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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das ein Angebot?«
    »Wofür?« Sie schüttelte den Kopf. »Denkt ihr schönen reichen Männer eigentlich alle, wir Mädchen warten nur darauf, von euch vernascht zu werden? Mag sein, daß es solche Mädchen gibt, genug sogar. Die leben davon, daß sie durch den Jet-Set rutschen. Aber hier ist eine total falsche Adresse, Petro Makaroff. Ich mag Männer wie dich nicht. Kann man's noch klarer sagen?«
    »Nein!« Makaroff war keineswegs beleidigt. Er sah in Monikas Augen den unnatürlichen Glanz, die erweiterten Pupillen, das hektische Flackern. Er sah auch ihre etwas eckigen Bewegungen und wußte genau, daß sie wieder auf der Nadel war. Ihr jetzt etwas übelzunehmen, wäre lächerlich. In ein paar Stunden verwandelte sie sich in ein bebendes Bündel, das nach neuer Dope schrie.
    »Trotzdem möchte ich mit dir jetzt wegfahren«, sagte er.
    »Ausgeschlossen. Ich habe Schule! Da – es klingelt! Du kannst mich ja abholen. Halb eins ist Schluß.«
    »Da bin ich längst geschäftlich unterwegs.«
    »Hast du Dope?« fragte Monika unvermittelt. Die Frage kam so plötzlich und scheinbar unmotiviert, daß selbst Makaroff einen Augenblick stutzte.
    »Schon alles weg?« fragte er zurück.
    »Ist für einen Freund.«
    »Natürlich!«
    »Hast du was?«
    »Nicht hier! Ich fahre doch nicht mit dem Mistzeug spazieren. Da mußt du schon mitkommen.«
    »Raffiniert und doch dämlich!« Monika lachte rauh. »Ich bezahle in bar, nicht mit Arbeit auf Raten. Ich habe 150 Mark bei mir.«
    »Das sind drei Nadeln vom besten H 4. Absolut reinste Ware. Mehr brauchst du nicht?«
    »Ich habe nur 150 Mark, und mehr ist nicht da. Gehört eigentlich in die Urlaubskasse.«
    »Und dann?« fragte Makaroff.
    »Was dann?«
    »Nach den drei Schüssen?«
    »Mal sehen. Wir sind keine arme Familie. Keine Hoffnung für dich, Makaroff. Auf diese Art bin ich nicht käuflich.«
    Sie sah sich wieder um. Die Schule hatte begonnen. Aus dem Musiksaal erklang ein Volkslied mit Klavierbegleitung. Gesangsstunde bei Studienrat Dr. Mocker, genannt Pfff-Pfff, weil er unter einem Dauerschnupfen litt und ständig schniefte. Monikas Klasse las jetzt englische Literatur. Zu spät kommen ist blöd, dachte sie mit der alten Schülerweisheit: Wenn schon, dann gar nicht …
    »Geht das Moped da hinein?«
    »Mit Leichtigkeit.«
    Makaroff schloß auf, sie wuchteten das Moped in den Kofferraum und setzten sich in das Auto. Die Sitze waren mit gelbem Leder bezogen. Auf der Mittelkonsole stand ein kleiner Fernseher. Auch das Autotelefon fehlte nicht.
    »Wohin?« fragte Monika. »Natürlich zu dir. Aber ich schwöre dir: Wenn du mich anpackst, lasse ich dich hochgehen! Da mußt du mich schon umbringen.«
    »Daran sollte man denken«, antwortete Makaroff gemütlich. »Monika, du bist ein Kindskopf. Ich kann andere Frauen haben, reifere, erfahrene, hungrige, gegen die du nur ein zwitscherndes Vögelchen bist! Ich bin hier, weil ich mich für dich verantwortlich fühle.«
    »Du als Ersatzvater? Das ist zum Brüllen!«
    »Ich will mich um dich kümmern, nachdem diese Panne mit Freddy passiert ist. Das liegt mir auf der Seele. Wir beide stecken da tief drin! Verstehst du das nicht?«
    Monika nickte und schwieg. Sie lehnte sich in die Lederpolster zurück und genoß die Fahrt in diesem Luxusauto. So eines könnte sich Papa auch leisten, dachte sie. Aber nein – er fährt aus Tradition diese bürgerlichen Schlitten. »Ich habe kein Statussymbol nötig!« sagte er immer, wenn darauf die Rede kam. »Ich weiß, wer ich bin! Ein Auto ist für mich ein Untersatz, der meinen trägen Hintern mobilisiert.« Mit Papa war nicht zu diskutieren.
    Makaroff hielt weit draußen, nach Hanau zu. Das war hier kein luxuriöses Penthouse, sondern eine schlichte Dreizimmer-Wohnung in einem Reihenhaus am Waldrand. Monika sah Makaroff verblüfft an.
    »Was soll denn das?«
    »Auch das ist eine Wohnung.«
    »Deine?«
    »Nehmen wir es an …«
    »Und das Penthouse von damals?«
    »Die Welt hat viele Gesichter. Ungezählte …«
    »Wer bist du eigentlich; Petro?«
    »Ein Agent für Künstler, das weißt du doch.«
    »Mit so viel Geld?«
    »An jeder Schallplatte, an jedem Piepser von meinen Schützlingen verdiene ich.«
    Er sah, daß Monika ihm nicht glaubte, und es war ganz nach seinem Sinn, daß sie kritisch wurde. So etwas erzeugt Neugier, und Neugier macht unvorsichtig. Unbefriedigte Neugier kann sogar zu einer Krankheit werden, die die Vernunft auffrißt.
    In der Wohnung tranken sie brav Tee mit einem Schuß Rum,

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