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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Radcliffe College auch finde, ich habe nicht vor, ihnen noch viel mehr Zeit meines Lebens zu widmen“, antwortete Helena in scharfem Ton.
    Siebenundzwanzig war ein schwieriges Alter für eine unverheiratete Frau. Heiratsanträge wurden selten, die Londoner Saison wandelte sich von einem aufregenden Ereignis zu nicht enden wollender Pflicht. Die Möglichkeit, als alte Jungfer zu enden, rückte bedrohlich näher, aber dennoch musste sie überallhin begleitet werden, entweder von einer Bediensteten oder von einer Anstandsdame.
    War dies der Grund dafür, dass Helena, die Venetia für die scharfsinnigste und klügste von ihnen gehalten hatte, rebelliert und sich dazu entschlossen hatte, nicht länger vernünftig zu sein? Diese Frage hatte Venetia noch nicht gestellt. Niemand hatte das bisher gewagt. Sie alle wollten so tun, als sei der Fehltritt auf Seiten Helenas nie geschehen. Ihn einzugestehen hätte bedeutet, zur Kenntnis zu nehmen, dass Helena auf den Ruin zusteuerte – und dass keiner von ihnen der unkontrollierbaren Talfahrt Einhalt gebieten konnte, die ihre Affäre nun einmal war.
    Venetia hakte sich bei Helena unter. Es war besser für sie, wenn sie sie so lange wie möglich von England fernhielten, aber sie mussten sie mit List dazu bringen, statt sie zu zwingen.
    „Wenn du dir sicher bist, dass du genug Material hast, dann werde ich den verbleibenden Eltern, die wir wegen eines Interviews kontaktiert haben, schreiben, dass ihre Teilnahme nicht länger nötig ist“, erklärte sie, während die Frauen die Türen des Museums aufstießen.
    Eine kalte Böe wehte ihnen entgegen. Helena zog ihren Umhang enger um sich und wirkte gleichzeitig erleichtert und argwöhnisch. „Ich bin sicher, dass ich genug Material habe.“
    „Dann werde ich ihnen schreiben, sobald wir unseren Tee eingenommen haben. Um die Wahrheit zu sagen, ich war in letzter Zeit selbst ein wenig rastlos. Jetzt, da du deine Arbeit beendet hast, können wir die Gelegenheit nutzen, ein paar Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.“
    „Bei diesem Wetter?“, fragte Helena skeptisch.
    Der Frühling in Neuengland war grau und kühl. Der Wind blies wie mit feinen Nadelstichen gegen Venetias Wangen. Die Backsteinbauten überall um sie herum sahen so mürrisch und streng aus wie die Puritaner, die seinerzeit die Universität gegründet hatten. „Du lässt dich doch sicherlich nicht von dem bisschen Kälte abhalten. Wir werden so bald nicht wieder nach Amerika kommen. Bevor wir abreisen, sollten wir so viel von dem Kontinent sehen, wie wir können.“
    „Aber mein Geschäft – das kann ich unmöglich länger vernachlässigen.“
    „Das tust du doch auch nicht. Du hast dich über alles auf dem Laufenden gehalten.“
    Venetia hatte gesehen, wie viele Briefe Helena von ihrem Verlag erhalten hatte. „Wir werden dich ohnedies nicht noch viel länger aufhalten. Du weißt, wir müssen zur Saison zurück in London sein.“
    Ein besonders heftiger Windstoß riss ihr fast den Hut vom Kopf. Ein Mann, der auf dem Bürgersteig stand und gerade Plakate ankleisterte, hatte Schwierigkeiten, seinen Stapel Papiere festzuhalten. Eines der Blätter entkam seinem Griff und wehte zu Venetia. Sie schnappte sich den Zettel, bevor er auf ihrem Gesicht festkleben konnte.
    „Aber …“, begann Helena erneut.
    „Ach komm, Helena“, sagte Venetia in strengem Tonfall. „Sollen wir etwa denken, dass du dich nicht über unsere Gesellschaft freust?“
    Helena zögerte. Nichts war offen angesprochen worden, und vielleicht würde auch nichts je zur Sprache gebracht werden, aber sie konnte sich die Gründe für ihren überstürzten Aufbruch aus England denken. Zudem fühlte sie sich zumindest ein wenig schuldig dafür, das Vertrauen, das ihre Familie in sie gesetzt hatte, so umfassend missbraucht zu haben.
    „Oh, na gut“, lenkte sie unwillig ein.
    Millie, die auf Venetias anderer Seite ging, formte lautlos mit den Lippen ein Gut gemacht .
    „Und was steht auf dem Plakat?“
    Venetia hatte das aufgefangene Stück Papier völlig vergessen. Sie versuchte, es zu voller Größe aufzufalten, doch der Wind ließ es vor und zurück flattern – und entriss es ihr schließlich ganz. Ihr blieb nur eine Ecke, auf der American Society of Nat stand.
    „Ist das der Gleiche?“ Millie zeigte auf den Laternenpfahl, an dem sie gerade vorbeigegangen waren.
    Auf dem Aushang, der auf dort klebte, stand:
    Die American Society of Naturalists und die Boston Society of Natural History
    präsentieren

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