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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Petrescu.« Barrenberg wandte sich vom Fenster ab und zog seinen Bademantel wieder aus. Er legte sich neben Bettina und strich mit den Fingern über ihren flachen, glatten Leib. »Natürlich ist der Name falsch. Aber ich werde herausbekommen, wer sich dahinter versteckt! Und dann schlage ich zu!«
    Sie dehnte sich, hielt seine Hand fest, zog sie an ihren Mund und küßte sie. Dann löschte sie das Licht, drehte sich auf die Seite und kroch näher an ihn heran. »Danke«, sagte sie leise.
    »Wofür?«
    »Daß du mich nicht auch geschlagen hast.«
    »Ich kann keine Frau schlagen! Mit der Faust gegen eine Frau argumentieren, ist das größte Armutszeugnis, das ein Mann sich ausstellen kann. Solche Männer sind erbärmlich. Und sie wissen das auch!«
    »Und noch einmal Danke!«
    »Wofür jetzt?« Barrenberg atmete den Duft ein, der aus ihrer Haut drang.
    »Daß du bereit bist, George zu töten …«
    Er gab darauf keine Antwort, dachte nur, mein Gott, was ist aus mir geworden. Ich bin entschlossen, einen Menschen zu töten und habe keine Skrupel, keine Bedenken, mein Gewissen ist tot. Er schob den Arm unter Bettinas Hüfte und legte sein Gesicht auf ihren Leib.
    Am Morgen kam Eduard Barrenberg offiziell aus Italien zurück.
    Er war von Bettinas Wohnung erst zum Flughafen gefahren, rief von dort zu Hause an und war zufrieden, daß Stimmengewirr und Motorengeräusch ihn umgaben, so daß kein Zweifel daran bestehen konnte, daß er vom Airport anrief.
    Maria war sofort am Apparat, nachdem das Hausmädchen »Der gnädige Herr!« in den Salon gerufen hatte. »Der gnädige Herr …« Barrenberg mochte das gar nicht, er betonte immer, er sei nicht ›gnädig‹, sondern der Herr Barrenberg, der auch mal losdonnern könnte, aber das Hausmädchen hatte Maria von Frau Generaldirektor Dr. Flutger empfohlen bekommen; es war frei geworden, weil die Herrschaft nach Nizza umgezogen war. Das ›gnädige‹ hatte sie von dort mitgebracht und nicht mehr abgelegt. Wenn Gäste im Haus waren, trug sie ein schwarzes Kleid mit angestärkter weißer Spitzenschürze. Barrenberg hielt das alles für überlebten Blödsinn, aber wenn es Maria gefiel, tat er gut daran, es zu dulden.
    »Hallo! Hier bin ich!« rief Eduard heiter. »Soeben gelandet. Von Mailand nach Wien, von Wien nach hier. Ab Wien 7 Uhr 15 Nonstop! Bin schrecklich müde, kann ich dir sagen! In Mailand haben wir noch einen draufgemacht, daß sich die Stuhlbeine gebogen haben! Ich nehme mir jetzt ein Taxi und komme! Das ist besser, als daß ich hier warte, bis du mich abholst. Koch mir einen starken Kaffee, Maria!«
    »Es ist schön, daß du wieder da bist«, sagte Maria fast demütig. »So allein – das ist gar nichts für mich.«
    »Auch ich fühle mich zu Hause am wohlsten!« Barrenberg starrte gegen die Wand der Telefonkabine. Jemand hatte mit Bleistift einen säuischen Spruch darauf geschrieben, garniert mit einer linkischen Zeichnung. »Bis gleich, Maria!«
    Maria legte auf und überlegte. Vom Flughafen bis Sachsenhausen brauchte ein Taxi fast eine halbe Stunde. Es blieb Zeit, frische Brötchen, Parmaschinken und grobe Gewürzleberwurst zu kaufen, ein Frühstück, das Eduard in seiner ungeschliffenen Art einen ›halben Orgasmus‹ nannte. Sie sprang auf, rief das Mädchen und schickte es mit dem Moped zum Einkauf.
    Monika war schon in die Schule gefahren. Maria hatte sie nicht mehr gesehen, und sie war froh darüber. Als sie gegen vier Uhr morgens ins Haus geschlichen war, als käme sie von einer Diebestour, hatte sie hinter Monikas Tür noch Licht gesehen, und der Plattenspieler lief, anscheinend auf Dauerbetrieb. Maria wollte klopfen, aber dann unterließ sie es, aus Angst, Monika könnte bei ihrem Anblick Fragen stellen. Sie ist bei Musik eingeschlafen, dachte sie, und schläft jetzt weiter unter dieser Berieselung. Bewundernswert, die Nerven der Jugend!
    Maria war in ihr Schlafzimmer gegangen. Hätte sie Monikas Tür geöffnet, dann wäre ihr Blick auf ihre Tochter gefallen, die seltsam verkrümmt, aufgedunsen und hastig atmend in einer Art Betäubungsschlaf lag. Und sie hätte die Plastikspritze gesehen, die neben ihrem Bett auf dem weißen Berberteppich lag, den Fingern entglitten, als der etwas stärkere Schuß mit H 4 in Monika explodiert war und sie umgeworfen hatte.
    Am Morgen meldete sich der Körper mit Schweißausbrüchen und Zittern. Würgende Angst beherrschte Monika, wenn sie an die Schule dachte, an Mathe, englische Literatur und Soziologie. Sie verkroch sich im

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