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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Händen stützte er sich an der Stuhllehne ab. Seine Unterlippe bebte.
    „Wo wollen Sie denn hin, Müller?“ Clement wies mit der Spitze seines Füllers auf ihn.
    „Ich bin hier verantwortlich, das ist meine Forschungseinrichtung.“
    Clement lächelte kalt. „Dir gehört hier gar nichts. Alles, was du hier siehst, gehört mir. Also setz dich hin. Wir werden den Ordner durchgehen. Becker, mein Assistent, wird sich die Sache anschauen und berichten.“
     
    16
     
    Ich fand den Weg ohne Schwierigkeiten. Anstatt mich zu behindern, begünstigte der Nebel meine Orientierung. Es war, als würde er meine Sinne durch seinen Schleier schärfen und mich mit seiner schemenhaften Hand in die Richtung dirigieren, in die ich gehen musste, um an mein Ziel zu gelangen.
    Während ich zügig ausschritt, wunderte ich mich, wie ich jemals vor dem milchigen Weiß hatte Angst haben können. Inzwischen war es wie eine zweite Heimat für mich geworden - fast schon ein Zufluchtsort. Ich konnte meine früheren Gefühle kaum mehr nachempfinden, als ich panisch reagiert hatte, sobald ich nur an Nebel dachte.
    Die Schwaden ballten sich zunehmend zusammen. Als ich meine Umgebung nicht mehr mit den Augen zu durchdringen vermochte, wusste ich, dass ich fast angekommen war. Ich zwängte mich in den zögernd aber wohlwollend nachgebenden Dunst. Ein letztes Mal berührten mich dessen klamme Finger, bevor ich mich von ihm frei machte.
    Ich stand in der großen feudalen Eingangshalle mit der repräsentativ geschwungenen Treppe, die hinauf in den ersten Stock führte. Meine Freude, wieder hier zu sein, war grenzenlos. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich das Haus von Johannes vermisst hatte. Mein Atem zitterte leicht, als ich tief Luft holte.
    Unsicherheit mischte sich in meine Freude. Es war das erste Mal, dass ich eine Traumreise mit jemand anderem als Asmodeo unternehmen wollte. Und im Gegensatz zu Asmodeo war Johannes ein Mensch. Wie würde er auf meinen Besuch reagieren? Würde er mit mir kommen? Und würde es mir gelingen, ihn dorthin mitzunehmen, wohin ich mit ihm gehen wollte?
    Nicht auszudenken, wenn ich ihn im Nebel verlieren würde. Asmodeos Beschreibung kam mir in den Sinn. Als leere Hüllen, als eine Art Komapatienten hatte er die Menschen beschrieben, die sich im Traum verlaufen hatten und nicht mehr zu sich selbst zurückfanden - dazu verurteilt, den Rest ihres Lebens in einem Pflegeheim vor sich hinzuvegetieren.
    Ich erschauerte, als sich mir der Gedanke aufdrängte, Johannes im Nichts zu verlieren. Ich verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper und rieb mir die Schultern, um warm zu werden.
    Ein weiteres Mal holte ich tief Luft, dann öffnete ich die Tür zum Empfangszimmer, eilte durch dessen reiche Unpersönlichkeit, dem Lichtschein entgegen, der aus dem angrenzenden Kaminzimmer drang.
    Geräuschlos schob ich mich hinein, mein Herz vor Vorfreude wild klopfend, und ließ den Raum auf mich wirken: Die vollgestopfte Bücherwand, unser Ledersofa mit den bunten Kissen, der alte Schreibtisch auf dem zahllose Malutensilien verstreut lagen, das große Panoramafenster mit dem unbeschreiblichen Blick auf unsere Stadt.
    Die Staffelei war an ihrem Platz. Aufgedeckt präsentierte sie das Bild, das Johannes gemalt hatte, nachdem wir uns das erste Mal begegnet waren. Es war ein Portrait von mir.
    Vor dem Gemälde stand ein antiker Holzstuhl. Johannes saß dort rittlings, er hatte seine Arme auf der Lehne verschränkt, lehnte mit seinem Kinn auf ihnen und studierte sein Werk. Ich betrachtete sein dunkles, nahezu schwarzes Haar, das ihm in weichen Wellen in den Nacken fiel. Meine Augen glitten über seine breiten Schultern, seinen Rücken, bis hin zu seinen schmalen Hüften, und zurück nach oben, zu seinen sehnig-muskulösen Unterarmen. Er hatte durch seine langwierige Krankheit abgenommen, aber dennoch ging von ihm eine unglaubliche Kraft aus.
    Ich sah ihn an und liebte ihn so sehr, dass es schmerzte. Ich musste mich darauf konzentrieren, das Atmen nicht zu vergessen.
    Ich schlich mich hinter ihn und legte ihm meine Hände vor die Augen.
    Er erschrak nicht.
    Ich beugte mich zu ihm hinunter. „Rate mal, wer da ist“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Johannes griff nach meiner Hand und betastete sie prüfend. „Renate. Bist du es?“ Er strich mit seinem Zeigefinger über meine Handinnenfläche, ließ ihn kreisen und führte meine Handfläche dann zu seinem Mund. Ich bekam eine Gänsehaut vor lauter Verlangen, beherrschte mich jedoch und

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