Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Pinsel aus lauter Übermut anschließend wie wild hin- und hergeschwenkt.
Er hatte sich getäuscht. Die Farbe war nicht braun, sondern rostrot. Wie Blut, das bereits anfing, zu gerinnen.
Er ging bis zur Mitte des Zimmers, wobei er darauf bedacht war, nicht in die feuchten Stellen zu treten, bis er zu der ersten Leiche kam. Es war eine Frau, ihre Hände waren abgehackt und lagen seltsam verkrümmt einen halben Meter von ihr entfernt. Um ihre Armstümpfe hatten sich dunkle Pfützen gebildet, die dabei waren, zu stocken.
Die Frau wies außerdem im Bauchbereich klaffende Wunden auf.
Julian bewegte sich weiter zum zweiten Toten. Er atmete dabei nur durch den Mund, der süßliche Geruch ließ ihn würgen.
Der Tote saß auf einem Hocker und lehnte mit dem Rücken an der Wand, als wollte er Pause machen und sich ein wenig ausruhen. Vor dem Toten befand sich ein technisches Gerät. Es hatte Ähnlichkeit mit einem überdimensionalen Föhn. Julian wusste, dass es sich um einen Hochleistungslaser handelte.
Der Tote hatte keine Augen mehr. Dort, wo sie einmal gewesen waren, klafften tiefe Löcher, umgeben von verschmortem Fleisch. Der Mann hatte sich die Augen selbst mit dem Laser herausgebrannt. Dabei war er allem Anschein nach zu tief geraten und hatte sein Gehirn angeschnitten.
Das Motiv für seine Handlung war auch offensichtlich. Eine Elektrosäge mit einer dreißig Zentimeter langen blutverschmierten Klinge befand sich noch in seiner Reichweite. Er hatte die Frau getötet und ihr die Hände abgeschnitten. Dann hatte er den Laser benutzt.
Julian war fassungslos.
Was trieb einen Menschen zu solchen Taten?
Sanitäter und Ärzte drängten in den Raum, kümmerten sich um die sterblichen Überreste der Getöteten und ihres Mörders.
Julian beobachtete das hektische Geschehen, nahm den Notarzt zur Seite und fragte ihn, ob sich solche Vorfälle häufiger in der Firma ereigneten.
Der Mann wollte ihm keine konkrete Antwort geben.
„Können Sie mir dann vielleicht erklären, warum der Tote sich die Augen ausgebrannt hat, nachdem er seine Kollegin getötet hat?“
Der Notarzt zögerte, bevor er erwiderte „Viele hier klagen über Visionen.“
„Visionen? Was meinen Sie damit?“
Der Notarzt räusperte sich. „Nun, die Angestellten, die zu mir kommen, berichten in letzter Zeit häufiger über Halluzinationen, beunruhigende Bilder. Über Stimmen, die Ihnen schreckliche Dinge befehlen.“
„Haben Sie hier ein Drogenproblem?“
„Nein.“ Der Arzt schüttelte entschieden den Kopf. „Das habe ich als allererstes geprüft. Die Mitarbeiter wurden bei der Einstellung auf den Gebrauch von verbotenen Substanzen untersucht und wir wiederholen das in regelmäßigen Abständen. Hier werden keine Drogen genommen.“
„Was ist dann die Ursache für diese Vorkommnisse?“
Der Notarzt setzte zu einer Antwort an, presste dann aber seine Lippen zusammen und sagte schließlich „Ich weiß es nicht.“
Julian Becker ließ das Grauen hinter sich und kehrte in den Vortragsraum zurück.
Wenn es stimmte, was ihm der Notarzt berichtet hatte, hatte Clement Hohenberg ein weitaus größeres Problem zu lösen, als die strittige Frage, wann mit Resultaten zu rechnen war.
Julian Becker bezweifelte, ob es jemals Resultate geben würde. Er hatte in dem Labor das pure Böse gespürt.
19
Asmodeo und ich joggten bis zur Brücke, die die Insel mit dem Festland verband. Ich war von meinen nächtlichen Eskapaden doch leicht angegriffen, aber ich bemühte mich, mit ihm Schritt zu halten. Er gab ein ziemlich hohes Tempo vor. Wir redeten kaum miteinander, was mir ganz Recht war, denn ich hatte ohnehin Probleme, genügend Sauerstoff zu bekommen. Neidvoll blickte ich auf Mozart, der vermutlich noch Stunden in dieser Geschwindigkeit hätte weiterlaufen können.
Wie immer, wenn ich mit Asmodeo unterwegs war, wich Mozart keinen Millimeter von unserer Seite. Er vermittelte den Eindruck, als würden ihn die Hasen, die dicht hinter der Düne lebten, nicht interessieren. Er wusste genau, wann es besser war, sich zu benehmen – was nicht gerade ein gutes Licht auf meine Fähigkeiten als Hundehalterin warf.
Als wir die großen Betonpfeiler der Brücke vor uns sahen, blieb ich stehen, beugte meinen Oberkörper nach vorne, stützte meine Arme an den Schenkeln ab und schnappte keuchend nach Luft.
„Taxi!“, brachte ich heraus.
Asmodeo hielt an, auch er schnaufte mehr als gewöhnlich. Mozart benutzte die Unterbrechung, um sich verstohlen von
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