Eine besondere Herzensangelegenheit
ihm war. Freundlich lächelnd drehte er sich zu mir um, doch dann erstarrte seine Miene sofort. Abschätzend kniff er die Augen zusammen.
Eine Weile sahen wir uns einfach nur an. Ich hätte etwas sagen sollen, brachte aber kein Wort heraus.
»Was willst du?«, fragte er schließlich. Sein Tonfall war kühl, beinahe schon abweisend.
Ich schluckte schwer.
Ich wollte so viel.
Ich wollte ihm sagen, dass ich einen Riesenfehler gemacht hatte, ihn einfach so gehen zu lassen. Ich wollte ihm gestehen, dass ich wegen meiner Gefühle ihm gegenüber plötzlich Panik bekommen hatte. Ich wollte ihm erklären, was mit Mona passiert war, und warum ich am Mittwoch nicht mehr zu ihm gekommen war, um wenigstens noch einmal mit ihm zu reden. Ich wollte ihn bitten, mir noch eine Chance zu geben, meinen Fehler wieder gutzumachen.
Und ich wollte ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisst hatte, dass ich ihn liebte und dass ich mit ihm zusammen sein wollte – egal wo.
Aber ich schaffte es nicht. Meine Kehle war wie zugebunden.
Nur ein einziges Wort brachte ich mühsam hervor:
» Dich! «
Schweigend starrte Sebastian mich an. Ich hatte keine Ahnung, was in ihm vorging. Seine Miene war unbewegt und für mich vollkommen unergründlich.
Ich hatte das Gefühl, dass Stunden vergingen, während ich ihn ängstlich ansah und mit jeder Sekunde nervöser wurde.
Doch irgendwann erlöste er mich, und auf sein Gesicht legte sich endlich das Lächeln, das ich so liebte.
Kapitel 34
»Wow, war das gut!«, stöhnte Lily theatralisch und ließ sich in ihrem Stuhl zurückfallen. Mit beiden Händen strich sie sich über den Bauch. »Ich sag dir, Isabelle, wenn ihr mir in den nächsten Tagen noch häufiger so gutes Essen vorsetzt, bleibe ich einfach für immer hier. Und das könnt ihr nicht als Versprechen, sondern durchaus als Drohung verstehen.«
Sebastian lachte. »Hey, wir können doch gar nichts dafür. Das hier ist Frankreich, da lebt man nun mal wie Gott.«
»Vor allem, wenn man knietief im Schlamm steht und versucht, die alte Pumpe wieder in Gang zu setzen, so wie gestern«, fügte ich hinzu und verdrehte demonstrativ die Augen.
Wir saßen zu sechst in unserer Küche, dem größten Raum im Wohnhaus des Weinguts. Gerade hatten wir das Dessert beendet, das unserem gemeinsamen Abendessen den wohlverdienten krönenden Abschluss verliehen hatte, ein herrliches Birnen-Soufflé.
Glücklich lehnte ich mich an Sebastian, der sofort die günstige Gelegenheit ergriff und beide Arme um meine Taille schlang. Ich hatte mich dafür extra zu ihm auf die robuste Holzbank gesetzt, und nicht auf einen der Stühle. So konnten wir uns ganz ungehindert näherkommen.
Sechs Wochen war es jetzt her, dass ich Heidelberg verlassen und zu Sebastian nach Saint-Aubin-de-Lanquais gefahren war. Sechs Wochen, in denen ich meinen Entschluss nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde bereut hatte.
Und jetzt endlich, Mitte November, hatte ich es endlich geschafft, meine Wettschulden abzutragen und Lily zu dem versprochenen Abendessen einzuladen, natürlich in mein neues Zuhause.
Sie war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte, zumindest äußerlich. Ihr Charakter war zwar genau so, wie ich ihn schon in den vielen Mails, die sie mir geschrieben hatte, kennengelernt hatte. Doch nach ihren Eskapaden hatte ich eine flippige, vielleicht sogar etwas verrückte junge Frau erwartet, mit lila Haaren oder Hippieklamotten. Das Gegenteil war der Fall. Lilys Aussehen war ziemlich bieder, beinahe schon spießig.
Von ihrem Begleiter konnte man das allerdings gar nicht behaupten. Ich war ziemlich überrascht gewesen, als Lily nicht allein, sondern mit ihrem neuen Freund vor unserer Tür gestanden hatte. Der Typ hatte die Statur eines Wrestling-Stars und grellrote, zu Stacheln gestylte Haare. Sie hatte ihn mir nicht vorstellen brauchen. An den Piercings im Gesicht und den unzähligen Spinnen-Tattoos hatte ich ihn sofort erkannt. Es war Alex, der Vogelspinnen-Züchter. Verliebt hielten die beiden die ganze Zeit Händchen.
»Meinetwegen könnt ihr ganz hierbleiben«, antwortete ich grinsend auf Lilys Drohung. »Es gibt genug Arbeit für eine ganze Horde von Leuten. Sucht euch was aus. Ein paar Maschinen müssen repariert werden, das Dach der Scheune ist undicht und braucht ein paar neue Ziegel, ach ja, und der Keller müsste dringend aufgeräumt werden.«
»He«, beschwerte Mona sich in entrüstetem Tonfall, »das ist doch mein Part. Du hast meinen Satz
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