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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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churchillschen V und lächelte breit. Arschloch, dachte Freddy. Du mußt doch sehen, daß ich kein Schwuler bin! Da läuft nichts, Opa! Verpiß dich, eh' du einen auf die Rübe kriegst!
    Aber nun war Monika da. Sie setzte sich auf einen Hocker an der Tanzfläche, ließ sich von Louis einen Cuba libre bringen und prostete Freddy zu. Sie sah so schön und fröhlich aus, daß es Freddy übel wurde …
    Mir kann keiner was beweisen, dachte er, während er wie automatisch seine Nummer blies. Keiner. Das Rad ist längst im Haus, es ist sauber, kein Fleckchen Blut mehr, und das Hemd, das ich anhatte, habe ich im Garten verbrannt und die Asche vergraben. Wer will mir was? Ich kenne diesen Holger Mahlert überhaupt nicht. Woher denn? Daß Hanno ihn aufgerissen hat und die Information lieferte – danach kann keiner fragen, weil keiner auf Hanno kommt. Hanno ist Strichjunge vor der Hauptwache. Ab 23 Uhr Hauptbahnhof, Wartesäle. Da reißt er die Geldsäcke auf. Bessere ältere Herren, die vor Hanno herumtänzeln wie Mannequins auf dem Laufsteg. Holger Mahlert? Nie gehört! Ermordet? Mit 'nem Messer? Was es nicht alles gibt …
    Aber es ist etwas anderes, über einen Mord zu reden, als ihn selbst zu begehen. Als er es getan hatte, gab es keine Gedanken mehr, keine innere Bremse, gab es nichts als den Drang, den Vulkan in sich endlich ausbrechen zu lassen. Alles war selbstverständlich: Der Sprung auf Mahlert, das Hinfallen, das Messer in der Faust, das Hervorschnellen der Klinge, das blindwütige Zustoßen … Es hätte gar nicht anders sein können. Psychologen würden das einen ›absoluten Affekttunnel‹ nennen, zu deutsch komplette Mattscheibe, aber jetzt, in der Rekonstruktion dieser Minuten, wurde Freddy dieses Wort nicht los: Mord. Du hast einen Mord begangen.
    Fritz Hartmann – wer wußte noch, daß er so hieß? –, der Sohn einer fleißigen Mutter, die ihn sogar auf das Gymnasium geschickt hatte, damit er etwas werden konnte, war etwas Außergewöhnliches geworden: ein Mörder! So ist das nun, Mutter! Du wolltest immer, daß ich mich aus der Masse heraushebe. Mit knapp zwanzig Jahren hab ich's geschafft: Ich habe einen Menschen abgestochen!
    Freddy nickte Monika zu, beendete seine Solonummer und stieg vom Podium. Er küßte sie auf Augen und Mund, sagte »Hey!« und: »Schwitz mich erst mal ab. Komme gleich!« und verschwand in der Garderobe.
    Petrescu bestellte sich noch einen Pimm's Nr. 1, stand dann auf und ging, das Glas in der Hand, zu Monika. Sie blickte zu ihm hoch, kniff die Augen zusammen und ging deutlich in Abwehr.
    »Petro Makaroff«, sagte Petrescu.
    »Das ist Ihr Problem!« antwortete Monika schnippisch.
    »Darf ich mich zu Ihnen hocken?«
    »Nein!«
    »Sie denken in die falsche Richtung.« Petrescu-Makaroff lehnte sich an die spiegelnde Säule neben Monika. Um ihn herum zuckten die bunten Scheinwerfer, gellte die Musik aus den Boxen, tanzten Pärchen über die von unten beleuchtete Panzerglas-Tanzfläche. Makaroff mußte fast brüllen, um gegen diesen Lärm anzukommen. »Mich interessiert der Solo-Trompeter, nicht Sie!«
    »Freddy the Tiger?« Monika betrachtete den Fremden, der sich Makaroff nannte, mit interessiertem Blick. »Was wollen Sie von ihm?«
    »Ich bin Konzertagent. International. Dieser Freddy hat das Zeug, im ›Tivoli‹ von Kopenhagen oder sogar in Las Vegas zu spielen. Für diesen Schuppen ist er zu schade. Wir sollten mal darüber sprechen.«
    »Freddy nach Las Vegas? Sie sind ja verrückt, Mann!«
    »Petro«, sagte Makaroff sanft.
    »Von mir aus Petro. Ich bin Monika. Freddy kommt gleich, wenn er sich geduscht hat. Aber ich kann Ihnen sagen, was er antworten wird: Das schaffe ich nicht.«
    »Er schafft es, Monika! Mit Ihnen schafft er alles.«
    »Woher wissen Sie …«
    Makaroff lächelte sein bezwingendes Lächeln. »Trauen Sie mir keine Erfahrung zu, Monika?«
    Freddy kam aus der Garderobe, sah den ›Opa‹ bei ihr stehen und schoß sofort mit gesenktem Kopf auf die beiden zu. »Hallo!« schrie er gegen die Musik an, als er vor Makaroff stand. »Fährste zweigleisig?! Das ist meine Puppe! Zisch ab, Methusalem!«
    »Freddy«, sagte Monika, »hör erst mal zu!«
    »Ich bin Petro Makaroff.«
    Freddy grinste breit. »Klingt wie 'ne Zigarettenmarke! Ich inhaliere aber nur Selbstgedrehte!«
    »Wo ist es ruhiger?« fragte Makaroff.
    »Warum?«
    »Er will dir einen Vorschlag machen, Freddy.«
    Freddys Augenlider flatterten. Er kam langsam auf Turkey und geriet schon jetzt in wachsende

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