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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Hände genommen, um gleichsam die Wutanfälle eines Gutes zu beruhigen, das von all der Vernachlässigung launisch geworden war.
    Sie hatten einmal keine fünfzehn Zentimeter vom Weg entfernt gestanden und darüber beraten, was sie mit der Unmenge entfernten Gestrüpps anfangen sollten. Sie hatten sich letztlich gegen ein großes Feuer und dafür entschieden, es als Mulch zu verwenden und damit die Felder zu bedecken. An der nächsten Biegung war sie vor einigen Jahren Fitz begegnet, als er kleine Knollen aus seiner Tasche ins Land warf. Sie hatte zu viele für ihren Garten gekauft und er wollte sehen, ob einige von ihnen auf ganz natürliche Weise im Wald wachsen würden. Ein paar hatten Wurzeln geschlagen und durchbrachen in jedem Frühling den Boden und blühten von neuem als gelbe, violette und weiße Punkte inmitten der braunen Blätter vom vergangenen Herbst. Und natürlich lag weiter vorne die Stelle, an welcher der Forellenbach vor ihrer Italienreise übergelaufen war und die alte Brücke und ein Gewächshaus überflutet hatte. Sie waren tagelang vor ihrer Abreise am Ufer entlang gelaufen und hatten besprochen, was besser wäre, eine Verbreiterung oder eine Begradigung.
    Manchmal hatte sie vor Arbeit nicht gewusst, wo ihr der Kopf stand. Oft hatte ihr ein weiteres knarzendes Rad im Getriebe, das ihre Aufmerksamkeit verlangte, die letzte Geduld geraubt. Sie waren beide dem jeweils anderen begegnet und hatten lautstark nach Dynamit verlangt, um einen besonders störrischen Teil des Anwesens in die Luft zu jagen.
    Aber wenn sie zurückblickte, konnte sie nur wunderbare Augenblicke sehen, die Fäden zweier getrennter Leben, die sich allmählich, unmerklich zu einem verwoben.
    Der Pfad wand sich erneut. Sie erblickte die neue Brücke und hielt inne. Ihr Herz stürzte in einen tiefen Abgrund.
    Ein Mann und eine Frau standen auf der Brücke und umarmten sich. Und dann, selbst nachdem sie sich getrennt hatten, ruhte seine Hand noch immer auf ihrer Schulter, und sie lehnte ihren Kopf gegen seinen.
    Millie wich langsam zurück. Und als sie sicher war, dass sie sie nicht hören konnten, drehte sie sich um und rannte los.
    Sie rannte, bis sie nicht mehr rennen konnte. Dann ging sie – bis sie nicht mehr gehen konnte. Und als sie sich auf einen moosbedeckten Stein setzte, überwältigten sie schließlich ihre Tränen.
    Sie nahm an, dass es ihr irgendwann wieder gut gehen würde. Sie war eine beneidenswert reiche Frau und noch immer jung. Und wenn ein so erbärmlicher Ort wie Henley Park wieder zum Leben erweckt werden konnte, dann konnte alles wieder aufgebaut werden.
    Aber sie konnte die Zukunft nicht sehen, sie konnte nur ihren Verlust betrauern. Tag für Tag, Jahr für Jahr, Freundlichkeit für Freundlichkeit hatten sie dieses Leben zusammen aufgebaut, seine Basis eine unerschütterliche Zuneigung, seine Wände eine Partnerschaft und seine Zinnen Leidenschaft. Sie wollte es weiter aufbauen, stärken und pflegen.
    Jetzt würde sie es zurücklassen müssen, wo es in sich zusammenstürzen und zur Ruine zerfallen würde.
    Sie brach wieder in Tränen aus.
    Als es anfing, dunkel zu werden, machte sie sich auf den Weg nach Hause. Sie würde Henley Park immer als ihr Zuhause betrachten.
    Da sie nicht wollte, dass irgendjemand sie sah, öffnete sie eine Tür an der Seitenterrasse und schlüpfte die Dienstbotentreppe hinauf in ihr Bad. Im Spiegel war ihr Gesicht aschfahl und fleckig.
    Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, trocknete sich mit einem Handtuch ab, ging in ihr Schlafzimmer und schaltete die Lampen ein. Sie glaubte nicht, dass Fitz Mrs Englewood zum Abendessen hierher einladen würde, aber sie wollte auch nicht in den Speisesaal hinuntergehen, um es herauszufinden. Sie würde ihr Essen oben und allein zu sich nehmen.
    Das Geräusch schneller Schritte näherte sich ihrem Zimmer. Die Tür flog auf, und Fitz klammerte sich mit einer Hand an den Türpfosten, während er um Luft rang, als wäre er durch ganz Henley Park gerannt.
    „Du Idiotin. Wo zum Teufel bist du gewesen?“
    „Ich war … spazieren.“
    „Mrs Gibson hat mir gesagt, du wärst heute Morgen um elf zum Spaziergang aufgebrochen. Es ist jetzt halb zehn abends. Wir haben die letzten vier Stunden nach dir gesucht. Gott, ich habe gerade allen befohlen, den See trocken zu legen. Ich hatte befürchtet … ich dachte … und dann hab ich gesehen, dass bei dir das Licht angemacht wurde …“
    Sie wurde plötzlich hochgehoben und gegen den Bettpfosten

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