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Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy

Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy

Titel: Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Townley
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Nobelanzügen durch das Viertel flanierten, sieht man sie nun im pseudo-punkmäßigen Kunststudentenlook mit passendem Haarschnitt, der meiner bescheidenen Meinung nach bestenfalls Künstlern in den Zwanzigern stand, der bei einem leicht übergewichtigen Mittdreißiger oder Anfangvierziger jedoch reichlich albern aussieht.
    Die Agentur selbst ist in einem zweigeschossigen Geschäftsgebäude zwischen zwei höheren Häusern untergebracht, was es wehrlos und zugleich trotzig wirken lässt. Beide Stockwerke sind offen, mit einer weitläufigen Treppe, die in der Mitte nach oben führt. Im Erdgeschoss sind die Chef-Büros (Anthony Miltons großes und Max' etwas kleineres) untergebracht, außerdem die der »Account-Leute«, die projektbezogen arbeiten (damit sind die Account Directors gemeint, die für eigene Kunden verantwortlich sind und diese »hätscheln« – besser gesagt, die »die Kunden überreden, uns noch mehr Budget anzuvertrauen«). Dann residieren dort noch die Account Executives, zu denen auch ich gehöre und die dafür da sind, sich um die Einhaltung der Abgabefristen zu kümmern, die sich, unermüdlich die Treppen hinauf- und hinuntereilend, mit den »Kreativen« auseinanderzusetzen und die am Ende die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen, wenn etwas nicht klappt. Es war nicht der beste Job auf Erden, aber ich hatte Perspektiven: Ich könnte es, so hatte Max mir beim Einstellungsgespräch erklärt, innerhalb von drei Jahren zum Account Director schaffen, wenn ich hart genug arbeiten und Eindruck machen würde. Ich hatte keine Ahnung, ob ich »Eindruck machte« oder nicht – niemand hier schien Zeit zu haben, darauf zu achten –, aber dass ich hart arbeitete, stand außer Frage. Abende, Wochenenden, das ganze Programm. Account Directors machen richtig Kohle und haben ein Spesenkonto. Dass solche Privilegien mit harter Arbeit verbunden sind, versteht sich von selbst.
    Die »Kreativen« bei Milton Advertising sind für die optische Umsetzung zuständig. Sie haben das obere Stockwerk für sich, wo sie an ihren Macs sitzen und Logos entwerfen oder sich mit ihren Kollegen darüber streiten, ob eine bestimmte Rotschattierung lebendiger wirkt als eine andere, wobei sie für mich beide gleich aussehen.
    Mein Schreibtisch stand etwa fünf Meter links neben Anthonys Büro und gute drei Meter links von Max' Büro und, was noch viel wichtiger war, direkt gegenüber von Marcias Platz. Marcia hatte mehrere Monate nach mir angefangen, aber bekam schon mehr Kunden zugeteilt als ich, obwohl sie ebenfalls nur Account Executive war.
    Langsam durchquerte ich die Lobby und trat an meinen Schreibtisch, ließ mich auf meinen Stuhl fallen, stellte die Wasserflasche, die ich am Kiosk in der U-Bahn gekauft hatte, vor mir ab und fuhr den Computer hoch. Wenn ich mich in die Arbeit stürzte, sagte ich mir, würde sich die Lösung meines Problems von ganz allein ergeben. Der Trick war nur, sich nicht darauf zu fixieren.
    Zum Glück war auch Marcia allem Anschein nach nicht interessiert, mir Zeit zum Nachdenken zu geben. Marcia hatte für Arbeit nicht sonderlich viel übrig, ebenso wenig wie für alles andere, was mit ihrem dichten Netz aus Maniküre-, Friseur- und Kosmetikterminen kollidierte. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte sie eine Karriere in der Werbung gewählt, weil es dort so viel umsonst gab – so verbrachte sie beispielsweise den größten Teil ihrer Zeit damit, in Modezeitschriften zu blättern, und schien lediglich bei Kunden aufzuwachen, die Schuhe, Handtaschen, Klamotten oder Kosmetika vertrieben.
    »Und hast du die Druckvorlage fertig, die ich dir am Freitag gegeben habe?« fragte sie, sobald ich mich gesetzt hatte. »Du weißt ja, dass ich die heute Morgen brauche, deshalb wäre es besser wenn du …«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Marcia hatte die Angewohnheit, mit mir zu reden, als wäre sie mein Boss. Dabei war es Max gewesen, der mir die Druckvorlage zur Fertigstellung gegeben hatte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Streitereien. »Hier ist sie«, sagte ich schnell und zog sie aus meiner Tasche. »Ich schicke dir auch eine Kopie per Mail.«
    Argwöhnisch kniff sie die Augen zusammen. »Du hast das übers Wochenende gemacht?«
    »Ja. Ich war gestern hier.« Gestern. Yesterday . Am liebsten hätte ich meine Gitarre ausgepackt und die »All-my-troubles-seemed-so-far-away«-Zeile angestimmt.
    Marcia zog eine Braue hoch. »Ehrlich. Und sonst? Schönes Wochenende gehabt? Abgesehen von der

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