Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
versprach, so bald wie möglich wieder herzukommen, ließ sie sich überreden, zurück zum Auto zu gehen. Dort angekommen, streckte Hannah Leon ihre Hand hin. »Auch wenn der Besuch sehr kurz war, danke ich Ihnen trotzdem für die nette Einladung.«
Leon ergriff ihre Hand und hielt sie länger fest als eigentlich nötig. »Ich danke Ihnen für den Besuch.« Lächelnd beugte er sich zu Paula hinunter. »Und du überredest deine Mama, ganz bald wieder hierher zu kommen, nicht wahr?«
Paula nickte heftig.
»Also dann.« Hannah öffnete die Autotür und ließ Paula und Billa einsteigen.
»Auf Wiedersehen – ich rufe Sie an.« Leon wartete, bis Hannah ihre Tochter angeschnallt hatte, dann hielt er ihr zuvorkommend die Fahrertür auf. »Und vergessen Sie den Quatsch, den ich eben geredet habe.«
Hannah, die sich hinter dem Steuer ihres Wagens etwas sicherer fühlte, zuckte betont lässig mit den Schultern. »Mal sehen.« Sie lächelte, schloss die Tür und ließ den Motor an.
Leon trat einen Schritt zurück und nahm Mario, der ihnen heftig nachwinkte, bei der Hand. Hannah sah im Rückspiegel, wie er ihnen nachblickte und dann seinen Sohn hochhob und einmal durch die Luft schwenkte, bevor er mit ihm davonging.
9. Kapitel
»Dir ist schon klar, dass du mir gerade ein Date versaut hast«, warf Leon seinem Freund und Kollegen Martin vor, während sie die halb gekippte Buche betrachteten, die, nur von wenigen Ästen der nebenstehenden Bäume gehalten, in den See und dort auf einen nagelneuen Anlegesteg zu stürzen drohte.
»Was sollte ich denn machen? Klaus und Rudolf sind heute bei einem Fußballspiel, und Igor ...« Martin hielt inne und sah Leon von der Seite an. »Was hast du gesagt? Ein Date? Du hast doch niemals Dates.«
»Diesmal schon«, brummelte Leon. »Oder es hätte zumindest eines werden können, wenn wir die Kinder ...«
»Kinder? Du hattest Mario dabei? Das ist doch wohl nicht dein Ernst.« Verständnislos schüttelte Martin den Kopf. »So was ist doch kein Date!«
Leon winkte ab. »Hannah war mit ihrer kleinen Tochter bei uns zu Besuch, und wir wollten ...« Was sie wollten oder vielmehr, was er gerne gewollt hätte, verschwieg er. »Aber vermutlich war es sogar besser, dass du uns unterbrochen hast.« Als er daran dachte, was er zuletzt zu Hannah gesagt hatte, schüttelte er erneut den Kopf und ärgerte sich über sich. »Allzeit bereit – also wirklich«, murmelte er.
»Was bitte?« Martin spitzte die Ohren und hielt Leon am Arm fest, bevor dieser Weggehen konnte. »Wer ist allzeit bereit?«
Leon schüttelte seine Hand ab. »Vergiss es! Ich war nur kurz davor, mich lächerlich zu machen, das ist alles.«
»Oh.«
»Was?« Er sah Martin von der Seite an, der feixend die Arme vor der Brust verschränkt hatte. »Du wirst doch wohl nicht endlich zu den Lebenden zurückkehren?«
Leon winkte ab. »Ich hätte besser gar nicht davon angefangen.«
»O doch, mein Freund.« Martin lachte. »Und wenn wir dieses Ungetüm von Baum da weggeschafft haben, will ich wissen, wer sie ist und wie sie es geschafft hat, dich zu einem Date zu überreden.«
»Du triffst dich mit einem Mann und erzählst mir kein Sterbenswörtchen davon?« Entrüstet stemmte Silke die Hände in die Hüften und machte ein Gesicht, als habe Hannah sie soeben aufs höchste beleidigt. »Wer ist er, was macht er, wie sieht er aus?«
Hannah verkniff sich ein Grinsen. »Du klingst wie meine Mutter beim Kreuzverhör.«
»Sag bloß, du hast deiner Mutter schon von ihm erzählt und mir noch nicht!« Silkes Augen sprühten mittlerweile Funken.
Hannah legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Ich kann mich beherrschen, Silke. Wenn ich ihr von ihm erzählt hätte, wäre sie bereits auf dem Weg zu mir, um die Hochzeitseinladungen zu besprechen.«
Silke entspannte sich und kicherte. »Sie will dich also noch immer unbedingt unter die Haube bringen?«
»Dir nicht ganz unähnlich«, gab Hannah unfreundlich zurück, lächelte aber. »Sie begreift einfach nicht, warum ich so einen netten, unkomplizierten Mann wie Torsten gehen lassen konnte. Und jetzt glaubt sie, ich würde keinen Mann mehr abkriegen und eines Tages an Einsamkeit eingehen.«
»Der Gedanke ist mir allerdings auch schon gekommen«, meinte Silke, schaltete die Kaffeemaschine aus und schraubte den Deckel auf die Kanne. Dann gingen sie gemeinsam zu Hannahs Küchentisch, der zu einem kleinen Kaffeekränzchen liebevoll gedeckt war. »Wann warst du
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