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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dann fahren wir zu dir, und du legst dich ins Bett!«
    Mahlert nickte, das Sprechen fiel ihm schwer, er konnte den Mund nicht öffnen, weil er die Zähne zusammenbiß, um nur den Schmerz nicht hinauszustöhnen.
    Mit tastenden Schritten ging er weg. Monika blickte ihm nach, dann rannte sie in das rundum verglaste Büro, wo der Trainer sich gerade zur Lehrstunde einen weißen Pullover über den Kopf zog.
    Peter Roßkauf schoß von seinem Stuhl hoch, als Holger Mahlert hohlwangig und bleich in die ›Tennisklause‹ kam. Völlig konsterniert war er, als sich Holger an einen anderen Tisch setzte, weit entfernt von ihm, und laut einen Kognak bestellte. Zögernd ging er zu ihm hinüber.
    »Du bist wohl total bekloppt, was?« fragte er leise.
    »Ich kenne dich nicht. Ist das klar?« Holger sah ihn bittend an.
    »Nein! Klar ist nur, daß du keinen Kognak trinken darfst! Und klar ist, daß du aussiehst wie Rotz in Malzbier.«
    »Wann verschonst du mich endlich mit deinem widerlichen Medizinerdeutsch? – Hau ab, Peter, sie kommt gleich!«
    »Ich denke, sie drischt kleine weiße Bälle durch die Luft?«
    »Sie will mich ins Bett bringen!«
    »Ein verdammt kluges Kind! Sie hat es sofort gesehen?«
    »Ich habe ihr was von einem Autounfall mit dreifacher Rippenquetschung erzählt. Nun ist sie entsetzt. Peter, gib mir deinen Autoschlüssel und die Papiere. Mein Wagen ist ja offiziell in der Werkstatt.«
    »Du fährst nicht! Verdammt nochmal!«
    »Dann nehme ich ein Taxi.« Mahlert streckte die Hand aus. Sie zitterte ein wenig. »Gib mir die Schlüssel, bitte, Peter!«
    »Benimm dich nicht wie ein bettelnder Hund! Ich fahre euch.«
    »Und als was soll ich dich Monika vorstellen?«
    »Als das, was ich bin: dein Freund! Sag die Wahrheit: Ich habe dich hierher gebracht, weil ich Angst hatte, dich allein fahren zu lassen. Das wird diese Monika verstehen. Sie scheint ein vernünftiges Mädchen zu sein, jedenfalls vernünftiger als du.«
    »Aber dann verschwindest du, verstanden?«
    »Keine Panik! Natürlich gehe ich! Und zwar völlig unbesorgt. In deinem Zustand sind erotische Kraftübungen nicht mehr drin. – Noch eine Frage: Wo fahren wir denn hin? Zu mir oder zu dir?«
    »Zu dir natürlich. Für meine Eltern bin ich doch verreist.«
    »Und wie lange sperrst du mich aus? Wann darf ich wiederkommen?«
    »Sagen wir – bis zum Abend.«
    Es gab keinerlei Komplikationen … Holger stellte Roßkauf vor, Monika machte ihm sofort Vorwürfe, daß er Holger hierher gefahren hatte, statt ihn im Bett zu lassen. Roßkauf gab sich zerknirscht. Aber man kenne ja Holgers Dickschädel, verteidigte er sich. Und dann stand man vor der Frage, wie man Monikas grünes Moped mitnehmen könne. Der Kofferraum von Roßkaufs Wagen erwies sich als zu schmal, man hätte das Rad schon zerlegen müssen.
    »Lassen wir es auf dem Parkplatz stehen«, sagte Monika. »Sie fahren mich nachher zum Tennisclub zurück, und ich hole es ab. Ganz einfach.«
    »Ganz einfach!« Roßkauf lachte, faßte Holger unter die Achsel und hob ihn vom Stuhl hoch.
    »Sie sind herrlich unkompliziert, Monika.« Sein Blick glitt über sie, von den Haaren bis zu den Schuhspitzen. Es war ein Blick, den Monika spürte wie einen elektrisierenden Strahl. »Bleiben Sie so!«
    In Roßkaufs Wohnung war dann alles anders. Holger Mahlert wurde wieder ins Bett gepackt, nachdem die beiden Freunde Monika erklärt hatten, daß sie hier als Studenten zusammen wohnten, weil beider Elternhäuser zu unruhig und zu konservativ seien. Die Freiheit des Studiosus – man sollte sie auch haben, wenn die Familie am selben Ort wohnt. Dann verabschiedete sich Roßkauf, fuhr mit seinem Wagen zum Verbindungshaus und traf dort auf einen Kreis von Studenten, die bereits voll beim Kneipen waren. Auch ein alter Herr war da, ein emeritierter Medizinprofessor, der in der Corps-Gemeinschaft seinen letzten Lebensinhalt sah.
    »Eine Frage belastet mich«, sagte Roßkauf zu ihm. »Kann ein Mann mit starkem Blutverlust zu sexuellen Handlungen fähig sein?«
    »Aber mein Lieber!« Der Alte Herr wurde munter, seine Augen glänzten. Konsultationen in dieser Richtung belebten ihn ungemein. »Ein Mann kann immer. Es sei denn, er ist das Opfer einer Phallus-Amputation.«
    Eine Auskunft, die Roßkauf nicht gerade beruhigte.
    Die Sorge war völlig unbegründet. Monika saß brav an Holgers Bett, sie sprachen über Kunst und Film, über das Fernsehen und sogar über Politik – ein ausgesprochen dämliches Thema, wenn man sich liebt, ja

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