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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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macht uns die absolute Wahrheit vor.« Er rutschte im Bett etwas höher, und Monika drückte das Stützkissen fester in seinen Rücken. »Pack aus, Monika! Spuck es aus, was du Lüge nennst!«
    »Es ist unwichtig, Holger. Unwichtig für uns.«
    »Jetzt lügst du schon wieder.«
    »Mag sein.«
    »Und noch einmal …« Mahlert zog Monika näher zu sich. Ihre großen glänzenden Augen faszinierten ihn. Er war jetzt nicht anders als alle verliebten Männer, er übersah alarmierende Anzeichen, er verlor den kritischen Blick. »Wir sollten all das Häßliche vergessen«, sagte er leise. »Man sollte häßliche Episoden nie zu ernst nehmen. Natürlich sollte man versuchen, etwas daraus zu lernen. Aber sie dürfen nicht unser ganzes Leben negativ beeinflussen. – Ich möchte dich jetzt küssen, Moni.«
    »Deine Rippen, Holger!«
    Sie beugte sich lächelnd über ihn, gab ihm einen schnellen Kuß auf den Mund und setzte sich dann wieder auf den Stuhl neben das Bett.
    »Das war mager!« Mahlert lächelte schief. »Zu eurem Hund bist du bestimmt zärtlicher.«
    »Der ist auch gesund!« Sie lachte hell, sprang auf, lief in die kleine Küche, klapperte mit den Gläsern, die auf einem Bord standen. Dann lehnte sie sich mit geschlossenen Augen an die Wand. Wie verdammt schnell der Schuß nachläßt, wie verflucht rücksichtslos der Körper nach neuem H verlangt! »Willst du Kaffee?« rief sie aus der Küche. »Oder Tee? Ich koche dir, was du willst.«
    »Nichts. Komm und setz dich wieder neben mich. Ich habe ja noch Wein.«
    »Darf ich mir einen Kaffee machen?«
    »Aber natürlich. Warum fragst du?«
    Sie ließ Wasser in einen Kessel laufen, stellte ihn auf den Elektroherd und atmete mit offenem Mund. Nicht jetzt, schrie sie in sich hinein. Nicht schon jetzt! Ich weiß ja, der letzte Druck war zu schwach, ich wollte ja nicht wieder voll auf der Reise sein. Aber jetzt mußt du durchhalten, du Mistkörper, hörst du, jetzt mußt du noch zwei Stunden warten können, bis du dein halbes Halbe bekommst. Zwei Stunden noch … das kann die Hölle werden.
    Sie schepperte mit der Blechdose, in der sie gemahlenen Kaffee gefunden hatte, und sie tat es extra laut, damit Holger es hörte und nicht mehr fragte. Sie suchte den Filter und die Kaffeekanne, aber als sie den Kaffee hineinfüllte, vier Teelöffel, wurde ihr schon von dem Geruch übel. Sie ging zum Fenster, riß es auf und saugte schnaufend die frische Luft ein.
    Bei mir geht es schneller als bei Freddy, stellte sie mit der Nüchternheit eines Menschen fest, der beschlossen hat, sich selbst zu vernichten. Ich baue das H anscheinend schneller ab, und dann fordert der Körper ohne Übergang die neue Nadel. Aber ich will nicht, ich will nicht völlig abhängig werden, und wenn ich wieder auf Turkey komme, wenn es ganz tierisch wird, schwöre ich mir, daß ich mich zu Hause in die kalte Wanne lege, ins eiskalte Wasser! Ich will nicht!
    Sie dachte an das Chromkästchen, das sie in ihrer Handtasche trug, und ihre Nerven begannen zu tanzen vor Sehnsucht. Ihr Mund wurde ledertrocken. Sie trank sofort aus der offenen Flasche einen Schluck Wein, aber es war, als verdunste die Flüssigkeit sofort in der Mundhöhle.
    »Monika?« hörte sie Mahlert rufen. Sie nickte und blieb in der kleinen Küche.
    »Das Wasser kocht gleich!« rief sie mit gepreßter Stimme zurück.
    »Im Kühlschrank ist Pudding! Magst du Pudding?«
    »Nein!« Allein der Gedanke an das wabbelige Zeug ekelte sie. Sie goß den Kaffee auf, würgte wieder bei dem Geruch und schluckte Luft in die trockene Kehle. »Gar keinen Hunger. – Kaffee mit Milch und Zucker?«
    »Wie du, Moni.«
    »Ich trinke ihn schwarz.«
    Sie balancierte zwei Tassen und die Kanne ins Zimmer, schenkte ein und schlürfte mit größter Willenskraft ein paar Schlucke des heißen Getränkes. So speiübel ihr auch war, der Kaffee milderte etwas ihre Sehnsucht nach einem neuen Druck. Sie lief unruhig im Zimmer herum, stellte den Plattenspieler an und vermied es, Holger anzusehen.
    »Wenn ich jetzt fit wäre, würde ich tanzen«, sagte er.
    »Das wäre schön!« Sie drehte sich ein paarmal um sich selbst, es mußte grazil und aufreizend aussehen, denn Mahlert griff nach ihr, als sie in seine Nähe kam, und zog sie auf das Bett. Sie lachte etwas zu schrill, wehrte sich schwach und erlaubte, daß er sie richtig küßte und dabei seine rechte Hand auf ihren Brüsten kreisen ließ. Aber sie reagierte nicht auf die Liebkosung. Es war nur ein Drücken und Reiben, das ihr

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