Eine angesehene Familie
suchen, heißt Monika!«
»Vielleicht finden wir die auch noch.« Zimmerle war enttäuscht. Er hatte ein Lob erwartet. »Können wir alle grünen Mopeds, die nicht von einer Monika gefahren werden, wieder wegschicken?«
»Ja, das können Sie. Noch viel Glück, Kollege!«
In Abständen von fünf Minuten trafen die Festgenommenen ein. Verschüchtert, weinend, ratlos. Nur Thomas war aufsässig. Er wollte in Gegenwart der Mädchen den Helden spielen. »Die Bullen haben mir den Arm auf den Rücken gedreht!« schrie er sofort, als er Döhrinck sah und in ihm einen Vorgesetzten erkannte. »Das ist Körperverletzung im Amt! Ich kenne mich da aus! Mein Vater ist Rechtsanwalt!«
»Du dickes Ei, auch das noch!« Döhrinck winkte, die Streifenpolizisten verließen das Zimmer. Döhrinck warf Thomas eine Schachtel Zigaretten hinüber, die dieser geschickt auffing. Er grinste.
»Wie im Fernsehen bei den Amis. Zigaretten und Freundlichkeit. Der zweite Grad. Investieren Sie nicht zuviel, Herr … Was sind Sie eigentlich?«
»Hauptkommissar.«
»Hui, das ist schon was!« Thomas steckte sich eine Zigarette an. »Kann ich mit meinem Vater telefonieren? Ich weiß, daß ich nur in Gegenwart meines Anwalts auszusagen brauche.«
»Es war ein Irrtum, Thomas«, sagte Döhrinck milde. »Vergiß es.«
»Das mit dem Arm rumdrehen?«
»Auch. Sicherlich hast du 'ne große Schnauze gehabt.«
»Scheißbullen, habe ich gebrüllt. Da sind Hunderte auf der Straße stehengeblieben.«
»Na siehst du.«
»Wie hätten Sie reagiert, wenn man Sie ohne Begründung vom Moped reißt?! Ich habe gefragt: Was ist denn los? Und die Bullen haben gesagt: Halt die Schnauze, sonst bumst es!«
»Alle Menschen machen mal Fehler«, sagte Döhrinck begütigend. »Wir haben gar nichts gegen dich. Wir suchen ein grünes Moped, Marke Yamaha.«
»Das habe ich. Ehrlich gekauft von Lennacher & Co. Mein Vater hat's gekauft, für mich als Belohnung, weil ich im Ruderclub den Zweiten gemacht habe. Ich rudere einen Zweier ohne.«
»Gratuliere. Du kannst gehen, Thomas. Ich entschuldige mich hiermit offiziell bei dir! Wir suchen ja auch keinen Jungen, sondern ein Mädchen, das Monika heißt.«
Thomas, der sich erhoben hatte, hielt mitten in einer Drehbewegung inne und sah Döhrinck verblüfft an. »Monika? Die kenne ich …«
»Ach?« Döhrinck blieb ruhig. Er sah Thomas mit größter Freundlichkeit an. »Mit einem grünen Moped?«
»Ich weiß nicht … Ich glaube, ja. Es war immer dunkel. Sie war ein paarmal in der Disko ›Number Sex‹. War die Freundin von Freddy the Tiger.«
»Das ist sie«, sagte Döhrinck tief durchatmend. »Ich muß sie sprechen. Wegen Freddy.«
»Goldener Schuß. Hab's gelesen.« Thomas kaute an der Unterlippe. Er strengte sich an, wollte sich erinnern. »Den Nachnamen kennt keiner. Auch wo sie wohnt – unbekannt. Freddy hat sie vor allen abgeschirmt.«
»Das stimmt alles. Ganz genau.«
Thomas blickte Döhrinck plötzlich voller Angst an. »Mein Gott, werden Sie meinem Vater jetzt sagen, daß ich in der ›Number Sex‹ war? Der enterbt mich …«
»Wir sagen nichts, wenn du uns was sagst. Wer ist diese Monika?«
»Irgendwo in Frankfurt oder Umgebung arbeitet sie als Friseuse …«
Thomas wußte es nicht anders, denn Freddy hatte es so erzählt. Er hatte eine Wand um Monika gebaut, aus glaubwürdigen Lügen.
»Das ist schon eine Menge«, sagte Döhrinck zufrieden. »Eine Friseuse. Damit kann man etwas anfangen. Es wird nicht so viele Friseusen geben, die eine grüne Yamaha fahren. Thomas, du hast uns sehr geholfen.«
Kurze Zeit später wurde dem Computer eine Liste aller Frankfurter Friseure, einschließlich der Hotelfrisiersalons, entnommen. Bald danach schwärmte das Sonderdezernat aus. Die kriminalistische Kleinarbeit begann: das unverzagte Suchen nach einer Spur. Die Friseure in der Umgebung Frankfurts wurden telefonisch befragt:
»Haben Sie eine Friseuse, die Monika heißt?«
Döhrinck staunte. Monika schien ein überaus beliebter Name zu sein. Bei zweiunddreißig Friseuren waren Monikas beschäftigt, im Alter von fünfzehn bis dreiundfünfzig Jahren. Aber keine besaß ein grünes Moped, Marke Yamaha. Nur die Dreiundfünfzigjährige erzählte stolz, daß sie heute noch jeden Morgen und jeden Abend mit dem Fahrrad zweiundzwanzig Kilometer zur Arbeit fahre. »Auf diese Weise habe ich nie Krampfadern bekommen«, sagte sie.
Döhrinck beglückwünschte sie und beendete die Aktion bei Einbruch des Abends. Auch diese Maßnahme
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