Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
den Hals des Wachmanns.
Johannes Muskeln spannten sich an.
Kein Ton kam aus der Kehle des Mannes, als sich sein Mund öffnete und seine Augen hervortraten. Er hob die rechte Hand mit der Maschinenpistole und versuchte, sie in meine Richtung zu halten. Doch da hörte ich bereits ein dumpfes Knacken.
Ein Zittern durchlief den Körper des Wachmanns, seine Gesichtszüge erschlafften, die schwere Waffe fiel scheppernd zu Boden. Johannes ließ den Mann los, der mit einem letzten Grunzlaut zu Boden sackte und seltsam verdreht liegen blieb.
Johannes stieg über ihn hinweg und streckte den Arm nach mir aus, der eben noch das Genick seines Gegners gebrochen hatte. Mit beiden Händen hielt ich mich an ihm fest und er zog mich in eine sitzende Position. Ich kletterte aus dem Wagen und stellte mich zwischen Asmodeo und Johannes. An den Toten verschwendete ich keinen Gedanken.
„It’s showtime“, sagte Johannes. Die Wildheit wich ein Stück weit aus seinen Augen, lauerte jedoch im Hintergrund nur darauf, erneut in Aktion zu treten.
19
Gemeinsam setzten wir uns in Bewegung, wobei mich meine Männer rechts und links am Oberarm fassten. Bereits nach dem Eingang führte der schwach beleuchtete Weg schräg nach unten in den Fels. Wieder spürte ich die Kälte in mir hochkriechen, je tiefer wir in das Gestein vordrangen.
Bald war unser Atem zu sehen.
Wir hatten einige Biegungen zurückgelegt. Das Tageslicht hatte uns endgültig verlassen.
Direkt vor uns hörten wir Stimmen.
Ich ließ meinen Kopf hängen und kraftlos hin und her baumeln. Meine Haare verdeckten mein Gesicht.
Asmodeo und Johannes hoben mich leicht an, packten härter zu und meine Füße, die noch in den Pumps steckten, die ich bei der Beerdigung getragen hatte, schleiften widerstrebend über den glitschigen Boden. Ab und an stöhnte ich heiser auf.
Durch meine Haarsträhnen konnte ich bald den Vorraum der Grotte erkennen. Vier Männer saßen darin auf Campingstühlen. Einer von ihnen rührte in einem Putzeimer eine rote, klebrige Flüssigkeit an. Die drei anderen beobachteten ihn dabei und unterhielten sich in abgehackten Sätzen. Es herrschte eine Stimmung, wie kurz vor einem sportlichen Wettkampf - leicht fiebrig und voller Erwartung.
Das Foltern macht ihnen Spaß – schoss es mir durch den Kopf und die Kraft, die ich brauchte, um meine mit dieser Erkenntnis einhergehende Wut zu zügeln, ließ mich beben.
Sobald uns die Männer erblickten, brachen sie ihre Gespräche ab. Ihre Augen blieben auf uns gerichtet. Alle vier trugen Schulterholster, aus denen schwarze Gummigriffe von Automatikpistolen herausschauten. Ihre Hände krochen langsam näher zu ihren Waffen.
„Hallo Burschen“, sagte Johannes unbefangen in die Stille. Er hob seinen Arm zu einem lässigen Gruß. Wie Asmodeo trug auch er einen goldenen Verbindungsring und ließ ihn wie zufällig im Schein der elektrischen Beleuchtung blitzen.
Die Männer entspannten sich sichtlich. „Was bringt ihr uns denn da?“, erkundigte sich einer von ihnen und beäugte mich neugierig.
„Nachschub, Frischfleisch, Höllenfutter – wie immer du willst“, antwortete Asmodeo, packte grob in meine Haare und zwang mich, den Kopf zu heben. „Ist das nicht ein schönes Exemplar? Die ist jung und kräftig. Mit der werden wir uns lange amüsieren können. Der Maestro wird begeistert sein.“
„So? Wird er?“ Die Stimme kam aus einer dunklen Öffnung im Stein, bei der es sich zweifelsohne um den Verbindungsgang zur großen Grotte handelte.
Der Musiker mit den langen Haaren trat heraus, in der Hand hielt er seine übergroße Automatik. Er richtete sie auf uns.
„Was wollt ihr hier?“, rief er und seine Stimme wurde von den Felswänden wie ein Pingpong-Ball hin- und hergeworfen.
„Na, das siehst du doch“, antwortete Johannes betont locker und vermittelte den Eindruck, als wäre er äußerst zufrieden mit sich selbst. „Wir haben eine Neue gefangen. Ein Prachtstück, wenn du mich frägst.“
Der Maestro kam langsam näher. Er hatte sich umgezogen. Ganz in Weiß - makellos und rein - blieb er einige Meter von uns entfernt stehen.
„Davon ist mir nichts bekannt. Und ich werde stets informiert.“
Johannes grinste entschuldigend. „Manchmal entwickeln sich die Dinge eben schneller als geplant. Und ein solches Schnäppchen lässt man sich doch nicht entgehen!“
„Ihr könnt erzählen, soviel ihr wollt. Es war keine neue Lieferung vorgesehen. Dessen bin ich mir hundertprozentig sicher. Das
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