Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Mädchen jauchzte vor Freude.
„Ich hole jetzt Blumen für Lilith und für Euch, Mutter! Dort hinten wachsen ganz viele!“
„Sei vorsichtig!“, mahnte Gundula, aber Cecilia war bereits unterwegs.
Wir beobachteten sie, wie sie Blumen pflückte und mit ihrem neuen Kranz durch die Wiese tanzte.
„Ein bildhübsches Mädchen“, sagte ich nach einer Weile. „Ihr Vater muss sehr stolz auf sie sein.“
„Ich bin Witwe“, erklärte Gundula. „Mein Mann ist vor ihrer Geburt gestorben. Er hat sie nie kennengelernt.“
Ich erwiderte nichts, blickte stattdessen weiter zu Cecilia, wie sie in der Wiese herumtollte. Ich verglich sie mit jemandem, den ich sehr gut kannte.
„Ich weiß nicht, ob Asmodeus ihr Vater ist“, bemerkte Gundula leise.
„Sie sieht ihm ähnlich. Sie hat“, ich bemühte mich, möglichst unverfänglich zu formulieren, „…sie hat eine ähnliche Ausstrahlung wie er“, sagte ich schließlich. Ich wollte Gundula nicht erklären, dass ich bei Cecilia eine dämonische Energie wahrnahm, die der von Asmodeo mehr als glich.
Gundula fragte nicht weiter nach und fuhr fort: „Mein Mann ist gestorben und ließ mich mittellos zurück. Der Kaufmann Gerlach sah mich täglich und bedrängte mich immer mehr. Ich konnte mich nicht gegen ihn schützen. Ich konnte mich ihm nicht verwehren. In meiner Not beschwor ich Asmodeus herbei. Er hat mir geholfen.“
„Warum seid Ihr dann dermaßen schlecht auf ihn zu sprechen?“
„Asmodeus hat dafür gesorgt, dass Gerlach innerhalb von kürzester Zeit aller Mittel beraubt und in die Armut getrieben wurde. Gerlach machte Schulden, riesige Schulden, und als er sie nicht zurückzahlen konnte und seine Gläubiger ihn zur Rechenschaft ziehen wollten, brachte sich Gerlach um.“
Ich verstand nicht. Dieser Gerlach hatte sie genötigt. Seinetwegen konnte sie kaum eine derartige Abneigung gegen Asmodeo hegen. „Aber was Asmodeus getan hat, hat Euch doch geholfen, worin liegt Euer Groll begründet?“
„Asmodeus verlangte seinen Lohn von mir. Er kam zu mir in der Gestalt eines wunderschönen blonden Mannes. Ich war ihm sehr dankbar.“ Gundula blickte zu ihrer Tochter. Cecilia hatte ein paar besondere Blumen gefunden und sie abgepflückt. Sie hob sie hoch über den Kopf und winkte uns damit aus der Ferne zu. Gundula winkte kurz zurück. Nur mit Mühe gelang es ihr, weiterzureden.
„Er versprach, bei mir zu bleiben. Er versprach mir Reichtum und Glück. Aber eines Nachts verließ er mich. Er verließ mich, bevor ich ihm sagen konnte, dass ich ein Kind erwartete. Er lachte mich aus, als ich ihn anflehte, zu bleiben. Er lachte über meine Leichtgläubigkeit, …dass ich doch tatsächlich geglaubt hätte, er, ein Dämon, sei fähig, zu lieben und die Wahrheit zu sagen. …Cecilia ist entweder das Kind von Asmodeus oder von Gerlach. Trotzdem, oder gerade deshalb, liebe ich sie mehr, als alles andere auf der Welt.“
Cecilia hatte sich zu weit von uns entfernt. Gundula erhob sich und forderte sie mit einer Armbewegung auf, zurückzukommen. Das Kind wollte über die hohe, unebene Wiese zu uns stapfen, aber Gundula rief: „Lauf am Ufer des Flusses zurück, das geht schneller! Gleich kommt die Nacht.“
Sie beugte sich zu mir herab. „Es dauert nicht mehr lange, bis der Nebel aufzieht. Dann könnt Ihr zurück zu Asmodeus.“
Ich versuchte, sie anzulächeln, aber ich schaffte es nicht. Zu sehr hatte mich getroffen, was Asmodeo ihr angetan hatte.
„Ihr habt gesagt, Euer Mann sei todkrank?“, fragte mich Gundula.
„Das stimmt.“
„Und was ist dann Asmodeus für Euch?“
Ich blickte zu Gundula auf und sie konnte die Antwort in meinen Augen lesen.
„Ich habe ihn auch vom ersten Augenblick an geliebt, als ich ihn gesehen habe und ich liebe ihn noch immer“, meinte sie mehr zu sich selbst.
„Ich liebe Asmodeus und meinen Mann. Ich liebe beide von ganzem Herzen“, erklärte ich ihr, denn ich war mir sicher, dass sie mich verstehen würde.
Und das tat sie auch. „Hoffentlich seid Ihr stark genug dafür“, gab sie mir zur Antwort.
Cecilia schrie auf. Ihrem Schrei folgte das klatschende Geräusch eines Körpers, der ins Wasser fiel. Wir sprangen hoch und rannten zum Ufer hinunter. Cecilia trieb in der Mitte des Flusses, sie verschwand, nur der Blumenkranz schwamm oben.
„Oh mein Gott“, schrie Gundula und griff panisch nach meinem Arm. „Mein Kind! Mein Kind stirbt! Es ertrinkt!“ Sie stand wie angewurzelt da und mir wurde klar, dass sie nicht schwimmen
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