Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
gesagt, dass ich Hilfe brauche, nicht Asmodeus“, verdeutlichte ich rasch.
„Seid Ihr auch ein Wesen wie er?“, fragte sie mit gepresster Stimme. „Seid Ihr auch ein Dämon, der mich ins Unglück reißen will?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich will Euch nichts Böses tun. Ganz sicher nicht.“
Gundula starrte mich weiterhin verunsichert und nahezu angstvoll an. Sie hatte sehr wohl registriert, dass ich nur einen Teil ihrer Frage beantwortet hatte.
„Wie kann ich Euch behilflich sein?“, fragte sie schließlich.
„Mein Mann ist krank“, antwortete ich gepresst.
„Und, ist Euer Mann ein Mensch wie ich? Oder ein Wesen wie Ihr und Asmodeus?“ Gundulas Augen brannten.
„Mein Mann ist ein Mensch.“
Gundula nickte langsam und wartete ab, bis ich weitersprach.
„Mein Mann ist schwer krank“, erklärte ich ihr stockend und ich konnte es nicht verhindern, dass meine Verzweiflung zum Ausdruck kam. Alles hing jetzt davon ab, wie Gundula reagierte.
„Nichts kann ihn heilen“, redete ich weiter. „Das Fieber wütet in ihm und er kann mich nicht mehr erkennen. Seine Beine sind gelähmt und die Lähmung schreitet fort.“
Gundulas Hände, die wieder auf ihrem Schoß lagen, verkrampften sich ineinander und ihr Gesicht wurde ausdrucksloser und unbeweglicher. „Euer Mann wird sterben“, sagte sie.
Ich hatte das Gefühl, in einem Fahrstuhl zu stehen, der im freien Fall abstürzte. Heftig schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, das kann nicht sein. Das wäre vollkommen ungerecht. Mein Mann ist ein guter Mensch.“
Gundula lächelte bitter. „Auch gute Menschen müssen sterben. Jeder Tod ist sinnlos.“
„Aber ich habe gehört…“, setzte ich an und brach ab.
„Was habt Ihr gehört?“, fragte sie und ihre Augen flackerten für einen Sekundenbruchteil auf.
„Ich habe gehört“, fuhr ich verzweifelt fort, „dass Ihr die Gabe habt, Krankheiten aus den Körpern der Menschen herauszunehmen.“
„Das hat Euch Asmodeus verraten, nicht wahr?“ Diesmal blitzten ihre Augen.
Ich konnte mich nicht vor ihr verstellen und ich wollte es auch nicht. „Ja, das hat mir Asmodeus gesagt.“
„Und Ihr glaubt ihm?“
„Asmodeus lügt mich nicht an.“
„Junge Frau“, sagte Gundula, während sich ihre Lippen erneut zu diesem bitteren Lächeln verzogen. „Das werdet Ihr noch merken. Asmodeus ist ein Dämon und Dämonen lügen immer. Gleichgültig, welch schönes Gesicht sie dazu benutzen.“
Es wurde an der Tür geklopft. Das Mädchen war anscheinend mit dem vollen Tonkrug zurück.
„Ihr könnt gehen“, forderte mich Gundula auf. „Hier findet Ihr nicht, was Ihr braucht.“
„Ich kann nicht einfach zurück“, erwiderte ich tonlos, während mein Leben zerbrach.
„Asmodeus erschien immer mit der Nacht. Was benötigt Ihr für Euer Kommen und Gehen?“
„Nebel.“
„Nebel“, Gundula strich sich gedankenverloren ihr Kleid glatt. „Nebel erscheint hier frühestens nach Anbruch der Dunkelheit.“ Sie atmete hörbar aus und erhob sich anmutig. „Ihr müsst bei mir bleiben. Wenn Ihr in der Stadt herumirrt, lauft Ihr Gefahr, erkannt zu werden. Ich weiß zwar nicht, was Ihr für Schrecknisse über die Menschen bringt, aber kein Wesen verdient es, auf die Art zu sterben, die Euch sicher ist, wenn Euer wahres Ich erkannt wird.“
Das Mädchen klopfte wieder.
Gundula ging an mir vorbei, schob den Riegel zurück und Cecilia schleppte den schweren Tonkrug in den Raum. Wasser schwappte heraus.
Automatisch bückte ich mich, nahm dem Mädchen den Krug ab und stellte ihn auf die ausgelaugte Tischplatte. Das Mädchen schenkte mir ein dankbares Lächeln.
Gundula war im Türrahmen stehen geblieben und spähte in die kleine Gasse.
„Ihr könnt uns heute begleiten.“ Sie sprach über ihre Schulter zu mir, vermied es aber, mich direkt anzusehen. „Cecilia und ich gehen in den Wald und suchen Kräuter. Und es wird keinem auffallen, wenn Ihr dabei seid. Niemand wird sich Gedanken machen, ob zwei oder drei Frauen in den Wald gehen. Am Abend sind wir dann in der Nähe des Flusses und Ihr könnt uns von dort aus leicht verlassen.“
„Danke“, sagte ich.
Gundulas Hände machten eine abschätzige Geste. „Wofür dankt Ihr mir? Wenn ich Euch schütze, schütze ich nur mich und mein Kind.“
„Ich heiße übrigens Lilith“, sagte ich.
„Seid gegrüßt, Lilith“, meinte Cecilia und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich ergriff sie. Sie war klein, aber sie war kräftig und erstaunlich
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