Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
sich bei seiner Familie und seinen Freunden für die Worte des Trostes, die Anteilnahme und den Respekt, den sie durch ihr zahlreiches Erscheinen seiner toten Mutter erwiesen hatten. Er lud in die diversen Salons des Schlosses ein, in denen aufgedeckt worden war.
Johannes ging voran und schnell verteilten sich die Gäste auf die beiden Etagen.
Asmodeo und ich saßen am Tisch von Johannes und dessen Familie. Die Stimmung war gedämpft und gedrückt. Die leise Unterhaltung um uns herum vermischte sich mit dem Klappern von Kuchengabeln und Kaffeetassen.
Der Vater von Johannes stand bald auf und zog sich in einen Nebenraum zurück. Seine Tochter Klara folgte ihm. Sie schloss die Tür hinter sich.
Johannes erhob sich von seinem Platz, um sich direkt neben mich zu setzen.
Ich deutete auf die weit geöffneten Fenster. „Eine wunderbare Aussicht.“ Vor uns lag ein weiter Blick auf die malerische Landschaft, auf Wälder, kleine Dörfer und auf die sauber bestellten Felder.
„Man kann von hier aus sogar den Tafelberg erkennen“, stellte Johannes fest. Er wandte sich Asmodeo zu, überlegte und sagte schließlich: „Lilith und ich haben gestern Nacht einen besonderen Film gesehen, der genau in dieser Gegend spielte. Ursprünglich wollten wir den Streifen gleich darauf mit dir gemeinsam ein zweites Mal sichten. Aber leider warst du nicht zuhause.“
Asmodeo neigte ansatzweise seinen Kopf. Dann öffnete er bedauernd seine Hände. „Ich habe bis in die Morgenstunden durcharbeiten müssen.“
Heute früh hatte ich Asmodeo mit der gleichen Frage konfrontiert, die ihm Johannes jetzt indirekt auch gestellt hatte. Und wie heute Morgen hatte ich das starke Gefühl, dass Asmodeo nicht die Wahrheit sagte. Da war dieses fast unmerkliche Zögern, dieses vielleicht nur für mich sichtbare, verräterische Aufflackern in seinen Augen, das ich mir nicht nur einbildete. Asmodeo verschwieg etwas.
Johannes hatte allem Anschein nach keinerlei Verdacht geschöpft. „Hast du den Film vielleicht mittlerweile auch sehen können?“
Asmodeo stellte seine Kaffeetasse ab und wischte sich mit seiner Serviette über den Mund. „Das habe ich in der Tat. Und es ist mir sogar gelungen, den … Drehort zu bestimmen.“
„Ach wirklich?“, erkundigte sich Johannes und signalisierte nach außen hin mildes Interesse, doch ich fühlte, dass er seine wahre Anspannung und Ungeduld kaum zügeln konnte.
„Ja“, sagte Asmodeo im Plauderton, als würden sich die beiden über Belanglosigkeiten austauschen. „Die dort eingesetzten Maschinen sind in ihrer Art durchaus nicht alltäglich. Von daher war es ein Leichtes, das Set zu finden.“
„Wir dachten, dass wir vielleicht in einer guten Stunde losfahren und uns das Gelände näher ansehen. Ihr wisst, ich bin ein großer Fan und kann es kaum erwarten, meinen Idolen gegenüberzustehen“, meinte ich.
Johannes schenkte sich einen Kaffee ein. „Wie interessant! Und es trifft sich zeitlich gut. Bis dahin habe ich meine Pflichten als Gastgeber hier erfüllt.“
Asmodeo faltete seine Serviette zusammen und legte sie auf seinen unbenutzten Teller. „Ich habe einen Geländewagen gemietet. Er hat mir besonders gut gefallen, denn er verfügt über gewisse Extras . Er steht ungefähr zehn Minuten in nördlicher Richtung auf einem Feldweg.“
„Dann ist er kaum zu verfehlen“, sagte Johannes.
Ich erhob mich. Asmodeo und Johannes folgten meinem Beispiel. Die beiden Männer schüttelten sich die Hand und Johannes umarmte mich leicht.
„Bitte entschuldigen Sie uns“, sagte ich laut in die Runde. „Wir sind untröstlich, dass uns ein anderer, unaufschiebbarer Termin dazu zwingt, jetzt schon aufzubrechen.“
Johannes wandte sich seinen anderen Gästen zu, als Asmodeo und ich das Schloss verließen.
18
Asmodeo stellte den Geländewagen vor einem Wäldchen ab. Wir stiegen alle drei aus und gingen auf die Anhöhe hinauf, von der aus wir einen Blick auf ein schmales Tal hatten. Es war auf der gegenüberliegenden Seite von einem kleinen Berg mit schroffen Kalkfelsen begrenzt. Dazwischen war eine dunkle Vertiefung zu erkennen.
Ich musste nur einmal hinsehen. Es handelte sich eindeutig um den Eingang zu der Höhle, in der Sina gefangen gehalten wurde. Die Erinnerung an ihre Erlebnisse, die ich mit ihr geteilt hatte, sprang mich unvermittelt an und drohte, mir die Luft abzuschnüren.
Ich bestätigte mit einem stummen Kopfnicken anstatt zu reden, unsicher, ob ich noch Gewalt über meine Stimme
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