Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
ins Ausland gegangen. Ich versichere ihnen, dass er keinerlei Ansprüche an dem Testament geltend machen wird.« Er richtete den Blick auf einen Punkt ein Stück rechts von mir, als könne er sich nicht überwinden, mir in die Augen zu sehen.
»Aha.« Ich nickte. Mir schwirrte der Kopf. Grace hatte nie einen Sohn erwähnt. Andererseits hatte sie auch die vier Millionen Pfund nie erwähnt. Oder das Anwesen.
»Mrs Milton, Sie werden bald eine sehr reiche Frau sein«, erklärte der Anwalt. »Und mit dem Reichtum kommt auch eine gewisse Verantwortung auf Sie zu. Es ist ziemlich viel auf einmal, deshalb schlage ich vor, Sie besprechen das Ganze vielleicht mit Ihrem Ehemann und denken in Ruhe darüber nach, was Sie tun möchten.«
»Tun?«, krächzte ich. Ich hatte Mühe, die Flut an Informationen zu verarbeiten, die auf mich einprasselten. Ich würde reich sein. Und zwar richtig reich. Was bedeutete: keine Schulden mehr. Kein ängstliches Schielen auf den Kontostand, der sich zum Monatsende gefährlich dem Überziehungslimit näherte. Ich hatte nie damit gerechnet, reich zu werden. Hatte nie darauf gehofft. Und ich konnte nicht glauben, dass Grace mir allen Ernstes alles hinterlassen wollte.
»Ob Sie in das Anwesen ziehen möchten, oder … es veräußern.«
»Verkaufen?«, fragte ich ungläubig.
Der Anwalt zuckte die Achseln.
»Das Anwesen verkaufen, das Grace mir explizit vererbt hat, damit ich mich darum kümmere?«
Mr Taylor lächelte. »Ich bin froh, dass Sie das so sehen«, sagte er. »Grace hat sich immer gerühmt, eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Trotzdem werde ich diese Unterlagen bei Ihnen lassen, wenn ich darf, und vielleicht kommen Sie ja zu mir ins Büro, damit wir die Übereignung besprechen können … sagen wir, nächste Woche`«
Ich nickte, während sich meine Gedanken weiter überschlugen.
»Wieso war sie in Sunnymead?«, fragte ich. »Ich meine, sie war reich. Hätte sie sich nicht von einem Ärztestab und einer Armee Schwestern in ihrem Anwesen pflegen lassen können?«
Der Anwalt sah mich einen Moment nachdenklich an.
»Sie war einsam«, sagte er dann. »Grace hatte immer gern andere Leute um sich. Und nach dem Tod ihres Mannes wollte sie nicht länger in Sudbury Grange bleiben. Das Haus sei so leer und gleichzeitig so voller Erinnerungen, hat sie immer gesagt.«
»Und sie hat mir wirklich ernsthaft alles hinterlassen?«
»Sie sagte, Sie seien die Tochter, die sie nie gehabt hätte. Oder die Enkelin, die sie sich immer gewünscht hat. Ich weiß, dass es ihr sehr wichtig war, dass gerade Sie das Haus erben. Sonst wäre es an den Staat gegangen und von irgendwelchen Immobilienhaien kaputt gemacht worden, die es zu einem potthässlichen Konferenzzentrum umbauen würden.«
Er lächelte erneut, diesmal ein wenig verschlagen, und ich musste ebenfalls grinsen. Genau das war einer der typischen Grace-Sprüche.
»Wie gesagt«, fuhr Mr Taylor fort, »bestimmt kommen Sie gern bei mir im Büro vorbei, damit wir den Papierkram erledigen können. Dann besprechen wir auch die Details zum Anwesen und die finanziellen Arrangements.«
»Papierkram«, wiederholte ich vage.
»Nichts Großartiges. Nur ein Identitätsnachweis, Unterschriften, solche Dinge.« Er lächelte. »Es gibt eine seltsame, aber sehr wichtige Klausel in dem Testament, die besagt, dass das Erbe innerhalb von fünfzig Tagen angetreten werden muss, sonst verfällt es.«
Ich runzelte die Stirn. »Verfallen?«
Mr Taylor nickte. »Das ist eine Besonderheit der Hamptons – alle Testamente der Familie enthalten diese Klausel. Sie wurde eingeführt, um Familienquerelen zu vermeiden. Wenn jemand ein Testament nach Ablauf dieser Frist anficht, geht das gesamte Erbe verloren. Ist übrigens eine sehr wirksame Vorgehensweise.«
»Fünfzig Tage.« Wieder nickte ich, und meine Stimme drohte zu versagen. »Das klingt … okay.«
»Das ist alles ziemlich viel auf einmal, nicht?«, sagte Mr Taylor freundlich, worauf ich nickte und ihn anlächelte, damit er mich nicht für unhöflich hielt.
»Ich kann es immer noch nicht glauben«, hörte ich mich sagen. Eswar, alsstünde ich neben mirund beobachtete mich.
»Tja, das sollten Sie aber, Mrs Milton, denn Sie werden bald eine schwerreiche Frau sein.«
Mr Taylor stand auf und reichte mir die Hand. »Ich freue mich, von Ihnen zu hören. Danke für Ihre Zeit. Ich werde mich schon bald wegen des Begräbnisses melden. Es findet in London statt. In Kensington. Irgendwann nächste Woche. Vielleicht
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