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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Dinge so geschehen sind, wie sie geschehen sind – ist, dass jemand kommt, der die Macht hat, zu sagen, dass es dieser Weg ist, der eingeschlagen werden muss. Sie, Mister Fontanelli. Sie können das entscheiden. Weil Sie es erzwingen können.«

19
    »Ist das Ihr Plan?«
    »Ja.«
    »Es erzwingen?«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte McCaine. Der Blick seiner Augen schien imstande zu sein, Löcher in Möbelstücke zu brennen. »Es ist nicht nett, zugegeben. Aber das, was andernfalls passiert, wird auch nicht nett sein.«
    »Es erzwingen? Kann ich das denn?« John hob die Hände. »Ich meine, okay, eine Billion Dollar ist ein Haufen Geld – aber reicht es?«
    McCaine nickte nur.
    John schüttelte den Kopf. »Ich habe von Banken gelesen, die über Bilanzsummen von vierhundert, fünfhundert Milliarden Dollar verfügen«, fuhr er fort. »Die Citibank, kann das sein? Und japanische Banken, die Namen konnte ich mir nicht merken. Es gibt Versicherungen, die Hunderte von Milliarden an Rücklagen haben…«
    »Ja«, nickte McCaine wieder. »Aber Ihre Billion, Mister Fontanelli, ist nicht nur einzigartig, sie hat auch noch einen entscheidenden Vorteil – sie gehört Ihnen!« Er nahm seine Wanderung wieder auf. Allmählich ahnte John, warum der Teppich so abgewetzt war. »Banken, Versicherungen und auch Investmentfonds – und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche – sind Sklaven des Marktes. Dienstboten des Reichtums. Die Milliarden, die sie bewegen, sind ihnen nur anvertraut, und wenn sie nicht mehr Geld damit erwirtschaften, nimmt man sie ihnen wieder weg. Das engt den Spielraum nicht nur ein, das annulliert ihre Macht fast völlig. Was können sie denn entscheiden? Ob sie diese Aktie kaufen oder jene. Und diese Entscheidung hängt davon ab, von welcher Aktie sie mehr Gewinn erhoffen. Ich verwalte mit meiner Firma fünfhundert Millionen Pfund. Was glauben Sie, was passiert, wenn ich beschließe, für das Geld Land im Amazonas zu kaufen, um den Regenwald zu retten? Im Nu würden die Anleger ihr Geld wieder abziehen, und ich würde vermutlich entweder im Gefängnis oder im Irrenhaus landen. Dabei wäre das eine Investition, die sich noch für Kinder und Kindeskinder dieser Investoren segensreich auswirken würde – aber sie bringt kein Geld ein, keine Rendite. Verstehen Sie, was ich meine? Sehen Sie den Unterschied? Die Banken besitzen das Geld zwar, aber sie können nicht frei darüber verfügen. Also sind sie nur ausführende Organe, Dienstleister, das Sammelbecken der Investitionsabsichten ihrer Anleger, weiter nichts. Nein, verwechseln Sie nicht Besitz und Eigentum. Eigentum ist das Entscheidende.«
    Er ging hinter seinen Schreibtisch, hob die Schreibunterlage hoch und zog einen kleinen Zettel hervor, der dort offenbar schon eine Weile auf seinen Einsatz gewartet hatte. »Zu Ihrer zweiten Frage – wie viel ist denn eine Billion Dollar? Ich habe mir ein paar Zahlen zum Vergleich aufgeschrieben. Solche Zahlen sind, anbei bemerkt, schwer zu bekommen, und meistens sind sie nicht gerade das, was man als tagesaktuell bezeichnen würde. Diese hier stammen von 1993, aus einer Statistik der Financial Times . Danach betrug der Gesamtumsatz im Welthandel 1993 4,5 Billionen Dollar, wovon eine Billion Dollar Dienstleistungen waren. Wenn man Auslandseinkommen und internationale Geldtransfers mitrechnet, kommt man auf einen Devisenbedarf von 5,8 Billionen Dollar. Der Gesamtkapitalwert der an der Börse geführten Firmen der Vereinigten Staaten von Amerika belief sich auf 3,3 und der Japans auf 2,3 Billionen Dollar, und weltweit kommt man auf rund 8,8 Billionen Dollar.« Er sah hoch. »Ihre Billion, Mister Fontanelli, ist viel Geld. Nicht genug, um die Welt zu kaufen – aber genug, um bestimmen zu können, wohin sie rollt.«
    John rieb sich die Stirn. Das war alles so viel, so schwer, so bedrückend. »Aber wie soll das denn konkret vor sich gehen?«, fragte er schließlich. Seine Stimme klang dünn und weich, fast weinerlich in seinen Ohren, er ärgerte sich darüber. »Ich gehe hin und sage: ›Macht in Zukunft das und das, sonst…‹ Sonst was? Und wem sage ich das?«
    »Nein, so funktioniert das nicht«, lächelte McCaine und steckte seinen Zettel in die Tasche. »Macht ist nicht dasselbe wie Erpressung. Nein, was Sie tun müssen, ist, Firmen zu kaufen. Hierbei kommt Ihnen außerdem etwas zugute, das ich noch gar nicht erwähnt habe, nämlich, dass Sie eine Firma nicht vollständig besitzen müssen, um sie

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