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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kreuzt ein Psychologe auf, der uns seelisch reinwaschen will und selbst frustriert ist bis auf die Knochen! Später dann Sport in frischer Luft: tiiiieeef atmen, Lungen auslüften, das Gift aus dem Körper treiben … Und dann wieder Vorträge, abends fernsehen oder Billard oder saublöde Kartenspiele, und wenn du auf Turkey kommst und die Tapeten anfressen könntest vor Elend, weil du keinen Druck hast, dann kommen sie mit nassen Wickeln, Beruhigungstabletten und schon wieder mit schönen Reden. Aber dann erholste dich doch ein bißchen, das Essen setzt an, du kriegst einen gewaltigen Bock auf ein Weib und hast nichts zu bumsen, läufst herum wie 'n Fahnenträger, und dann kommt der Pfarrer und spricht über die Versuchungen des Fleisches. Dann denkste: Nur raus hier, zurück auf die Straße, ins Bahnhofsklo, und in der Halle warten se schon auf dich, die ganze Dealerbande, du kriegst zum Sonderpreis einen Schuß, weil du heimgekehrt bist, rein in den Lokus, das Zeug auf 'm Löffel gekocht und in die Vene geträllert – und schon fühlste dich wie im siebenten Himmel, kriegst um die Ecke rum deinen Bumser und bist wieder in der Heimat! Ist das ein Gefühl, Junge!« Freddy holte tief Atem. »Und da kommst du her und sagst zu mir: Ich sammle Typen wie dich! Mensch, du bist ja geil vor Blödheit!«
    Holger Mahlert hatte Freddys Redeschwall nicht unterbrochen. Menschen wie Freddy müssen sich ausschreien, austoben können. Danach sind sie wie ausgeleert – und nur in ein leeres Gefäß kann man was einfüllen. Als Freddy wieder hustete und nach Luft rang, sagte Holger Mahlert:
    »Du bist ein ganz armer Hund, Freddy. Was könnte aus dir werden! Ich habe dich in ›Number Sex‹ gehört. Du bist begabt. Du könntest mit deiner Trompete reich werden. Du kannst wirklich was. Statt dessen bläst du nur für Dope! Selbstmord mit Musikbegleitung. Das ist doch saublöd.«
    »Jetzt fängt die Seelenwalze an!« Freddy richtete sich auf. »Aber gut, bleiben wir dabei! Ich will los vom H! Nehmen wir an, ich will es wirklich! Allein schaff ich es nicht. Nie! Ich brauch' nur 'nen Löffel zu sehen, schon denke ich ans Aufkochen! Aber ich könnte es schaffen, ich ahne so etwas.«
    »Dann komm zu uns, Freddy!«
    »Was soll ich bei euch verklemmten Typen?«
    »Du denkst an Monika?«
    »Nur an sie.«
    »Das schlag dir aus dem Kopf!«
    Freddy blickte Holger Mahlert mit zusammengekniffenen Augen an. »Das also ist eure Humanität!« sagte er leise. »Ihr verlogenes, beschissenes Pack! Große Worte, hilfreiche Gesten, aber wenn es um ein persönliches Opfer geht, dann kneift ihr den Schwanz ein! Alles Lüge! Ihr seid nichts anderes als verhurtes Gesindel!«
    »Es wäre ein Verbrechen, Monika da hineinzureißen!«
    »Sie ist die einzige, die mir helfen kann!«
    »Du hast noch nichts anderes versucht!«
    »Ich habe!« Freddys Augenlider begannen zu zittern. »Alles Mist. Alles nur heiße Luft! Ich brauche Monika, du nicht!«
    »Ich liebe sie!«
    »Brauch' ich sie etwa zum Zähneputzen? Du liebst sie! Ist ja zum Schreien! Du kennst sie ja kaum!«
    »Es war Liebe auf den ersten Blick.«
    Jetzt könnte ich dich vor den Sack treten, dachte Freddy. Ich könnte jetzt sagen: Als du, du feiner Pinkel, weg warst, ist Monika mit mir in die Garderobe, und dort haben wir hoppehoppe gemacht, zum erstenmal in ihrem Leben richtig simsalabim, und es hat ihr gefallen, das kann ich dir flüstern! Während du mit deiner Liebe im Herzen, dieser Blitzliebe, in deinem Schlitten heimwärts rauschtest, lag sie bei mir auf 'm Sofa und hatte sooooo große Augen! Das alles könnte ich dir jetzt an die Birne schreien, aber es wäre Verrat. Damit würde ich Monika verlieren. Ganz sicher. Das überleb' ich nicht. Wer mir Monika wegnimmt, tötet sich selbst oder mich. Es kommt dann nur auf die Reaktion an.
    Freddy reagierte ganz schnell. Ohne Warnung, ohne einen Ton von sich zu geben, schnellte er auf Holger Mahlert zu. Er prallte gegen ihn, riß noch im Fallen sein Messer aus der Hose, ließ die Klinge aufspringen und stach blindlings zu. Er spürte, daß er in Weiches eindrang, daß etwas Warmes, Klebriges über seine Hand lief … Blut, wirklich Blut, Blut von diesem Studententyp … Er atmete röchelnd, löste sich von seinem Opfer und stand auf.
    Mahlert lag auf dem Rücken, regungslos, mit geschlossenen Augen, die Hände geöffnet, erschlafft. Sein weißes Hemd war blutdurchtränkt und zerfetzt, Freddy konnte nicht ausmachen, wo er hingestochen hatte. Aber was er

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