Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
ein bisschen?« Richard lächelte. »Ich fand sie sehr nett. Und übrigens, hübsch ist sie auch. Und sie hat so einen schönen Namen! Theresia Mayer.«
»Das interessiert mich nicht«, unterbrach Leon ihn grollend. »Sie ist einfach unerträglich. Und sie schafft es auch noch ständig, mich anzurufen, wenn ich gerade mitten bei der Arbeit bin und den schlechtesten Empfang habe. Obwohl ... vielleicht ist das sogar gut, denn dann bekomme ich nur die Hälfte ihrer Tiraden mit. Mayer heißt sie also? Theresia?«
»Sag bloß, du kennst noch nicht mal ihren Namen, Junge. Also wirklich!« Richard schüttelte entrüstet den Kopf. »Warum gibst du ihr eigentlich nicht deine Festnetznummer?«
Leon tippte sich an den Kopf. »Damit sie mich auch noch nach Feierabend nerven kann? Auf keinen Fall. In meiner Freizeit habe ich Besseres zu tun, als mich mit dieser Ziege abzugeben.«
»Nun mach aber mal einen Punkt.« Ruhig deutete Richard auf den Sessel und wartete, bis sein Neffe sich wieder gesetzt hatte. »So kenne ich dich ja gar nicht. Warum hast du sie eigentlich noch nicht persönlich getroffen?«
»Wozu? Sie ist auch nur eine nervtötende, eigensinnige, egoistische ...«
»Leon!« Richard machte eine heftige Handbewegung, mit der er seinen Neffen zum Schweigen brachte. »Was ist nur in dich gefahren? Frau Mayer ist eine sehr nette Person, und ihre ...«
»Ich will nichts mehr davon hören!«, polterte Leon ungehalten.
»Du hast doch damit angefangen.« Richard schüttelte ungehalten den Kopf. »Aber wenn du noch weiter in dieser Tonart hier herumschnauzt, muss ich wohl mal für einen Moment lang vergessen, dass du ein erwachsener Mann bist.«
»Entschuldige«, sagte Leon etwas ruhiger. »Sie bringt mich nur ständig auf die Palme. Und ich habe genug andere Probleme, als dass ich mich auch noch dauernd mit dieser Furie ...«
»Leon!«
»Schon gut. Ich glaube, es ist besser, wenn ich wieder gehe.«
»Und ich glaube, es wäre besser, wenn du uns endlich erzählst, was dich wirklich bedrückt.«
Überrascht blickte Leon hoch und genau in das Gesicht seiner Tante Agnes, die mit einem Tablett voller Tassen, Teller, einer Kaffeekanne und einer Dose mit Weihnachtsplätzchen in der Wohnzimmertür stand. Sie stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab, bot ihrem Neffen eine Tasse Kaffee an und goss sich, als er mit einem Kopfschütteln ablehnte, selbst von dem dampfenden Getränk ein. »So aufgebracht habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Und schon gar nicht so ungerecht einer Frau gegenüber, die du nicht einmal persönlich kennst.« Sie biss in ein Butterplätzchen. »Und weil ich das nicht länger dulden werde, verlange ich hier und jetzt eine Erklärung. Also, raus mit der Sprache. Was ist der wirkliche Grund für deine schlechte Laune?«
Leon fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und ließ sie dann dort, die Ellbogen auf seine Knie gestützt.
Agnes sah Richard vielsagend von der Seite an und beugte sich dann ein Stück zu Leon vor. »Ich warte«, sagte sie bewusst streng. Sie hatte Leon seit seinem sechsten Lebensjahr aufgezogen und wusste genau, wie sie mit ihm umgehen musste.
»Ich ...«
»Ja?« Sie beugte sich noch ein wenig weiter vor.
»Verdammt!« Er schüttelte den Kopf, ließ ihn jedoch weiterhin auf seine Hände gestützt. »Ich habe ihr vertraut. Ich habe gedacht...« Er stieß ein gequältes Seufzen aus. »Ich bin ein Idiot.«
»Das möchte ich dir gerne bestätigen.« Agnes lächelte leicht, als er empört den Kopf hob. »Aber dazu solltest du uns zunächst sagen, von wem du überhaupt sprichst.«
»Sie ... Hannah. Hannah Mayer.« Er nahm ein Plätzchen, zerbröselte es jedoch nur auf seinem Kuchenteller. »Sie ... ich habe sie im Park kennengelernt. Sie ist die Mutter eines Mädchens aus Marios Kindergartengruppe. Wir waren ... wir haben...«
»Ihr habt euch ineinander verliebt.«
Leon zuckte zusammen, nickte dann und schüttelte fast gleichzeitig den Kopf. »Ich dachte es, aber ... Es war wohl ein Irrtum, nichts weiter.«
»Warum glaubst du, dass es ein Irrtum war?«, hakte Richard nach und goss sich nun auch einen Kaffee ein.
Leon rieb sich erneut mit den Händen übers Gesicht. Warum sollte er ihnen nicht davon erzählen? Agnes und Richard waren seine Familie; sie hatten ihn immer unterstützt und zu ihm gehalten. Doch er schämte sich ein bisschen, dass er offenbar den gleichen Fehler zweimal gemacht hatte. Um sich zu beruhigen, atmete er tief ein. »Ich hätte gleich
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