Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
deswegen habe ich dich mitgenommen“, erklärte ich.
Johannes bemühte sich, meine Antwort zu verstehen. „Aber was soll es helfen, zu träumen, man trainiert? Da wäre mir der andere Traum von vorhin mit unseren Ledersofa doch wesentlich lieber gewesen.“
Als Erklärung trat ich ihm verhalten ins Schienbein. Er spürte den Schmerz.
„Das was wir hier tun, ist real“, konkretisierte ich. „Eine andere Realität, als du gewohnt bist, aber ebenso wirklich, wie unser normales Leben. Was in diesem Traum geschieht, nehmen wir mit. Also, wie wär’s?“
Johannes versuchte zu ergründen, was ich ihm damit sagen wollte. Ich ging in Kampfstellung und forderte ihn mit einer energischen Handbewegung auf, mich anzugreifen. Er seufzte, stellte sich in Position und versetzte mir einen Sidekick, der so unbeholfen kam, als wäre er ein Anfänger und nicht der beste Schwarzgurt, den ich jemals gesehen hatte.
„Junge, das war nicht nur mies, das war grottenschlecht !“, stellte ich fest.
Jähzorn stieg in Johannes auf und er funkelte mich an. „Ich kann nicht besser, das weißt du ganz genau. Das wochenlange Liegen und Sitzen hat mich vollkommen aus der Form gebracht.“
Ich kickte ihn erneut ans Schienbein, diesmal etwas härter. Das steigerte seinen Zorn. Gut! – dachte ich und sagte laut: „Du kannst alles, was du willst. Es hängt alleine von deinem Willen ab.“
Johannes wirkte unschlüssig. Er wollte mir nur allzu gern glauben, das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Wenn ich davon überzeugt bin, gesund zu sein, dann kann ich mich bewegen, wie früher?“
„Mindestens so gut.“ Ich ging in Abwehrposition und wartete seinen Angriff ab.
Johannes zögerte nur kurz, dann sammelte er sich, spannte seinen Körper an, sprang hoch und sein Bein sauste zischend durch die Luft. Es krachte gegen meine Deckung und schmiss mich um. Auf dem Rücken liegend schlitterte ich mehrere Meter über den glatten Hallenboden.
Sprachlos stand Johannes einige Sekunden mit offenem Mund da. Dann kam er mir besorgt entgegen, aber ich war bereits dabei, mich aufzurappeln und meinen Tobok in Ordnung zu bringen.
„Du musst nicht gleich übertreiben“, tadelte ich ihn lachend. „Das tut weh! Du weißt, ich bin erst ein Braungurt und ich will morgen nicht lauter blaue Flecken haben.“
„Es war deine Idee, hierherzukommen“, grinste Johannes breit.
„Ja“, schnaubte ich betont frustriert, „ich habe verflucht viel trainiert. Und dann kommst du und haust mich mit deinem ersten ernsthaften Tritt durch die halbe Halle. Das ist unfair!“
Ich griff ihn an, mit all meinem Können, sprang hoch, trat zu, führte Schlagfolgen aus, nur um jedes Mal von ihm wie mühelos abgeblockt zu werden.
Was ich ihm gesagt hatte, war die Wahrheit gewesen. Ich hatte täglich allein am Strand trainiert, war wirklich wesentlich besser geworden, aber gegen ihn hatte ich keine Chance.
Er konterte perfekt und mit jedem Schlag den er landete, mit jedem Tritt den er millimetergenau platzierte, bewies er mir und sich seine absolute Überlegenheit. Je mehr ich vor Erschöpfung schnaufte, desto mehr fing sein Gesicht zu strahlen an, während die schrecklichen Erlebnisse seit seiner Schussverletzung gleichzeitig zu verblassen begannen, bis sie schließlich fast ausradiert waren.
Mit letzter Kraft versuchte ich, seine Deckung zu durchbrechen, um ihn im Brustbereich zu treffen. Er ließ mich ins Leere laufen, um mich gleich danach aufzufangen und zu umarmen.
Ich rang mühsam nach Luft, als ich mich an ihn lehnte. Meine Arme waren schwer wie Blei. Meine Beine gehörten mir nicht mehr. Und seine Nähe machte es mir nicht gerade leichter.
„Das ist wirklich ein fürchterlicher Sport“, keuchte ich mühsam. „Vielleicht sollten wir lieber golfen.“
Er küsste mich, hielt mich fest an sich gedrückt und seine pure Lebensfreude übertrug sich auf mich.
„Danke“, murmelte er in mein Haar.
Glücklich lachte ich gegen seinen Hals. „Warte nur, meine Rache kommt. Morgen wirst du entsetzlichen Muskelkater haben.“
Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und blickte mir tief in die Augen. „Ich freue mich jetzt schon darauf - auf die Schmerzen, die mir zeigen werden, dass mir meine Muskeln wieder gehören.“
Ich vergrub meinen Kopf in seiner Tobokjacke. „Nicht nur die Muskeln gehören dir“, gestand ich.
Johannes blieb still. Ich konnte seine Gedanken erraten. Er dachte an das, was zwischen mir und Asmodeo vor ein paar Tagen
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