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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heilsfroh, wenn er wieder zu Hause sei. Das war nicht gelogen. Er hatte vorher mit Bettina telefoniert und bei dem Klang ihrer warmen Stimme ungeheure Sehnsucht, ja fast Heimweh bekommen. Nach seinem unbekannten Nebenbuhler hatte er nicht gefragt; er verdrängte ihn, er war bereit, ihn zu dulden wie einen Schoßhund, er war so abhängig von Bettinas Zärtlichkeiten, daß er sich einredete, der andere Kerl sei nur ein kosmetisches Problem, man könne ihn ja abwaschen, unter der Dusche abseifen, und dann wäre Bettina wieder rein und unberührt und nur für ihn vorhanden.
    »Was machst du so?« fragte Eduard seine Frau, ohne eine Antwort zu erwarten. Was sollte Maria schon tun?
    Jetzt wäre Gelegenheit gewesen, zu sagen: Ich war in Bad Homburg. Mit einem Mann. Er heißt Petro Makaroff, ein Bulgare. Er hat mich mit einem Mittel betäubt und in einem Hotel mißbraucht. Es gibt Fotos davon. Ich habe sie gestern gesehen. Was soll ich tun, Eduard? Polizei? Das geht nicht Eduard. Er erpreßt mich ja gar nicht mit den Fotos. Er will kein Geld, er will gar nichts. Nur mich – Eduard. Kannst du nicht in Florenz abbrechen? Eduard, komm schnell nach Haus. Ich brauche dich!
    Aber sie sagte kein Wort davon. Sie dachte an solche Sätze – und sprach etwas ganz anderes.
    »Heute nachmittag haben wir unsere Kaffeerunde, Eduard.«
    »Stimmt! Das Kränzchen der hechelnden Hündinnen …«
    »Eduard! Du bist unmöglich!« Aber sie lächelte. Gegen Makaroffs Glattheit wirkte der ungehobelte Barrenberg geradezu wohltuend. Er war ein grober Klotz, aber man konnte sich an ihm festhalten. Bei Makaroff rutschte man ab.
    Barrenberg sprach noch drei Minuten über die Architektenkollegen beim Kongreß, nannte die Mehrzahl Wortartisten mit nacktem Arsch, erwähnte, daß er morgen einen Ausflug in die Toskana machen wolle, um alte, verlassene Dörfer zu besichtigen, und sagte zum Abschied:
    »Mach's gut, Mariechen! Und nutz die Tage aus. Spiel deinen Chopin runter von vorn bis hinten, bist ja jetzt allein und keiner hört's!«
    Sie seufzte und lachte in einem, hätte das Telefon küssen können und legte zufrieden auf. Eduard Barrenberg zu lieben, war eine Aufgabe, der sie sich geopfert hatte. Bis auf Kleinigkeiten, die sie immer duldsam ertrug, hatte sie es nie bereut.
    An diesem Mittag kam es, einige Kilometer von der Villa in Sachsenhausen entfernt, zu einer Begegnung anderer Art. Vor dem Institut für anorganische Chemie der Universität Frankfurt lungerte Freddy herum, rauchte eine Zigarette nach der anderen, trank eine Coladose leer und trat sie wie einen Fußball über die Straße. Am Vormittag war er gewaltig auf Turkey gewesen, hatte sich zwar einen Druck mit einem halben Halbes gemacht, aber dann hatte er nur stumpf in seiner Bude herumgesessen und war nicht so in Schwung gekommen, wie er es erhofft hatte. Da hatte er das zweite halbe Halbe genommen, gute Ware von 80prozentiger Reinheit, und hatte sich damit vollgeknallt. Es war, als explodiere er auf seiner Matratze und würde gegen die Decke geschleudert. Sein Kopf rotierte außerhalb seines Körpers, im Herzen tobte ein Feuer … Dann lag er steif auf der Matratze, rang nach Atem, kam wieder ins Gleichgewicht und fühlte sich endlich so, wie er es jetzt brauchte: gewaltig angemacht, stark und mit Nerven, auf die man mit einem Dampfhammer hätte klopfen können. So fuhr er mit dem Fahrrad der Wohngemeinschaft III, das er sich gelegentlich auslieh, zum Chemischen Institut und bezog dort Wache. Die Adresse hatte ihn ein Gramm gute Dope gekostet, Afghane, allerdings mit etwas Strychnin gemischt, eine Spezialität arabischer Dealer, die Freddy übernommen hatte. So ein Schuß ist ein verbiesterter Trip, man kann dabei draufgehen, aber wer daran gewöhnt ist, kommt in Regionen, die gar nicht zu beschreiben sind. Freddys Informant knallte sich mit Vorliebe solche Mixturen in die Vene, schwebte dann unter den Wolken und fand das Leben zum Kotzen komisch.
    Von ihm hatte Freddy erfahren, daß der Typ, mit dem Monika in der ›Number Sex‹ so intensiv getanzt hatte, ein Studierter war, ein reiches Söhnchen aus bester Familie, das sich einen tollen Schlitten leisten konnte und anscheinend die Mädchen reihenweise aufriß. Nun war Monika dran, und Freddy sah es als seine Pflicht an, das zu verhindern. Er hatte Hanno, den geilen Fixer, mit der Belohnung eines Superschusses gelockt, den Typ von Student im Auge zu behalten, und so bekam er in allen Einzelheiten berichtet, daß Monika und der

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