Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
möchten Sie ja gern Ihren Ehemann mitbringen?«
»Meinen Ehemann?« Ich sah ihn irritiert an, doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »O ja, meinen Mann, natürlich. Tja, ja. Ich meine, wenn er Zeit hat. Er ist immer sehr, sehr beschäftigt, wissen Sie.«
Mr Taylor nickte. Ich schüttelte ihm die Hand – unter Aufbietung all meiner Willenskraft, ruhig zu bleiben und nicht aufzuspringen und vor Freude laut zu schreien, sondern so zu tun, als sei eine Erbschaft von vier Millionen Pfund ein Klacks. Innerlich jedoch schrie ich aber begeistert, brüllte, tobte und tanzte. Ich würde reich sein. Reicher als ich es mir in meinen wildesten Träumen ausgemalt hatte. Ich konnte nicht fassen, dass Grace nie ein Wort hatte verlauten lassen, mir nie einen Hinweis gegeben hatte.
Und dann kam mir auf einmal ein Gedanke. Einer, bei dem sich mir ziemlich abrupt der Magen umdrehte.
»Äh, gut, das Testament«, sagte ich, um einen beiläufigen Tonfall bemüht. »Grace hat alles Jessica Milton hinterlassen, richtig? Ich meine, mir. Auf meinen Ehenamen.«
»In den Papieren ist eine Mrs Jessica Milton angegeben, ja.«
Ich nickte und schaffte es irgendwie, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern, als mich das dringende Bedürfnis überfiel, mich hinzusetzen. »Es ist nur …« Ich hielt inne. Meine Gedanken überschlugen sich. »Na ja, in Wahrheit habe ich meinen Namen gar nicht geändert. Ich bin immer noch Jessica Wild. Zumindest offiziell. Ist das … ist das okay?«
»Das ist völlig in Ordnung«, antwortete Mr Taylor, und ich spürte, wie mich ein Gefühl der Erleichterung durchströmte. »Ich brauche nur ein Ausweispapier, aus dem Ihr Geburtsname hervorgeht, sprich einen Pass oder eine Geburtsurkunde. Dann mache ich mir noch eine Kopie der Heiratsurkunde, damit ich die Papiere ändern kann.«
»Heiratsurkunde?«
»Genau. Irgendwann nächste Woche reicht aus, Mrs Milton. Rufen Sie einfach mein Büro an, meine Sekretärin gibt Ihnen einen Termin. Und entschuldigen Sie bitte nochmals, wenn ich Sie und Ihre …« Er sah vage in Richtung Küche. »… Köchin gestört habe«, fügte er hinzu, und ich ertappte mich dabei, dass ich nickte. »Ich bedauere es wirklich sehr, Sie an einem Sonntagabend zu belästigen. Bitte grüßen Sie Ihren Mann von mir, der natürlich jederzeit an der Besprechung in meinem Büro teilnehmen kann. Nochmals danke. Ich finde schon hinaus. Oh, und könnten Sie mir vielleicht Ihre Nummer geben oder …«
Ich starrte ihn ausdruckslos an. »Ja. Sie lautet null-zweinull-sieben-sechs-null …« Ich runzelte die Stirn. Null-zweinull-sieben-sechs-null drei. Nein, vier … sieben-sechs-null vier … Ich lächelte schwach. So weit war es also schon mit mir gekommen. Ich konnte mich nicht einmal mehr an meine eigene Telefonnummer erinnern. Leicht schwitzend zog ich eine Visitenkarte aus meiner Handtasche. »Bitte«, sagte ich, »meine Nummer steht hier drauf.«
»Danke.« Er nahm die Karte und verabschiedete sich. Zwei Sekunden später stand Helen in der Tür.
»Und?«, fragte sie. »Was wollte dieser Typ? Und wieso hat er gerade zu mir gesagt, dass er sich auch jemanden wie mich zu Hause wünschen würde?«
Ich lächelte nervös, unsicher, ob ich einen Ton herausbringen würde. Doch dann riss ich mich zusammen.
»Nichts«, sagte ich schließlich. »Er ist nur … er ist nur gekommen, um mir zu sagen, dass Grace gestorben ist.«
»Grace? Oh, du Ärmste. Oh, Jess, das tut mir so leid.« Helen eilte zu mir und nahm mich in die Arme. »Oh, das sind aber traurige Neuigkeiten.«
»Traurig?«, wiederholte ich vorsichtig, weil ich meiner Stimme immer noch nicht recht über den Weg traute. »Traurig trifft es nicht einmal ansatzweise.«
Kapitel 4
Mitten in der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Ich war kurz vor dem Ausflippen. Ich hatte von Grace geträumt – und zwar so realistisch, dass es sich eher wie eine Erinnerung anfühlte. Ich war in ihrem Zimmer, wo wir uns irgendeine Schnulze im Fernsehen ansahen. Grace wandte sich mir zu und sagte, ich solle mir die Haare genauso schneiden lassen wie das Mädchen in dem Film, ich glaube, es war Drew Barrymore. Und ich verdrehte die Augen, weil ich fand, dass ich wesentlich wichtigere Dinge zu tun hatte, als mir die Haare schneiden zu lassen, und dann drückte Grace mir eine Bürste in die Hand und bat mich, ihr das Haar zu bürsten. Das tat ich auch. Sie lächelte dabei und erzählte mir, ihr Mann hätte das früher immer getan. Es gehöre zu
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