Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
hätte man mich wissen lassen.“
Johannes zuckte mit den Schultern. „Vielleicht war man abgelenkt oder hatte anderweitige Geschäfte zu überwachen.“
„Ihr habt überhaupt keine Ahnung, von wem ich spreche, nicht wahr?“, entfuhr es dem Maestro. Seine Züge begannen, sich zu verändern und gaben allmählich sein wahres Wesen frei. Unbeherrscht, grausam und zügellos.
Asmodeo nahm seine Sonnenbrille ab, hielt sie gegen das Licht der Lampen und betrachtete die Gläser kritisch mit zusammengekniffenen Augen. „Du perverses Weichei und deine degenerierten Spielkameraden hier, ihr seid zweifelsohne Kreaturen von Samael“, stellte er wie beiläufig fest.
„Samael!“ Der Maestro schrie den Namen fast. Er verlor mehr und mehr an Kontrolle. Von seiner kultivierten Fassade war kaum mehr etwas übrig.
„Du wagst es, Samaels Namen auszusprechen? Du hast die Unverfrorenheit, hierher zu kommen und dich offen gegen Samaels Interessen zu wenden?“
Asmodeo musterte den Maestro kühl und distanziert. Seine nächsten Worte sprach er deutlich und mit Nachdruck. Dabei blieb sein Tonfall sachlich, doch gerade deshalb wirkte die unterschwellige Drohung, die er mit seiner Aussage verband, in besonderem Maße furchteinflößend. „Ich gebe einen Dreck auf dich, deine Leute und auch auf Samael. Ich tue nur, was ich für richtig halte.“
Das Gesicht des Musikers hatte sich zu einer bösartigen Fratze verzogen, als er Asmodeos Antwort vernahm. Er fletschte regelrecht die Zähne.
„Samael wird kommen und dich vernichten. Samael wird kommen und euch alle vernichten“, spie er uns entgegen. Seine Stimme überschlug sich mehrmals.
„Wir zittern schon“, sagte Johannes trocken und Asmodeo grinste.
Mehrmals holte der Musiker Luft. „Ihr gehört nicht zu unserer Studentenverbindung. Was habt ihr hier zu suchen? Ihr wollt uns doch kein neues Monster bringen.“
Johannes blickte Asmodeo an und zog belustigt seine Augenbrauen hoch. „Schau an. So blöd ist er gar nicht!“ Dann lächelte er den Maestro geradezu gönnerhaft an und erklärte ihm betont geduldig, als würde er mit einem Kleinkind sprechen: „Nun, streng genommen liefern wir tatsächlich nicht. Sondern wir sind ein Abholdienst.“
Der Maestro zitterte vor Rage. „Ihr seid gekommen, um die Dämonin zu befreien!“
„Wir gehen nicht ohne sie“, stellte Johannes klar.
Der Maestro wurde totenbleich. „Wir sind hier fünf Mann gegen euch beide. Und ich habe meine Kanone bereits in der Hand. Was wollt ihr gegen uns ausrichten? Könnt ihr mir das erklären?“
Mit einer fließenden Bewegung, die zu schnell war, als dass ihr das Auge folgen konnte, zog Asmodeo seinen Revolver und schoss dem Maestro in die Stirn.
Der Maestro wurde von dem Aufprall der Kugel ein Stück nach hinten gedrückt, sein lebloser Körper hielt sich noch eine Weile schwankend aufrecht, bevor er kraftlos in sich zusammensackte.
„Wer schießen will, soll schießen und nicht quatschen“, sagte Asmodeo mit verächtlicher Stimme zu der Leiche und trat einmal gegen die Schuhe des Toten.
Die vier Männer des Maestros erhoben sich langsam von den Stühlen, leicht nach vorne gebeugt und bereit zum Sprung. Sie verharrten in dieser Position. Der Raum triefte plötzlich vor aufgestauter Gewaltbereitschaft. Man konnte sie fast riechen – ähnlich beißend wie Benzindämpfe. Ein Funke, eine falsche Bewegung und die Gewalt würde sich äußerst grausam, explosionsartig und unaufhaltsam entladen.
Einer der Männer kam mir bekannt vor. Ich sah genauer hin. Es war Daniel, Katharinas Freund mit den unterschiedlichen Augen.
„Wenn ihr uns raus lasst“, erklärte er in unsere Richtung, „gehen wir einfach und vergessen, was hier geschehen ist.“
Johannes tat so, als würde er über den Vorschlag ernsthaft nachdenken. Dann schüttelte er bedauernd den Kopf. „Ihr wisst, dass das nicht geht und wir wissen, dass ihr lügt.“
Ein anderer der Männer konnte die Spannung anscheinend nicht mehr ertragen und griff nach seiner Waffe. Daniel bemerkte das aus den Augenwinkeln, hob seine rechte Hand und rief: „Nein!“
Neben mir krachte der Revolver von Johannes und dann bellte die Waffe von Asmodeo auf. Sie trafen beide den gleichen Mann.
Daniel und seine beiden noch lebenden Kumpane hatten mittlerweile ihre Automatikpistolen in der Hand und diese spuckten Blitz und Donner.
Ich war unfähig mich zu bewegen, ich fühlte nur, wie sich meine Handschellen gleichsam von selbst lösten, von meinen
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