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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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gewisser Weise war es erleichternd. Ich hatte in den Staaten
Geld gespart, und ich wußte, daß es hier eine starke Adventisten-Gemeinde gab.
Ich habe diese Farm gekauft, bin der Gemeinde beigetreten, habe mir hier ein
Leben aufgebaut. Unsere Gemeinschaft ist so engverwoben — abgekapselt, muß man
wohl sagen, daß ich nicht mal erfahren habe, daß Daddy... mein Vater Jumbie Cay
verkauft hat. Wer hat die Insel gekauft, und warum mußte er verkaufen?«
    »Der Käufer war ein gewisser Klaus
Schechtmann.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Ganove, der früher ein sehr
lukratives Telefon-Wettbüro in San Francisco betrieb. Dort wurde Anklage gegen
ihn erhoben, und er setzte sich ab. Jetzt betreibt er dieselbe Art Geschäft von
einem Anwesen am Goat Point aus.«
    Sie schloß die Augen, schüttelte den
Kopf.
    »Ihr Vater stand offenbar bei
Schechtmann hoch in der Kreide und mußte ihm anstelle von Geld die Insel
überlassen.«
    »Der alte Narr.«
    »Ich fürchte, es kommt noch schlimmer.
Schechtmann beherbergt einen untergetauchten azadischen Staatsbürger namens
Dawud Hamid, der in Kalifornien eine Frau vergewaltigt und ermordet hat. Er kam
nie vor Gericht, weil er diplomatische Immunität genoß. Vor zwei Tagen hat
Schechtmann die Frau und die Tochter dieses Hamid aus dem azadischen
Generalkonsulat in San Francisco entführt; die Frau ist entweder einem Unfall
zum Opfer gefallen oder umgebracht worden, und Schechtmann hat sich mit der
Kleinen davongemacht. Jetzt ist er mit ihr auf Jumbie Cay, und ich bin hier, um
sie zurückzuholen.«
    Regina Altagracias Finger hatten sich
um die Armlehne ihres Sessels gekrallt. »Ist mein Vater in die Sache
verstrickt?«
    »Das kann ich nicht sagen, aber ich
nehme es nicht an. Ich glaube eher, daß er auch nur Schechtmanns und Hamids
Opfer ist, genau wie die Kleine.«
    »Es fällt mir schwer, ihn mir als Opfer
vorzustellen. Wie wollen Sie das Kind zurückholen?«
    »Ein Wasserflugzeug bringt mich heute
nacht in die Nähe der Insel. Ich schwimme an Land. Dort habe ich einen
Verbindungsmann, einen gewissen Nel Simpson, der mir helfen und uns in seinem
Boot hierher zurückbringen soll.«
    »Simpson kenne ich. Wie sind Sie an den
gekommen?«
    »Durch einen Freund Ihres Vaters, einen
gewissen Zeff Lash...«
    »Nein! Trauen Sie diesem Mann nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Hat er gesagt, er sei ein Freund
meines Vaters?«
    »Ja.«
    »Das stimmt nicht. Mein Vater hat ihn
von der Insel gejagt, als ich noch dort war — weil er ein Falschspieler war.
Lash hat damals geschworen, sich an ihm zu rächen.«
    Aber Lash hatte mir doch erzählt, er
besuche Zebediah Altagracia öfter, und er war offensichtlich auch zu
Schechtmanns Zeiten noch auf Jumbie Cay gewesen. Wenn er dort nicht den alten
Mann besucht hatte, wen dann? Nel Simpson? Oder...?
    Ein ungutes Gefühl trieb mich zu der
Frage: »Ms. Altagracia, kennen Sie einen gewissen Cam Connors, der vom
Prinzessin-Juliana-Flughafen aus eine Chartergesellschaft betreibt?«
    »Connors, Connors... Natürlich! Er ist
ein Freund von Zeff Lash, auch ein Spieler. Ich bin ihm einige Male auf Jumbie
Cay begegnet — er kam nicht nur zum Kartenspielen, sondern flog auch
Versorgungsgüter auf die Insel. Mir ist, als hätte ich kürzlich irgendwas über
ihn gehört? Aber was?«
    Ich schwieg, während sie auf ihrer
Unterlippe kaute und nachdachte.
    »Cam Connors... ja. Er ist
schwerverschuldet, wegen irgendwelcher illegaler Glücksspielgeschichten, und
jetzt droht seiner Chartergesellschaft der Bankrott.«
    Also war Cam — der behauptete, nie
einen Fuß auf Jumbie Cay gesetzt zu haben — zum Kartenspielen dort gewesen. Und
jetzt steckte er bis über den Kopf in Spielschulden. Selbst wenn Schechtmann
nicht zu seinen Gläubigern gehörte, hatten solche Typen doch oft ihre
Arrangements untereinander. Schechtmann einen Gefallen zu tun konnte Connors
nicht schaden. Schechtmann eins auszuwischen würde seine Firma den Geiern
anheimfallen lassen.
    Connors wollte mich reinlegen.
    Jetzt fielen mir einige Dinge wieder
ein — Kleinigkeiten, aber dennoch bedeutsam: die französischen Wortwechsel
zwischen Connors und Lash, die merkwürdigen Blicke. Lashs Versuch, mir Angst
einzujagen, meine nächtliche Debatte mit Cam. Sein beharrliches Bemühen, mir
seine Begleitung aufzudrängen, und dann, als ich ablehnte, seine Weigerung, mir
eine Pistole zu beschaffen. Er verabscheue Waffen, hatte er mir erklärt, er
besitze keine und werde unter keinen Umständen jemandem eine besorgen.
    Ich hatte

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