Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
Kapitel
Vergnügt ließ sich Hannah zwei Wochen später auf ihre Couch sinken und sah ihre Post durch. Paula lag nach einem ereignisreichen Tag im Tierheim bereits im Bett und schlief fest; sie selbst war nach dem Nachmittag, den sie allein mit Leon verbracht hatte, so glücklich wie selten zuvor. Sie wäre gerne länger oder sogar wieder über Nacht bei ihm geblieben, jedoch hatte sie morgen einen sehr frühen Baustellentermin, für den sie heute Abend unbedingt noch Unterlagen vorbereiten wollte. Sie hatten sich erst für Samstagabend verabredet, da Leon freitags zu einer Fortbildung fahren musste.
Hannah überlegte, dass ihr die Zeit bis dahin sehr lang werden würde, als ihr zwischen zwei Werbeflyern ein handbeschrifteter Briefumschlag auffiel. Sie lächelte. Die Handschrift kannte sie. Schade, dass Paula schon schlief; Torsten hatte den Brief bestimmt geschickt, damit seine Tochter ihren Spaß daran hatte.
Sein alljährlicher Besuch vor Weihnachten stand an; sicherlich würde er in den kommenden Tagen anrufen, um das genaue Datum mit ihr abzusprechen.
Hannah blickte sich im Wohnzimmer um. Dieser Raum und die Küche waren einigermaßen wohnlich geworden. Zumindest hatten sie und Paula in den vergangenen zwei Tagen Papierweihnachtssterne und einen Adventskalender aus Pappkerzen gebastelt und damit die Einrichtung verschönert. Doch so wirklich recht war es ihr nicht, jetzt auch noch Besuch zu empfangen. Leon hatte sie bisher erfolgreich davon abbringen können, herzukommen. Bei ihm zu Hause war es einfach viel schöner und komfortabler. Außerdem konnte man sich nach einem Spaziergang durch die winterlich eisige und mit Raureif überzogene Landschaft so wunderbar an seinem offenen Kamin aufwärmen.
Achselzuckend öffnete sie den Brief. Torsten und seine Frau Birgit waren wohl – außer Silke – die einzigen Menschen, die sie sich ohne Vorbehalte traute, hierher einzuladen. Dennoch überlegte sie, ob sie den beiden diesmal nicht lieber raten sollte, in einem Hotel zu übernachten. Was war, wenn der Strom wieder ausfiel? Ihr Vermieter hatte bisher noch keinen Elektriker geschickt. Zwar hatte es seit neulich keinen Zwischenfall mit der Hauptsicherung gegeben, aber man konnte ja nie wissen.
Seufzend überflog Hannah die Zeilen, die tatsächlich hauptsächlich an Paula gerichtet waren. Torsten erzählte von seinem neuen Haus in der Schweiz und in seiner ihm eigenen lustigen Art von seiner und Birgits neuen Arbeitsstellen.
Als das Telefon klingelte, schrak Hannah zusammen.
»Mayer?« Sie grinste. »Ich lese gerade deinen Brief. Nein, natürlich nicht, sie schläft schon längst. Wie? Ach ja, ganz gut soweit. Ich habe einen Auftrag so gut wie beendet und zum Glück schon zwei neue. Wann wollt ihr denn hier sein?« Sie runzelte die Stirn. »So früh diesmal ... Nein, ist schon in Ordnung, das macht mir nichts aus. Ich müsste dann nur eine Verabredung absagen ...« Sie lachte. »Du wirst es kaum für möglich halten, die Verabredung ist mit einem Mann ... Nein, wirklich! Ach was, er wird euch sicher gerne kennenlernen. Am Samstagnachmittag also? Ja, schon, aber eigentlich wäre es mir lieber, wenn ihr in ein Hotel gehen würdet.« Sie verdrehte die Augen. »Haha, sehr witzig. Nein, weißt du, das Haus hier ist nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Eine Bruchbude, um genau zu sein. Dauernd geht etwas kaputt und der Vermieter ... Ach was, ich erzähle euch davon, wenn ihr hier seid. Aber unter diesen Umständen wäre es wirklich angenehmer für euch ... Doch, bestimmt! ... Na gut, dann bereden wir das am Samstag. Bis dann also! Und grüß Birgit von mir.«
Hannah schaltete das Telefon aus und legte es auf den Couchtisch. Torsten und Birgit wollten also schon an diesem Wochenende herkommen und bis zum dritten Advent bleiben. Hoffentlich kam bis dahin endlich ein Elektriker, um den verfluchten Sicherungskasten zu überprüfen, sonst würde sie selbst jemanden herbestellen.
Am besten versuchte sie, Leon gleich morgen zu erreichen, um ihn über ihre geänderten Pläne zu informieren und ihm ein gemeinsames Essen im Restaurant mit Torsten und Birgit vorzuschlagen. Sie hatte ihm ja bisher noch gar nichts über Paulas Vater erzählt, allerdings hatte er auch nicht danach gefragt. Vielleicht glaubte er, sie sei ähnlich traumatisiert wie er. Aus seinen wenigen Andeutungen hatte sie geschlossen, dass Marios Mutter ihn einst sehr verletzt haben musste.
Sie konnte wirklich von Glück sagen, dass ihr so etwas
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