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Ein wunderbarer Liebhaber

Ein wunderbarer Liebhaber

Titel: Ein wunderbarer Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Jacke zusammen. „Ja, es ist spät.“ Sie war noch wie benebelt, als sie sich ein wenig verwirrt umsah. „Es regnet“, wiederholte sie.
    Ihre plötzliche Verletzbarkeit hatte etwas an sich, das ihn sie noch mehr begehren ließ als Momente zuvor. Aber dieses Etwas machte es ihm auch unmöglich, sie einfach zu nehmen. Er stopfte die Hände in die Taschen und ballte sie kurz zu Fäusten. Dieser verdammte Daniel MacGregor, dachte er wütend. Der Schotte hatte ihm eine Falle mit einem erstklassigen Köder gestellt. Wenn er sie jetzt nahm, würde es bestimmt seine Beziehung zu dem Mann zerstören, den er fast liebte. Und wenn nicht, würde er sie nur weiterhin begehren. Wenn er wartete … nun ja, das war eben das Risiko.
    „Gute Nacht, Serena.“
    Unentschieden stand sie da, wollte unter Deck und in die Welt der Vernunft, wollte zugleich auch in seine Arme und in den Wahnsinn eilen. Sie holte tief Luft und zog die Jacke noch fester um sich. „Gute Nacht.“

4. KAPITEL
    Weil sie dachte, es wäre menschenleer, wählte Serena das hintere Veranda-Deck. Wer noch an Bord war, hielt sich wahrscheinlich im geräumigeren Pool-Bereich auf und sonnte sich in Reichweite der Lido Bar und Grill. Die meisten Passagiere besichtigten San Juan. Wer immer im Laufe des Tages an Bord zurückkehrte, würde sie auf dem ruhigen Achterdeck wohl kaum stören.
    Serena löste die Träger ihres Bikini-Oberteils und lehnte sich zurück. Vielleicht war es doch sinnvoller, gründlich über Justin Blade nachzudenken, anstatt sich vor der Wahrheit zu drücken. Er war gefährlich attraktiv. Gefährlich deshalb, folgerte Serena, weil diese Attraktivität sie von der ersten Sekunde an beherrscht hatte und seitdem nicht geringer geworden war. Und es ist nicht nur sein Aussehen, dachte sie und schob die Sonnenbrille höher. Auf das Aussehen kam es nicht an. Sondern auf die kraftvolle und erotische Ausstrahlung und auf den dominierenden Stil. Alle drei forderten sie heraus, sich ihm zu widersetzen. Für eine Frau, die äußerst selten den einfachsten Weg wählte, war das eine unglaublich reizvolle Kombination.
    Mochte sie ihn eigentlich? Serena schüttelte leicht den Kopf, wurde dann jedoch nachdenklich. Und? Mochte sie ihn nun oder nicht? Die Antwort kam mit der Erinnerung an einen gemächlichen Nachmittag in Nassau, an den kurzen Scherz im Casino, an die Selbstverständlichkeit, mit der ihre Hand in seine passte. Vielleicht mag ich ihn wirklich, gestand Serena sich widerwillig. Ein wenig.
    Ihr blieben nur noch wenige Tage an Bord der Celebration, bevor sie zu einem längeren Besuch nach Hause fuhr: arbeitslos. Sie rümpfte die Nase und rutschte hin und her, bis sie es auf der Liege bequem hatte. Jetzt, wo sie eine Entscheidung über den Rest ihres Lebens zu treffen hatte, durfte ein umherstreifender Glücksspieler in ihren Gedanken nicht die erste Stelle einnehmen.
    Und die Sonne war viel zu warm, das Deck viel zu ruhig, um über Komplikationen nachzudenken. Seufzend legte sie den Kopf auf die Hände und schlief ein.
    Warm und entspannend… diese Empfindungen drifteten in ihr und ließen Serena seufzen. Verschwommene Bilder davon, wie sie nackt auf einem Floß trieb, während die Sonne ihre Haut streichelte, brachten einen leise Laut auf ihre Lippen. Sie hätte endlos weiter treiben können, ohne Ziel. Sie spürte eine Freiheit, nein, eine Enthemmung. Sie war allein auf einer blauen See, vielleicht auch in einem dichten grünen Dschungel. Ein geheimer einsamer Ort, an dem es keine Einschränkungen gab. An dem die Sonne ihren Körper liebkoste wie die Hände eines Liebhabers.
    Sie fühlte das Streicheln, das ihr wohliges, heißes Vergnügen bereitete… die gemächlichen Finger des Sonnenscheins … die sie erregten… auf delikate Weise verführten…
    Ein Schmetterling streifte ihr Ohr und brachte sie zum Lächeln. Serena lag reglos da, wollte ihn nicht stören. Sanft wie ein Tautropfen landete er auf ihrer Wange, blieb dort einen Moment, als hätte er eine duftende Blüte gefunden. Mit einem letzten Flügelschlagen flüsterte er ihren Namen an ihrem Mundwinkel.
    Wie seltsam, dachte Serena mit einem leisen Seufzen, dass ein Schmetterling meinen Namen kennt. Sie hob die Schulter, um dem zarten Streicheln an ihrem Rücken näher zu sein, und befahl den Augen, sich zu öffnen, weil sie die Farbe der weichen Flügel sehen wollte. Sie sah nur das kühle unergründliche Grün von Justins Augen.
    Einen Moment lang starrte Serena hinein, zu zufrieden, um

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