Eine besondere Herzensangelegenheit
geklaut!«
»Entschuldige, er passte gerade so gut.«
Verschwörerisch wechselten wir einen wissenden Blick, während die anderen uns irritiert ansahen.
»Insiderwissen«, erklärte ich und zuckte lässig die Achseln.
Tobias wechselte das Thema, indem er Sebastian über den Wein ausfragte, den wir zum Abendessen getrunken hatten.
»Das war einer von unserem Weingut, eine 2008er Cuvée aus Merlot und Cabernet Franc, aber natürlich noch nicht aus eigener Ernte. Da müsst ihr noch ein bisschen warten«, erklärte Sebastian bereitwillig. »Sobald wir unsere erste Eigenproduktion öffnen, laden wir euch natürlich wieder dazu ein. Und wenn ihr noch ein bisschen mehr Geduld habt, könnt ihr vielleicht sogar ganz besondere Spezialitäten probieren.«
Er lächelte mich stolz an, und ich drückte leicht seine Hand.
»Isabelle hat nämlich ein paar alte Leute aus dem Ort bequatscht, dass sie Stecklinge aus den Weinstöcken schneiden darf, die diese in ihren Gärten haben«, fuhr er fort. »Wenn wir Glück haben, sind ein oder zwei seltene alte Sorten dabei, die wir auf diese Weise wiederbeleben können.«
»Wir müssen natürlich zuerst noch eine DNA-Analyse machen lassen, um ganz sicherzugehen, um welche Sorten es sich tatsächlich handelt. Ich will ja nicht mit viel Mühe einen stinknormalen Merlot vermehren und veredeln«, fügte ich begeistert hinzu.
Mona nickte mir aufmunternd zu. »Na, du scheinst dich ja hier schon ganz zuhause zu fühlen.«
Das tat ich wirklich. Ich war eigentlich nie auf den Gedanken gekommen, ins Ausland zu gehen. Aber jetzt hatte ich alles auf eine Karte gesetzt. Ich hatte meinen Job und meine Wohnung gekündigt und war ganz zu Sebastian gezogen. Glücklicherweise hatte ich mich mit Zinkelmann einigen können, den Rest der Kündigungsfrist von hier aus zu arbeiten. Dank der weltweiten Vernetzung war das relativ unproblematisch. Mein Chef hatte wahrscheinlich geahnt, dass ich sonst einfach gar nicht mehr zum Arbeiten erschienen wäre.
Mona hat absolut richtig gelegen, dachte ich. Es war es wert, alles zu riskieren. Und es fühlte sich absolut richtig an. Außerdem wusste ich, dass ich auf ihre Hilfe würde zählen können, wenn ich doch irgendwann einmal Probleme bekommen sollte.
Ich sah glücklich in die Runde. Lily gab gerade ihre Geschichte zum Besten, wie sie ihren Exfreund mit einer Truppe von Kakerlaken beglückt hatte.
»Keine Angst, solltest du mal auf blöde Ideen kommen, denke ich mir für dich etwas ganz anderes aus«, verkündete sie mit einem bezaubernden Lächeln in Richtung Alex. »Dich können Krabbelviecher ja nicht unbedingt schocken.«
Dass auch sie anscheinend ihre Angst vor Spinnen inzwischen vollständig überwunden hatte, folgerte ich aus der Tatsache, dass sie dabei hingebungsvoll die fast fotorealistische Spinnentätowierung im Nacken ihres Freundes kraulte.
Immer noch konnte ich es kaum fassen, was sich in den letzten Wochen in meinem Leben alles verändert hatte. Hätte mir jemand ein halbes Jahr vorher prophezeit, dass ich eine neue Freundin gewinnen, mich mit Mona versöhnen und vor allem ganz unbefangen meine Verliebtheit genießen würde, hätte ich für ihn schon einmal eine Zelle in der Psychiatrie reserviert.
Als Lily und ich kurz darauf das Geschirr und die Reste des Essens abräumten, nahm sie mich kurz zur Seite.
»Isabelle, ich muss dir was gestehen«, raunte sie mir zu und verzog unglücklich das Gesicht. »Ich freue mich echt, mit Alex hier zu sein, aber eigentlich habe ich das gar nicht verdient. Ich meine, das Abendessen als unseren Wetteinsatz.«
»Doch, natürlich«, widersprach ich sofort. »Ich habe als Erste aufgegeben, also war ich es dir schuldig.«
Lily schüttelte den Kopf. »Das stimmt so nicht ganz. Du hast zwar die Wette beendet, aber die letzte Aufgabe hast du doch noch mit Bravour gemeistert. Du hast Joshua die Delfintherapie ermöglicht und damit hoffentlich sein Leben verändert. Aber ich« – sie zögerte und biss sich beschämt auf die Unterlippe – »ich hab’s einfach nicht geregelt bekommen. Deshalb hätte eigentlich ich dich einladen müssen.«
»Natürlich hast du die Aufgabe erfüllt, merkst du das denn nicht?«, widersprach ich lachend. »Sieh dich doch mal um. Du hattest mich noch nie gesehen, trotzdem hast du mein Leben von Grund auf umgekrempelt. Noch vor ein paar Monaten habe ich mich nur von meinem schlechten Gewissen leiten lassen, aber jetzt habe ich Sebastian, Mona – und dich.«
Ich sah hinüber zu
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