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Ein Winter mit Baudelaire

Ein Winter mit Baudelaire

Titel: Ein Winter mit Baudelaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Cobert
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breitmachen …«
    Andere Stimmen bekräftigen dies mit Kraftausdrücken und lautem Murren.
    Er dreht sich um: Drei Männer kommen auf ihn zu. Vom Alter her um die dreißig, vielleicht auch vierzig. Potenzielle Nanars vom Trottoir, natürlich noch jünger und gesundheitlich besser in Schuss. Vor der Kante des Belüftungsgitters bleiben sie stehen.
    Er macht seine Tasche wieder zu, bleibt jedoch sitzen.
    »Los, du Arschloch, verzieh dich!«
    Er steht auf, stellt seine Sachen neben sich ab und dreht sich zu ihnen um.
    »Braver Junge …«, bemerkt die Säuferstimme, offensichtlich die des Anführers. »Die Pulle kannst du hierlassen«, fügter hinzu.
    In aller Ruhe zieht Philippe sein Glied aus der Hose und pinkelt auf den Belüftungsschacht. Den dreien verschlägt es vor Überraschung die Sprache. Dann geht der Anführer auf ihn los.
    »Dreckiger Wichser!«
    Er gibt ihm einen so kräftigen Stoß, dass Philippe taumelndzu Boden geht, dann fällt er über ihn her und bearbeitet ihn mit Fußtritten. Als er erneut zum Tritt ausholt, richtet sich Philippe auf, greift ihm rasch mit beiden Händen in die Eier und quetscht sie mit einer leichten Drehbewegung, so fest er kann. Sein Angreifer bricht in ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus und sinkt zusammengekrümmt zu Boden, die Hände zwischen die Beine gepresst.
    Jetzt stürzen die beiden anderen herbei und schlagen auf Philippe ein. In der Zwischenzeit kommt ihr Chef wieder auf die Beine und zückt ein Messer.
    »Geht zur Seite!«
    Die Schläge hören auf. Die Männer gehorchen.
    »Ich stech dich ab, du Wichser!«
    Er tut einen Schritt auf Philippe zu, als plötzlich mit einem Satz ein Hund aus der Dunkelheit hervorschießt und seine Zähne in den Arm gräbt, der die Waffe hält. Wieder brüllt der Anführer vor Schmerz auf und lässt das Messer fallen. Es landet auf dem Gitter. Die beiden Komplizen weichen zurück.
    »Der hat ’n Köter, das Arschloch!«, keucht der eine.
    »Verdammte Scheiße!«, schreit der andere.
    Knurrend, mit hochgezogenen Lefzen und gefletschten Zähnen bringt sich der Hund zwischen ihnen und Philippe in Stellung. Auf seinem Rücken sträubt sich das Fell. Die Ohren liegen fest an seinem Schädel an. Im linken hat eine Schnittwunde eine tiefe Kerbe hinterlassen.
    Mit lautem, drohendem Bellen bietet er ihnen die Stirn, duckt sich knurrend, als würde er zum Sprung ansetzen, und fängt wieder an zu bellen, wobei er langsam auf sie zugeht. Die Männer weichen mehrere Schritte zurück.
    Philippe rafft sich hustend hoch, die Hände an die Rippen gepresst. Die drei Männer und er starren sich lange an.
    Er geht zu seiner Tasche, nimmt sie und legt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Riemen über die Schulter.
    Er wechselt einen letzten Blick mit seinen Angreifern, ehe er – gefolgt von dem Hund, der rückwärts und böse knurrend ebenfalls den Rückzug antritt – auf dem Boulevard verschwindet.

Verstohlene Blicke
    Er geht lange, bis er sich auf eine Bank setzt. Er schiebt sich den Trageriemen der Tasche von der Schulter, lässt sich gegen die Rückenlehne sinken, zündet sich eine Zigarette an und legt den Kopf in den Nacken.
    Der Hund, der ihm in einigen Metern Abstand gefolgt ist, bleibt ebenfalls stehen. Er beschnüffelt den Boden, folgt einer aufgenommenen Spur bis zu einem Baum, schnuppert noch gründlicher, hält inne und hebt vor dem Stamm das Bein, wobei er mit einer würdevollen Geste den Kopf abwendet. Als er fertig ist, überprüft er, ob er sein Revier gut markiert hat, tritt ein paar Schritte zur Seite und setzt sich auf den Boden, den Kopf halb zur Straße gewandt.
    So sitzt er da, schaut vor sich hin, richtet die Ohren auf und lässt sie wieder sinken. Hin und wieder wirft er einen unauffälligen Blick in Philippes Richtung. Der beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf die Oberschenkel und wirft dem Hund ebenfalls verstohlene Blicke zu.
    Irgendwann begegnen sich ihre Blicke. Der Hund wendet seinen sofort ab und stellt prompt die Ohren auf, als hätte er etwas oder jemanden bemerkt, dann lässt er sie wieder sinken.
    Philippe lächelt, lehnt sich zurück. Er versucht zu pfeifen,doch über seine aufgesprungenen Lippen kommt nur ein lächerlicher Lufthauch. Er drückt seine Zigarette aus und klopft auf die Bank.
    Der Hund dreht sich um, öffnet die Schnauze, kommt leicht hinkend zu ihm und setzt sich ihm zu Füßen. Philippe streichelt ihn sanft. Der Hund leckt ihm die Hand und legt den Kopf in seine Handfläche.
    »Danke …«,

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