Eine bezaubernde Erbin
gedrückt. Er küsste sie, als wäre die ganze Welt ein Vakuum und sie die letzte Sauerstoffquelle.
„Tu mir das nie wieder an“, knurrte er, als er einen Augenblick zum Luftholen von ihr abließ.
„Aber Mrs Englewood, ihr seid … ich habe euch gesehen, euch beide zusammen.“
„Was?“
„Auf der neuen Brücke. Du hast sie umarmt – fest.“
„Natürlich habe ich das. Ich hatte ihr gerade gesagt, dass ich hierher gehöre – zu dir.“
„Oh“, sagte sie.
Er hatte sich am Ende für sie entschieden. Sie konnte nicht anders, sie brach wieder in Tränen aus. „Und geht es Mrs Englewood gut?“
„Ich denke schon. Sie hat gesagt, sie werde zu ihrer Schwester nach Aberdeen zurückkehren. Ihre Kinder sind noch dort. Sie wollte nicht, dass ich sie zurück nach London begleite, also habe ich Hastings telegrafiert, dass er sie am Bahnhof in Empfang nimmt. Er hat mir bereits zurückgeschrieben, dass sie gemeinsam Tee getrunken haben und er sie zum Zug gebracht hat.“
„Ich hoffe, dass sie glücklich wird“, sagte Millie durch ihre Tränen. „Ich hoffe, dass sie so glücklich wird, wie ich es jetzt bin.“
Er drückte sie an sich. „Ich bin ein solcher Narr gewesen.“
„Ich auch. Wenn ich es dir früher gesagt hätte, wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte …“
Sein Kuss erstickte ihre Worte.
„Lass mich die Suche abblasen, damit die Leute nicht weiter im Dunkeln umherstolpern und nach nichts suchen.“ Er küsste sie noch einmal. „Ruh dich besser aus. Wenn ich zurückkomme, lasse ich dich keine Sekunde lang schlafen.“
„In Ordnung, geh“, sagte sie mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen.
„Au“, sagte Fitz.
Er war vor einiger Zeit zurückgekommen, und sie hatte ihn ins Bett geschubst und sich auf ihn gesetzt. Sie war immer noch auf ihm, fuhr mit ihrer Hand über seinen Arm, knabberte an seiner Schulter.
Er zog eine eingerahmte Fotografie unter sich hervor. „Ich muss sie auf deinem Bett liegen lassen haben, als ich darauf gewartet hatte, dass du von deinem Spaziergang zurückkommst.“
Sie atmete scharf ein. „Es tut mir leid, Liebling. Ich wusste nicht, dass du die ganze Zeit Schmerzen hattest. Es tut mir so …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und lächelte verwegen. „Glaub mir, ich hab’s gar nicht bemerkt.“
Sie sahen sich die Fotografie einen Augenblick lang an. Sie standen beide am Rande eines Bildes, das nur Hastings hätte zeigen sollen. Es war ihr Lieblingsbild – sie hatte in jedem Haus einen gerahmten Abzug und mehrere ohne Rahmen in ihrem Ankleideraum.
„Lass uns Hastings rausschneiden“, schlug Fitz vor. „Damit nur wir darauf zu sehen sind.“
Sie kicherte. „Der arme Hastings.“
„Ich bin mir sicher, dass er uns freiwillig allein lässt.“
Als die Fotografie sicher auf dem Nachttisch stand, küsste er sie. „So fühlt es sich also an, mit der Frau, die ich liebe, verheiratet zu sein.“
Mit der Frau, die ich liebe. Sie würde es nie leid sein, diese Worte zu hören. „Befriedigend, hoffe ich doch.“
„Jahrelang habe ich mich gefragt, wie anders – wie viel besser – mein Leben wäre, hätte ich in der Zeit zurückreisen und gewisse wichtige Ereignisse ändern können. Wenn ich zum Beispiel das Leben des vormaligen Earls hätte verlängern oder dafür sorgen können, dass der Nordflügel nie gebaut würde. Nach einer Weile habe ich aufgehört, solchen Träumen nachzuhängen, denn ich war viel zu sehr beschäftigt, und es hatte keinen Sinn. Aber jetzt weiß ich es. Ich würde nichts ändern, denn nur das Leben, dass ich geführt habe, konnte mich hierher, zu dir führen.“ Er fuhr mit einem Finger über ihre Augenbrauen. „Ich bin mehr als froh, dass ich hier bei dir bin.“
In ihren Augen schimmerten wieder Tränen. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich.“ Er küsste sie wieder. „Ich liebe alles an dir.“
Sie lächelte durch ihre Tränen hindurch und küsste den Siegelring an seiner Hand. Und dann fuhr sie mit der Zunge darüber, wie sie es seit so vielen Jahren schon hatte tun wollen. „Ich stelle Sie jetzt vor die Entscheidung, Lord Fitzhugh: Abendessen oder mich?“
„Dich, meine Liebe.“ Er zog sie an sich. „Immer nur dich.“
***
Danke, dass Sie „Eine bezaubernde Erbin“ gelesen haben.
Möchten Sie wissen, wann der nächste Roman von Sherry Thomas auf Deutsch erscheint? Melden Sie sich für den Newsletter auf www.sherrythomas.com an. Sie können ihr auch auf Twitter
Weitere Kostenlose Bücher