Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
sagte er.
Eilig wandte ich mich wieder meinem Computer zu und kicherte beim Anblick des Facebook-Eintrags, den Helen für mich ins Netz gestellt hatte: Wild Child. Das war mein Nickname. Dazu ein einziges Foto von einem Paar mörderisch hoher Schuhe. Schon fünfzig Anfragen von Leuten, die sich als meine Freunde eintragen wollten.
Ich klickte eine der Nachrichten an. Da n Kelly. Hi, Wild Child. Würde dich total gern kennen lernen. Geile Schuhe.
So, so – ein Typ namens Dan würde mich total gern kennen lernen. Klar, ein peppiger Spitzname und ein Foto von coolen Schuhen genügten ihm offensichtlich bereits, aber das war unwichtig. Wichtig war nur, dass ich gefragt war. Ich war beliebt. Ich war …
»Facebook? Ist das dein Ernst?« Als ich herumfuhr, stand Max hinter mir und spähte über meine Schulter. »Sag mir sofort, dass das etwas mit der Recherche zu tun hat.«
Ich wurde rot. Max und ich hatten schon häufig über die Sinnlosigkeit von Kontaktforen wie Facebook diskutiert und die Augen bei der Vorstellung verdreht, wie die Leute ihre Zeit mit so etwas verschwendeten.
»Oh, ja, ich meine – «, begann ich und durchforstete mein Gehirn nach einer plausiblen Erklärung.
»Wer Zeit genug hat, um sie mit irgendwelchen virtuellen Freunden zu vertrödeln, verdient es offen gestanden nicht, einen Job zu haben«, fuhr Max fort. »Und wer um alles in der Welt ist Wild Child? Ich meine, was für ein idiotischer Name ist das denn? Wenn sie wirklich sooo wild wäre, hätte sie dann Zeit, vor ihrem Computer herumzusitzen, was meinst du?« Er grinste sarkastisch und kniff die Augen zusammen.
»Um ehrlich zu sein, erfreut sich Wild Child ziemlich großer Beliebtheit«, erwiderte ich spitz. »Und du kannst Facebook nur nicht leiden, weil du keine Freunde finden würdest, wenn du dabei wärst.« Ich wusste, dass ich reichlich grob war. Ich wusste, dass es gemein war. Aber ich war es leid, dass Max ständig den Überlegenen spielte, und am meisten nervte mich dieses ewige Ich-bin-der-Einzige-derhier-arbeitet- Getue. Immer war er so bierernst, so sicher, dass er alles richtig machte. Er war der Einzige im Büro, der sich von meinen Blumen und den Minikuchen nicht beeindruckt gezeigt hatte; der Einzige, der mir bei meinen Schilderungen von Sean ins Wort gefallen war, um sich zu erkundigen, wie ich mit Projekt Handtasche vorankam. Als gäbe es nichts Wichtigeres als einen Frauen-Investmentfonds.
»Autsch.« Max hob eine Braue. »Tja, vielleicht hast du ja recht. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass reale Freunde wichtiger sind als welche aus dem Internet. Oder interessiert dich die Realität neuerdings nicht mehr, Jess?«
Er begegnete meinem Blick, und mit einem Mal überfiel mich leises Unbehagen. Was meinte er damit? Wusste er etwas? Und wieso musste er immer so kompliziert sein?
»Jess, fünf Minuten sind längst vorbei. Kommst du jetzt, damit wir essen gehen können, oder muss ich dich hinschleifen?«
Anthony kam auf mich zu. Erleichtert stand ich auf und fuhr den Computer herunter. »Nein, du musst mich nirgendwo hinschleifen«, antwortete ich mit einem kurzen Seitenblick zu Max. »Wenn es reale Drinks und reales Essen gibt, bin ich bereit, mich sofort auf den Weg zu machen.«
»Drinks und ein Abendessen«, sagte Max steif. »Klingt sehr nett.« Er sah Anthony an. »Schlägst du das auch auf Chesters Projekt, oder ist das reines Privatvergnügen?«
Anthony zuckte leicht zusammen, dann verdrehte er die Augen. »Max, hast du keine eigenen Spesenabrechnungen, die du dringend unter die Lupe nehmen musst, oder was?« Mit einer ausschweifenden Geste bot er mir den Arm an. »Jess und ich kommen zu einem wichtigen Termin zu spät.«
»Allerdings«, meinte Max und ging. »Allerdings.«
»Tut mir leid«, sagte Anthony, als wir das Gebäude verließen. »Max ist manchmal fürchterlich. So versessen auf die Details, dass er den Blick für das große Ganze verliert.«
»Ich weiß«, bestätigte ich kopfschüttelnd.
»Der Kerl muss dringend ein bisschen lockerer werden«, fuhr Anthony fort. »Es ist ja fast, als hätte er außerhalb des Büros überhaupt kein Leben. Er ist ein netter Kerl, aber manchmal würde ich ihn am liebsten schütteln und ihm sagen, was für ein Langweiler er geworden ist.«
»Stimmt«, sagte ich. Und grinste innerlich. Langweiler, ganz recht! Max war ein Langweiler. Der viel zu viel Zeit im Büro zubrachte. Und völlig anders war als ich.
»Nicht so wie du und ich«, fuhr Anthony fort. »Wir
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