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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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reichte ihm die Hand. „Dann sind wir uns einig.“
    Er blickte auf ihre ausgestreckte Hand. Einen Augenblick lang bröckelte die Maske seiner Teilnahmslosigkeit. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem rauen, rebellischen Ausdruck – aber nur einen Augenblick lang. Der Handel war abgeschlossen, der Vertrag unterzeichnet. Er hatte keine Wahl; was er wollte, war unerheblich.
    Als sein Blick auf ihren traf, wirkte er ausdruckslos – der Blick eines Mannes ohne jede Hoffnung.
    „Einverstanden.“ Er schüttelte ihre Hand. Seine Stimme war ebenfalls ausdruckslos, eine Mauer, die seine Wut verbarg. „Danke.“
    Sie zitterte innerlich. „Kein Grund, mir zu danken. Ich habe es für mich selbst getan.“
    Wahrere Worte hatte sie nie gesprochen.

KAPITEL 4
    1896
    Da der Verkehr eine Weile zum Erliegen gekommen war, hatten Helena und Millie nach ihrer Rückkehr von Lady Margaret Dearborn gerade noch Zeit, sich umzuziehen, ehe sie zum Abendessen aufbrechen mussten.
    Fitz wartete auf sie, als sie die Treppe herunterkamen. „Ihr seht beide hinreißend aus.“
    Helena konnte an ihrem Zwilling keinen offensichtlichen Unterschied feststellen, obwohl er zum ersten Mal seit acht Jahren mit seiner Isabelle gesprochen hatte, aber sein Blick ruhte länger auf seiner Frau als sonst.
    „Danke“, sagte Millie. „Wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.“
    Ihr Ton war der einer ganz normalen Ehefrau in einer ganz normalen Ehe an einem ganz normalen Tag. Wie seltsam, dass Fitz nie aufzufallen schien, wie eigenartig das war. Solch fortwährend neutrale Erwiderungen waren unnatürlich – zumindest empfand Helena das so.
    Die Unterhaltung in der Kutsche auf dem Weg zu den Queensberrys war ebenfalls größtenteils ganz normal: Die Gesellschaft war immer noch vollauf damit beschäftigt, dass ihre Schwester Venetia mit dem Duke of Lexington durchgebrannt war. Die Leute kauften immer mehr Konservendosen. Helena hatte sich mit Miss Evangeline South geeinigt, deren zauberhafte Bilderbücher sie schon lange hatte veröffentlichen wollen.
    Erst als sie in die Straße der Queensberrys einbogen, stellte Millie ihre Frage, als wäre es eine reine Nebensache: „Und wie geht es Mrs Englewood?“
    „Es scheint ihr gut zu gehen. Sie ist froh, wieder zurück zu sein“, sagte Fitz. Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Sie hat mir ihre Kinder vorgestellt.“
    Seine Stimme klang in Helenas Ohren belegt. Ihre Brust zog sich zusammen. Sie erinnerte sich noch gut an seine stumme Verzweiflung, als er ihnen von seiner bevorstehenden Hochzeit erzählt hatte. Sie erinnerte sich an die Tränen, die Venetias Wangen hinabgerollt waren – und an ihre eigenen. Sie erinnerte sich, wie schwer es ihr gefallen war, nicht in aller Öffentlichkeit zu weinen, als sie danach Isabelle getroffen hatte.
    „Es müssen sehr hübsche sein“, murmelte Millie.
    Fitz sah zum Fenster raus. „Ja, das sind sie. Außergewöhnlich hübsch.“
    Millie hatte ihre Frage zur perfekten Zeit gestellt: In genau diesem Augenblick hielt die Kutsche vor dem Anwesen der Queensberrys an, und als sie das Haus betraten und Freunde und Bekannte begrüßten, wurde nicht mehr von Isabelle Pelham und ihren Kindern gesprochen.
    Zu ihrem Verdruss stellte Helena fest, dass Viscount Hastings ebenfalls anwesend war. Hastings war Fitz‘ bester Freund und derjenige, der Helenas Familie von ihrer Affäre erzählt hatte – nachdem er sich mit der Lüge, ihr Geheimnis wahren zu wollen, einen Kuss von ihr erschwindelt hatte. Hinterher hatte er ihr dreist erklärt, er habe lediglich versprochen, die Identität ihres Geliebten zu verheimlichen, nicht die Affäre selbst.
    Zum Glück war er beim Essen nicht neben sie gesetzt worden. Es sollten besser keine Gegenstände in ihrer Nähe liegen, mit denen sie auf ihn losgehen könnte, wenn sie länger als eine Viertelstunde seine Anwesenheit ertragen musste. Aber nach dem Essen, als sich die Herren wieder zu den Damen im Salon gesellten, dauerte es nicht lange, bis er zu ihr trat.
    Sie hatte sich eine Chaiselongue mit Millie und Mrs Queensberry geteilt, welche Hastings mit großer Herzlichkeit begrüßten und sich dann, als hätten sie sich gegen sie verschworen, erhoben und unter die Leute mischten.
    „Sie sehen frustriert aus, Miss Fitzhugh.“ Er senkte die Stimme. „War es in letzter Zeit einsam in Ihrem Bett?“
    Er wusste ganz genau, dass sie einer strengeren Beobachtung ausgesetzte war als die Aktienpreise an der Börse. Sie

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