Eine bezaubernde Erbin
Landauer zurück und verzehrten ihr Picknick.
„Ist es nicht Zeit, nach Hause zu fahren?“, fragte Millie Mrs Graves.
„Natürlich nicht“, antwortete Mrs Graves. „Wenn das Spiel zum Tee unterbrochen wird, gehen wir zum Eton-Pavillon, sodass dein Verlobter dir seine Freunde vorstellen kann.“
Seine Freunde mussten wissen, was er wirklich empfand, und bedauerten ihn sicherlich deswegen. Wenn Mrs Graves, die nichts davon ahnte, wie unwillig der Earl seine Ehe eingehen würde, überschwänglich ihre Freude auszudrücken begann … Millie konnte sich das Kichern nur allzu gut vorstellen.
„Aber wir sind nicht zum Eton-Pavillon eingeladen, und wir …“
Mrs Graves legte ihre behandschuhte Hand auf Millies. „Meine Liebe, es gibt keinen Grund, sich wegen der Hochzeit zu schämen. Vergiss nie, was du in diese Ehe alles einbringen wirst, und halte dich nicht für weniger wert, nur weil er jung und attraktiv ist. Die Verbindung ist vielmehr zu seinem Vorteil. Verstehst du das?“
Die eigentliche Frage war, ob er es verstand.
Er tat es nicht und würde es auch nie tun.
Mrs Graves berührte Millies Wange. „Ich liebe deinen Vater sehr, aber ich wünschte, er wäre nicht so unnötig stur, wenn es um deine Heirat geht. Du solltest einen Ehemann haben, der dich zu schätzen weiß, denn kein Mann hat mehr Glück als der, der dich zur Ehefrau bekommt.
Aber da die Dinge nun einmal so sind, wie sie sind, habe ich dich heute hierher gebracht. Versteck dich nicht, Liebes. Und weiche nicht zurück. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber es wird nur schlimmer, wenn du dich versteckst. Halte den Kopf hoch und mache deine Ansprüche geltend. Er hat uns also nicht eingeladen, obwohl er es hätte tun sollen. Das heißt, dass es jetzt an dir liegt, ihn deine Anwesenheit spüren zu lassen, sodass er seine Pflicht tut und deine Stellung in seinem Leben öffentlich anerkennt.“
Das konnte sie nicht. Sie besaß nicht die Stärke, jemanden zu irgendetwas zu nötigen. Sie wollte sich am liebsten in einem Loch verkriechen.
„Ja, Mutter“, sagte sie.
„Gut.“ Mrs Graves tätschelte Millie die Schulter. „Ich werde jetzt einen Augenblick lang meine Augen schließen und mich ausruhen, und dann werden wir uns Lord Fitzhugh präsentieren. Und wehe, er ist nicht angemessen beeindruckt und erfreut.“
Mrs Graves machte ein Nickerchen. Millie zerknitterte ihr Taschentuch. Der Junge in der Kutsche neben ihnen berichtete vom Geschehen auf dem Spielfeld, nannte aber zum Glück nicht die Namen der einzelnen Spieler.
Plötzlich verstummte er – mitten im Satz. Millie schaute zu ihm hinüber, um zu sehen, ob er sich an seinem Essen verschluckt hatte, aber er starrte einfach nur mit offenem Mund geradeaus.
Er war nicht der Einzige. Die Mienen der anderen in der Kutsche – die Eltern, eine Schwester und ein Bruder – waren in ähnlicher Verwunderung erstarrt. Um sie herum hielten auch die Leute in weiteren Kutschen in ihren Tätigkeiten inne und sahen alle gebannt in dieselbe Richtung.
Millie drehte sich um und erblickte die schönste Frau, die je auf Gottes Erde gewandelt war. Ein Wesen wie aus einer alten Sage war sie, die Reinkarnation der schönen Helena oder Aphrodite selbst, die zu einem Rendezvous mit ihrem Adonis vom Olymp herabgestiegen war.
Sie lief nicht, sondern schwebte über den Boden. Ihr cremefarbener Sonnenschirm beschattete ein Gesicht, das sowohl makellos symmetrisch war, als auch auf jene unbeschreibliche Art erschütternd, die wahre Schönheit von bloßer Hübschheit unterscheidet. Millie hätte schwören können, dass die Wolken, die in der letzten halben Stunde die Menge vor der Sonne geschützt hatten, beiseite wichen, damit ein heller Sonnenstrahl auf die Frau fallen und ihre einzigartige Schönheit beleuchten konnte, denn es wäre eine Schande gewesen, diesen Liebreiz nicht perfekt in Szene zu setzen.
Sie hätte es nicht für möglich gehalten, doch sie kam auf die Kutsche der Graves zu.
„Miss Graves, nicht wahr?“, fragte sie lächelnd.
Ihr Lächeln war so überwältigend, dass Millie fast nach hinten in ihren Sitz gefallen wäre. Sie musste nach ihrer Stimme suchen. Und für einen Moment wusste sie plötzlich nicht mehr, ob sie überhaupt Miss Graves war.
„Äh … ja?“
„Ich weiß, wie unhöflich es ist, sich selbst vorzustellen, aber da wir demnächst zur selben Familie gehören, hoffe ich, dass es Ihnen nicht allzu viel ausmacht.“
Millie hatte keine Ahnung, wovon die Fremde
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