Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
hart.
„Kommt Ihr mit uns in den Wald?“
„Ja, ich komme mit.“
„Kennt Ihr Euch denn mit Kräutern aus?“
„Eigentlich erkenne ich nur Brennnesseln“, gestand ich und musste zu meiner Verwunderung trotz meiner Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit lächeln. Das kleine Mädchen hatte mich verzaubert.
„Brennnesseln haben viel Heilkraft“, meinte Cecilia ernsthaft. „Meine Mutter macht einen Tee aus den Blättern.“
Gundula band sich ein Tuch um ihren Kopf und schlüpfte in abgetragene Holzschuhe. Wir packten jede einen geflochtenen Weidekorb, schlossen die Tür hinter uns und gingen zunächst Richtung Marktplatz, immer weiter durchs offene Stadttor hinaus, an den Wachen vorbei, bis wir zum Wald kamen.
Zunächst benutzten wir kleine, ausgetretene Wege. Bald verließen wir sie, schlugen uns quer durchs Unterholz und Gundula begann, von den Büschen Blüten abzuzupfen. Cecilia bückte sich nach Pilzen, und ich kam mir wie der letzte Trottel vor, weil ich nicht einmal die Namen der Pflanzen wusste, die sie einsammelten.
Die beiden wurden nicht müde, unsere Körbe füllten sich und allmählich fing auch ich an, Kräuter zu entdecken. Gundula entschied nach kurzer Prüfung, ob sie sie gebrauchen konnte.
Die hohen Bäume versperrten mir die Sicht auf die Sonne und mittlerweile hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Endlich legten wir eine Pause ein. Wir setzten uns auf eine kleine Lichtung. Cecilia kramte eine Tonflasche mit Wasser hervor und eine Art schwarzes Brot kam eingeschlagen in ein fleckiges Tuch aus einem der Körbe zum Vorschein.
Mit einem kleinen breiten Messer schnitt Gundula drei dicke Scheiben ab und reichte uns jeweils eine. Ich musste mich überwinden, hineinzubeißen. Es schmeckte zäh wie Gummi und war voller harter Rückstände. Ich musste es lange und ausgiebig kauen und dann mit viel Wasser hinunterspülen. Es lag in meinem Magen wie ein Stein.
„Aus welcher Stadt kommt Ihr, Lilith?“, fragte Cecilia.
„Woher weißt du, dass ich nicht aus Rothenburg bin?“
„Ich kenne alle Leute, die hier leben und eine riesige Frau wie Ihr, die wäre mir schon aufgefallen.“
„Man fragt andere Leute nicht aus, Cecilia“, tadelte Gundula ihre Tochter.
„Nein, es macht mir nichts aus, ich erzähle ihr gerne, woher ich komme“, wiegelte ich ab.
„Aber vielleicht will ich nicht, dass Cecilia mehr von Euch erfährt."
„Ich dachte, Lilith ist unsere Freundin, Mama“, warf Cecilia mit Schmollmund ein.
„Lilith besucht uns nur diesen einen Tag. Sie ist sicher nicht unsere Freundin“, erwiderte Gundula mit warnender Miene.
„Aber ich mag sie“, protestierte Cecilia.
„Sei still, Kind.“
Wir kauten unser Brot zu Ende, tranken viel Wasser hinterher und wurden alle drei sehr schläfrig. Wir dösten vor uns hin.
Den Nachmittag über arbeiteten wir weiter. Gundula nannte mir manchmal die Namen der Kräuter und wofür sie Verwendung fanden. Cecilia verhielt sich nach außen hin sehr ernst und zurückhaltend, aber ich erwischte sie mehrmals dabei, wie sie mich aus ihren Augenwinkeln heraus beobachtete und dabei lächelte.
Langsam aber sicher wurde es dunkler.
Irgendwann ließen wir die Bäume hinter uns und gelangten an den Fluss. An seinen Ufern breitete sich eine grüne saftige Wiese aus, auf der zahlreiche Wildblumen blühten. Weit entfernt erkannte ich ein Kind, das mit einem Stecken ein paar Ziegen vor sich in Richtung der Stadt trieb.
Wir setzten uns und Cecilia begann sofort, Blumen zu pflücken und sie uns zu bringen. Sie legte sie vor mir auf den Boden. Ich nahm sie und flocht sie zu einem Kranz zusammen. Cecilia schaute fasziniert zu, holte mir immer mehr Blumen und als ich mit dem Gebinde fertig war, legte ich es dem kleinen Mädchen um den Kopf. Sie sah entzückend damit aus. Die vielen Kornblumen ließen ihre dunkelblauen Augen leuchten.
Gundula hatte mich lange beobachtet, jetzt entspannte sie sich etwas und in ihrem Gesicht spielte der zaghafte Anflug eines Lächelns.
„Schau ich schön aus?“, rief Cecilia ihrer Mutter zu, während sie sich im Kreis drehte.
„Da musst du deine neue Freundin fragen“, meinte Gundula.
Cecilia wandte sich an mich. „Lilith, was meint Ihr, sehe ich schön aus?“
„Du bist ein bezaubernder kleiner Engel“, sagte ich und Gundula errötete leicht.
„Würden auch die Menschen in Eurer Stadt denken, dass ich schön bin?“, wollte Cecilia wissen.
„Sie würden dich lieben, Cecilia“, versicherte ich ihr.
Das kleine
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