Eine bezaubernde Erbin
gekostet hatten – und würde es auch immer sein.
Millie beschloss, sich zu entlieben.
Sie wusste nicht, warum sie nicht schon viel früher darauf gekommen war. Als sie sich verliebt hatte, hatte sie das als chronischen Zustand hingenommen, etwas, was sie erdulden musste, solange sie lebte.
Das war so ganz sicher nicht richtig. Sie musste erkennen, dass an ihrer Liebe nichts Besonderes war. Sie war einfach nur ein gewöhnliches junges Mädchen, das sich vom guten Aussehen eines ebenso jungen Mannes hatte blenden lassen. Was war ihre Liebe denn anderes als das Bedürfnis, ihn zu besitzen? Was war seine Liebe denn anderes, als ein ähnliches Verlangen danach, Miss Pelham mit Leib und Seele sein nennen zu können?
Manche Dinge im Leben waren wirklich schwierig. Die Quelle des Nils zu finden, zum Beispiel. Oder den Südpol zu erforschen. Aber einen Mann nicht länger zu lieben, der sie selten auch nur ansah … Warum sollte das eine unmögliche Aufgabe sein?
Alice ging es nicht gut. Sie müsste sich eigentlich in Vorbereitung auf ihren Winterschlaf vollstopfen und an Gewicht zulegen, aber sie schien keinen Appetit zu haben. Fitz versuchte es mit allerlei Samen, Früchten und Nüssen. Er nahm sie auf lange Spaziergänge mit und suchte nach Blattläusen und anderen kleinen Insekten, die ihr schmecken könnten. Er veranlasste die Gärtner, verschiedene Pflanzen auskeimen zu lassen, damit sie frische Blattknospen essen konnte, auf die sie seit dem Frühling hatte verzichten müssen.
Nichts wirkte. Sie fraß wenig und verbrachte die restlichen Stunden, die sie wach war, in verschiedenen Stadien der Lustlosigkeit, ihre Augen trübe, ihr Atem schwer.
Sie wurde alt. Aber er hatte sich darauf verlassen, dass sie wenigstens noch ein Jahr hatte, zwölf weitere Monate des sanften Schlummerns und fröhlichen Naschens, dreihundertfünfundsechzig weitere Tage, in denen er sich an den Gedanken gewöhnen konnte, dass sie nicht ewig leben würde.
Nicht so früh, nicht jetzt, wo Isabelles Hochzeit so unmittelbar bevorstand. Es gab keine lange Verlobungszeit, wie er heimlich gehofft hatte. Die Hochzeit würde noch vor dem Ende von Captain Englewoods Heimaturlaub stattfinden. Die Flitterwochen würden sie in Frankreich und Italien verbringen, auf dem Weg nach Indien, wo Captain Englewood stationiert war.
Fitz hätte sie während seines Heimaturlaubes von seinem Regiment in Indien geheiratet, wenn er Captain Fitzhugh geworden wäre. Und sie wären auf ihrem Weg zu ihrem neuen gemeinsamen Leben durch Frankreich und Italien gereist, vollauf mit sich selbst beschäftigt und überglücklich, endlich verheiratet zu sein.
Sie tat ihr Bestes, sich das Leben, das sie geplant hatten, zu nehmen – ohne ihn.
Er hatte immer noch ihre Briefe, das Gruppenbild und die verschiedenen kleinen Geschenke, die sie ihm über die Jahre in die Hand gedrückt hatte. Aber das waren starre Dinge, die nur Augenblicke ihrer Vergangenheit darstellten, während Alice die lebende, atmende Verkörperung all dessen war, was sie einst gewesen waren und was sie zu sein gehofft hatten. Solange Alice lebte, blieb ein Teil ihrer Verbindung erhalten, ganz gleich, wie viel Zeit und Raum zwischen ihnen lag.
Aber ohne Alice, ohne die süße kleine Alice …
Das Leben um ihn herum ging weiter. Am sanierten Herrenhaus wurde noch letzte Hand angelegt: Die Bodendielen wurden erneuert, neue Tapeten angebracht und nach und nach glänzende, blaue Wasserklosetts installiert. Seine Frau schien schrecklich ehrgeizige Ziele für den Garten zu haben: Dickicht und Gestrüpp wurde entfernt, ganze Wagenladungen mit peruanischem Guano-Dünger wurden geliefert, zusammen mit riesigen Säcken voller Knollen und Blumenzwiebeln für die ersten Farbkleckser im Frühling.
Manchmal sah er sie in einem breitkrempigen Hut, wie sie sich mit den Gärtnern beratschlagte und den Plan in ihren Händen betrachtete, während sie neue Blumenbeete und Pfade ausmaßen.
Und trotz seiner Panik würde er Alice nehmen und in sein Arbeitszimmer hinuntergehen, um sich mit seinem Verwalter, seinem Architekten und seinem Bauleiter zu treffen, um seine Pächter zu empfangen und zwischen ihnen zu vermitteln, ihre Probleme zu lösen, und um seinen wöchentlichen Bericht an Colonel Clements über den Verlauf seiner zahlreichen Aufgaben zu schreiben.
In einigen Aspekten war er wie seine Frau: stoisch und entschlossen. Er machte weiter, ganz gleich, was war.
Alice allerdings konnte nicht mehr weitermachen.
„Ich
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