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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfach aus dem Sattel. Aber jetzt bin ich vollgeschossen, jetzt bin ich high bis zu den Haarspitzen, so richtig geil darauf, diesem Jüngelchen hinter mir eins in die Fresse zu hauen und ihm zu erzählen, wie Monika bei mir gepennt hat. Die Jungfrau Monika, halli hallo! War gar nicht mein Fall. So das erstemal, das ist immer blöd. Da heulen die Weiber immer hinterher, und man kann nicht richtig in Fahrt kommen und muß Samthandschuhe anhaben. Immer zart, immer mit Gefühl … Das ist zum Weggucken, Junge! Das sollen andere besorgen, ich hab' lieber freie Fahrt. Aber bei Monika, da war's was anderes. Da war's fast schon Therapie, du Lackaffe, verstehst du das?! Das mußte sein. War überfällig! Und jetzt gehört sie mir. Ich brauche sie wie Dope.
    Sie erreichten ein freies Feld mit einer Baumgruppe. Freddy sprang vom Rad. Mahlert bremste, stieg aus dem Wagen und zog seine Jacke aus. Er war kräftiger, als Freddy ihn in Erinnerung hatte. Ein durchtrainierter Junge. Tennis und Rudern, so sieht er aus, dachte Freddy. Und natürlich Schwimmen. Immer an der frischen Luft, gesund, gesund, die Lungen frei und Sauerstoff im Blut! Ein unbändiger Haß stieg in ihm hoch.
    »Worüber wollen wir reden?« fragte Mahlert. »Über Monika? Das ist kein Thema für mich.«
    Freddy hustete vor Haß. Du hochnäsiger Scheißhaufen, dachte er. Was bildest du dir ein? Kein Thema für mich! Wer fragt dich denn überhaupt, du Wichser?! Für mich ist Monika das Thema meines Lebens, und das willst du mir wegnehmen! Einfach wegnehmen mit deinem Charme, deinem tollen Schlitten, deinem geistreichen Gefasel, mit Lunch im Forsthaus, mit Burgunder und Pipapo. Du willst dir Monika unter den manikürten Nagel reißen, und es kümmert dich einen Scheißdreck, ob ich in der Gosse liege. Der reiche Junge mit dem goldenen Schwanz! Aber nicht mit mir. Nicht mit mir, Herr Mahlert!
    »Monika gehört zu mir!« sagte Freddy dumpf.
    »Darüber sollte Monika selbst befinden.«
    O Gott, ist das möglich?! Er sagt: befinden! Junge, ich muß kotzen vor so viel Vornehmheit. Vor kurzem hat Monika noch befunden, daß sie entjungfert werden möchte! Soll ich dir das in deine dämliche Visage schreien? Geht leider nicht, würde Monika damit verraten. Ob du's glaubst oder nicht: auch wir haben Ehrgefühl!
    »Wir befinden uns hier allein!« sagte Freddy spöttisch. »Weit und breit kein Aas zu sehen. Man sollte es nicht glauben, daß es so was bei Frankfurt noch gibt! Wenn ich dich hier absteche, sieht es keiner. Hau nicht ab, bis zu deinem Schlitten kommste sowieso nicht mehr. Ich kann schnell sein. Wie eine Raubkatze.«
    »Freddy the Tiger …« sagte Mahlert unbeeindruckt. »Muß lange her sein. Ohne Dope bist du eine Schnecke. Nicht mal das, ein blinder Regenwurm.«
    »Aber jetzt bin ich da! Ich hab' mich vollgeknallt!«
    »Warum?«
    »Um dir die Nase an den Arsch zu kleben!«
    »Dazu brauche ich keinen Druck! Ich bin voll da, wenn ich Mineralwasser trinke. Versuch's mal, Freddy! Laß den Türkenhonig weg!«
    »Moment mal!« Freddy streckte den Arm aus und berührte Holger Mahlert. »Wie redest du denn? Quatschst wie 'n Fixer auf 'm Bahnhofsklo! Was is 'n los?«
    »Ich gehöre zur Szene, Freddy«, sagte Mahlert ruhig. »Ich kenn' mich da bestens aus.«
    »Du? Mach mir kein' Fleck ins Hemd!«
    »Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied zu dir: Ich stehe auf der anderen Seite.«
    »Nicht möglich! Schwul biste?!« Freddy hustete wieder, er krümmte sich wie unter Peitschenschlägen. Leber kaputt, dachte er. Milz kaputt. Bauchspeicheldrüse matschig. Nun kommt die Lunge dran. Ist 'ne tierische Geilheit, seinen eigenen Verfall zu beobachten.
    »Ich bin freiwilliger Helfer bei der Drogenberatung. Ich sammle Typen wie dich auf, um sie zu retten. Wenn sie willig sind …«
    »Und dann kommen wir in 'n Bunker, den sie Entwöhnungsanstalt nennen und werden behandelt wie der letzte Dreck. Nee, ohne mich! Ich kenne 'ne Menge, die waren bei euch in Pension. Die haben vielleicht 'nen Scheiß erzählt! Vorträge mit Lichtbildern vom Goldenen Schuß! Als ob uns das abschrecken könnte, Mann! Das kennen wir doch, wir arbeiten doch darauf hin! Wenn's uns zu dämlich wird auf dieser Scheißwelt: Kanone voll und rein in die Vene! Das ist der letzte Akt absoluter Freiheit! Und die Chance wollt ihr uns auch noch nehmen?! Und nach den Vorträgen Süppchen und Pudding, und der Herr Pfarrer kommt mit frommen Sprüchen und diskutiert mit uns über den barmherzigen Samariter, und dann

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