Eine bezaubernde Erbin
hatte immer gedacht, dass du sanft entschlafen würdest“, sagte er zu ihr, als er das Bett aus weicher Baumwolle zurechtzupfte, das er ihr hergerichtet hatte. „Und es wäre so leicht, du würdest es nicht einmal bemerken.“
Sie keuchte mühsam. Ihre Augen waren geschlossen. Einer ihrer kleinen Füße zuckte hin und wieder, aber ansonsten war sie zu schwach, um sich zu bewegen.
„Ich möchte dich immer in meiner Tasche tragen. Und ich wette, du möchtest das auch. Ich wette, du wünschst dir, dass dir nur das Einschlafen schwer fällt und dass es, wenn du aufwachst, wieder Frühling ist und du wieder stark und gesund und bereit bist, dir Gewicht anzufuttern. Aber ich fürchte, keiner von uns kann alles haben, was wir wollen.
Du gehst an einen wunderbaren Ort, wo immer Frühling ist. Ich werde nicht da sein, aber ich werde mich von hier aus an dich erinnern. Und ich werde mir vorstellen, wie du von Knollen und Haselnüssen umgeben bist – und wieder hungrig und jung.“
Sie atmete nicht mehr.
Er weinte, ließ die Tränen ungehindert fallen. „Adieu, Alice, ruhe in Frieden.“
Die Fitzhughs erhielten eine Einladung zu Isabelle Pelhams Hochzeit, aber weder Millie noch Lord Fitzhugh nahmen teil.
Zumindest nahm Millie an, dass ihr Mann nicht hinging. Sie war allein in ihrem Haus auf dem Land, während er anderswo weilte. Sie hatte nicht gefragt, wohin er ging. Sie achtete nicht einmal darauf, wie lange er weg war. Sie wusste nur, dass es länger als sieben, aber weniger als zehn Tage waren.
Er kehrte zwei Tage nach der Hochzeit zurück. Sie wartete auf das Geräusch des Vorschlaghammers. Aber durch ihr offenes Fenster drangen nur das Rauschen des Windes und die Geräusche der im Hof tätigen Dienstboten, die ihren Aufgaben nachgingen.
Ihre Neugierde besiegte den Entschluss, sich nicht darum zu kümmern. Sie huschte in ein Zimmer, von dem aus sie zu den Mauerresten sehen konnte. Er trug noch immer seine Reisekleidung und stand vor der Mauer, während er eine Hand darauflegte. Dann ging er langsam in eine Richtung, fuhr mit der Hand über die Steine wie ein Archäologiestudent, der die Ruinen von Pompeji zum ersten Mal betrachtete.
Sie unternahm ihren Nachmittagsspaziergang. Als sie zurückkam, war er noch immer dort, lehnte gegen die Steine und hatte eine Zigarette zwischen den Fingern.
Er hob das Kinn, als sie sich näherte. Sein nachdenklicher, wehmütiger Gesichtsausdruck verriet ihr alles.
„Sie sind zur Hochzeit gegangen“, sagte sie ohne große Einleitung.
„Nein und ja“, erwiderte er. „Ich bin nicht hineingegangen.“
„Sie haben draußen vor der Kirche gestanden, während sie drinnen ihr Ehegelöbnis sprach?“
Was für eine verzweifelte und lächerlich romantische Geste – ein weiterer Grund, ihn nicht zu lieben. Und dennoch brach ihr das Herz.
„Ich habe zugesehen, wie sie aus der Kirche kamen, in die Kutsche stiegen und abfuhren.“
„Hat sie Sie gesehen?“
„Nein“, sagte er leise. „Ich war nur ein weiteres Gesicht in der Menge.“
„Sie war sicherlich eine wunderschöne Braut.“
„Ja, wunderschön. Ihr Bräutigam hat sich gefreut, und sie schien glücklich.“ Er legte den Kopf in den Nacken. „Ich habe den Tag ihrer Hochzeit gefürchtet. Aber jetzt, wo es vorbei ist, bin ich beinahe … erleichtert. Es ist endlich passiert: Sie ist die Frau eines anderen geworden. Ich muss es nicht länger fürchten.“
„Freuen Sie sich für sie?“
„Ich wünschte, ich könnte mit ihm tauschen. Ich beneide ihn, und das wird sich nie ändern. Aber als ich gesehen habe, wie sie ihn anlächelt, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.“
Er blickte Millie an. „Ich bin froh, dass ich nicht so selbstsüchtig bin, wie ich dachte.“
Tu mir das nicht an. Das ist nicht der Zeitpunkt, edel und großherzig zu sein.
Er griff in seine Tasche und zog ein in Seide gebundenes Päckchen hervor, das mit einem Bändchen umwickelt war. „Das ist für Sie.“
„Sie haben mir schon etwas zum Geburtstag geschenkt.“
„Wir beide wissen, dass Venetia an Ihren Geburtstag gedacht und Ihnen etwas in meinem Namen geschenkt hat. Sie sind mir eine treue Freundin gewesen. Ich habe bis jetzt meiner Dankbarkeit nicht besonders gut Ausdruck verliehen, aber ich möchte, dass Sie wissen, wie dankbar ich Ihnen bin.“
Nicht , sagte sie beinahe laut. Bloß nicht.
„Sie haben nicht zugelassen, dass ich mich im Whiskey ertränke. Sie haben mich bei Colonel Clements nicht im Stich gelassen. Und Sie
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