Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
geschehen war. Ich verharrte bewegungslos in seinen Armen, voller Angst, dass er sich von mir zurückziehen könnte, wie er es im Fitnessraum angekündigt hatte - als er mir sagte, mit mir brechen zu wollen. Doch stattdessen fuhr er mir lange durchs Haar und über meinen Rücken, bis meine Furcht der Gewissheit wich, dass er mich liebte und wollte.
„Wie funktioniert das eigentlich, mit deinen Träumen?“, unterbrach er schließlich unsere Umarmung.
Wie sollte ich ihm das erklären? „Ich kann hingehen, wohin immer ich will. Und wenn du schläfst, kann ich dich mitnehmen.“
„Dann hatte dieser Professor Recht.“ Johannes räusperte sich. „Ich meine, dann bist du wirklich… außergewöhnlich, mehr als ein Mensch? Dann bist du wie …Asmodeo?“
„Du weißt, wer Asmodeo ist?“
Johannes sah zu Boden und dann bohrten sich seine schwarzen Augen in meine. „Wir haben uns beim Angeln lange unterhalten. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Asmodeo hat mir alles erzählt.“
„Ich weiß nicht genau, wer oder was ich bin, Johannes. Da ist immer noch meine Amnesie. Asmodeo kann mich auch nicht einordnen. Er kann keinen Dämon an mir erkennen.“
„Du kannst aber Dinge, die Menschen nicht können“, stellte er fest und ich war unendlich erleichtert, in seinen Augen nichts anderes als ehrliches Interesse zu lesen.
„Ja“, bestätigte ich.
„Als ich beinahe gestorben bin, habe ich dich gespürt. Ich war im Fieberwahn gefangen, aber ich habe dich deutlich gefühlt. Mir war bewusst, dass du in meinen Körper gegangen bist und dass du etwas aus mir herausgerissen hast.“ Johannes stockte. „Du hast die Krankheit mit dir genommen. Sie hätte mich umgebracht. Ich hatte solche Angst um dich.“
Ich wagte nicht, ihm zu antworten. Ich schaffte es nicht, über diese entsetzliche Zeit zu sprechen.
„Das habe ich mir alles doch nicht nur eingebildet, nicht wahr?“, setzte er nach.
Ich nickte.
Johannes atmete scharf ein, als er seine Annahme durch mich bestätigt sah. „Was hast du mit der Krankheit gemacht? Trägst du sie in dir und wird sie eines Tages vielleicht sogar bei dir ausbrechen? Das würde ich nicht überleben, Lilith. Wenn du dich selbst gefährdet hast, will ich die Krankheit zurück. Ich kann nicht zulassen, dass du dich für mich aufgibst.“
Ich schluckte schwer. „Laurent“, sagte ich kaum hörbar, während mir die Tränen in die Augen schossen.
„Laurent?“, fragte er. Seine Stimme klang verwundert und ungläubig.
Und dann verstand er.
18
Julian Becker ließ seinen Chef und Dr. Müller im Vortragsraum zurück. Er trat hinaus auf den Gang, der in gleißendes Neonlicht getaucht war. Er folgte den aufgeregten Geräuschen, schritt anfänglich mit den anderen Mitarbeitern, verfiel schließlich in einen Trott, um dorthin zu gelangen, wohin alle zu eilen schienen.
Sicherheitsbeamte hatten den Gang abgeriegelt, eine Nebeneingangstür geöffnet und lotsten die aufgeregten Angestellten hinaus ins Freie.
Julian erhaschte einen Blick auf den firmeneigenen Parkplatz, auf dem mehr als zweihundert Fahrzeuge standen. Dahinter konnte er den hohen Sicherheitszaun mit dem elektrisch aufgeladenen Stacheldraht erkennen.
Ein Wissenschaftler kam ihm entgegen, er hatte seine Hand vor den Mund gepresst. Dann konnte er sich nicht mehr halten und übergab sich heftig in eine Ecke.
Julian ging direkt auf die Wachmänner zu, um sich an ihnen vorbeizudrängen.
„Hier geht es nicht weiter“, sagte ein bullig aussehender Zwei-Meter-Mann, versperrte ihm den Weg und drückte mit seiner Pranke gegen Julians Schulter.
Julian Becker fasste in seine Hüfttasche und holte eine Art Geldbörse heraus. Die klappte er auf. Unter einem Passfoto von ihm und dem Firmenlogo Hohenberg stand in roten Lettern:
A 1
Uneingeschränkte Zugangsberechtigung.
Der Sicherheitsmann stutzte, verglich Foto und Julian Becker miteinander, murmelte eine Entschuldigung und trat zur Seite.
Julian ließ ihn hinter sich, folgte dem Gang noch ein Stück weiter, bis er vor einer weißen Labortür stehen blieb.
Die Tür war nur angelehnt.
Julian atmete tief durch und trat ein. Eine typische wissenschaftliche Arbeitsstätte lag vor ihm: Computer, Zentrifugen, Messinstrumente, elektronische Mikroskope und eine Vielzahl weiterer glänzender Geräte, deren Namen er nicht kannte.
Alles war mit einer braunen Flüssigkeit bespritzt. Als hätte jemand einen großen Quast in geschmolzene Schokolade getunkt und den vollgesogenen
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