Tobi rief empört: »Wenn hier einer spinnt, dann ja wohl
Rick. Wer ist denn hinter unserem Rücken zu den Eishockeyjets
übergelaufen, hä?«
»Ups, hat er wohl ganz vergessen, dir zu sagen, was,
Nelly?«, fügte Marko höhnisch hinzu.
»Quatsch!«, sagte Nelly ärgerlich.
»Frag ihn!«, rief Matze. »Los, frag ihn, Nelly!«
Langsam wanderten Nellys Bernsteinaugen zu mir. »Das
ist doch Unsinn, Rick, nicht wahr?«, fragte sie unsicher lächelnd.
Ich habe mal gehört, dass man meistens nur ungefähr
zehn Prozent seines Gehirns benutzt. Jetzt, wo Nellys fragende
Augen auf mich gerichtet waren und mein Mund so
trocken wie ein Sack voll Mehl wurde, hätte ich gut die
restlichen neunzig gebrauchen können. Aber da war nichts.
Nur ein dunkler, luftleerer Raum – mein komplett verpeiltes
Hirn. Ich fühlte mich schlagartig extrem unwohl in
meiner Haut. Aber irgendwie machte mich das Ganze hier
auch echt sauer. Ach was, noch viel schlimmer: wütend!
Wütend! Wütend!
»Ihr wisst genau, dass es mein Traum ist, Eishockeyprofi
zu werden«, motzte ich deshalb in die Runde. »Und dann
bin ich im Maschteich eingebrochen, und Wutz hat gesagt,
dass ich dadurch wohl kapiert habe, wie schnell alles
vorbei sein kann und …« Ich stockte, hob die Hände, ließ
sie wieder fallen und suchte nach den richtigen Worten.
»Meine Oma sagt immer, man soll seinen Traum leben und
nicht nur davon träumen.«
Ich kam mir vor wie in einem schlechten Hollywoodfilm.
Doch wenn es nun mal so war. Was sollte ich tun?!
»Und dein Traum sind die Eishockeyjets?«, flüsterte
Nelly traurig.
Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Aber was ich
weiß, ist, dass ich keinen Bock habe, den Rest der Saison
auf der Bank zu hocken und ewig nur von Johann blöd angepflaumt zu werden.«
»Das heißt ja nicht gleich, dass Johann es auf dich abgesehen
hat, Rick. Er macht sich nur Sorgen um dich.«
»Darauf kann ich gut verzichten«, brummte ich noch immer wütend.
»Genau!«, rief eine hohe Stimme aus dem Gebüsch. »Und
jetzt lasst ihn gefälligst in Ruhe. Sonst sehe ich mich leider
gezwungen, Frau Püttelmeyer zu holen.«
Finn kam hervor und zupfte sich etwas gefrorenes Laub
aus der Strickmütze. »Ihr benehmt euch wie eine Bande
uralter Mafiosi«, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
»Nicht alte Mafiosi, sondern alte Freunde«, gab mein
Kumpel Vladi zurück.
Die anderen nickten und Vladi rief: »Indianer!«
»Servus!«, antwortete meine Mannschaft wie aus einem Mund.
Mir wurde ganz flau im Magen. Unser Beschwörungsruf – den
ich
vielleicht bald nicht mehr rufen würde.
Auf dem Nachhauseweg wich Finn nicht von meiner Seite.
Er redete und redete, aber ich hörte ihm nicht zu. Ich war viel zu fertig wegen der Young Indians und Nellys enttäuschter
Augen.
Eigentlich wusste ich gar nicht, wie das gehen sollte.
Ich meine, einmal Indianer, immer Indianer, hatte mein
Freund Chrissy mal gesagt. Obwohl er inzwischen in Stuttgart
wohnte, war er den Young Indians treu geblieben. Also
nicht, dass er jedes Mal von Stuttgart zum Training angefahren
kam oder so. Nö, er spielte überhaupt kein Eishockey
mehr. Er hatte
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